Montag 13. Mai 2024

25 Jahre Beschaffungsbetrieb der MIVA – eine Erfolgsgeschichte

ChristophorusHaus mit MIVA-Autos. © MIVA

Der „Beschaffungsbetrieb der MIVA“ (BBM) feiert das erste Vierteljahrhundert seit seiner Gründung. Die Zahlen können sich sehen lassen. In 100 Ländern wurden 6851 Projekte mit einem Gesamtauftragsvolumen von 105,6 Millionen Euro verwirklicht.

Neben dem Gründungsjahr 1989 sind noch zwei weitere Jahreszahlen für die Geschichte des BBM erwähnenswert: 1995 wurde – zusätzlich zu Ankauf und Lieferung von Hilfsgütern – die Abwicklung technischer Projekte gestartet. 2003 wurde das ChristophorusHaus gebaut, das nicht nur die Arbeit für das BBM-Team erleichtert, sondern auch als ökologischer und innovativer Bau zum Ausdruck bringt, wofür der BBM mit seinen Projekten steht.

 

ChristophorusHaus mit MIVA-Autos. © MIVA


1989 wurde der BBM als Tochterbetrieb der MIVA gegründet, und zwar vor allem mit dem Ziel, die Lieferung von MIVA-Fahrzeugen weiter zu professionalisieren. Der BBM konnte sein Know-how aber auch anderen Hilfsorganisationen anbieten, sodass über Fahrzeuge hinaus bald die unterschiedlichsten Hilfsgüter in die Einsatzgebiete geliefert wurden. Der BBM hilft durch seine Expertise im Bereich Logistik und Exporte tatkräftig mit, Kosten zu sparen und damit die Spendengelder optimal einzusetzen. Heute geht sein Tätigkeitsumfang bei weitem darüber hinaus: Seit 1995 betreut er technisch-ökologische Großprojekte in den ärmsten Gebieten der Welt. Dabei setzt das Team auf Ökologie und Nachhaltigkeit. In Anschaffung und Betrieb teure Dieselgeneratoren werden durch Photovoltaik-Anlagen ersetzt. Wasser wird – etwa in Spitalswäschereien – nicht mehr durch Holzöfen erhitzt, sondern durch Sonnenkollektoren. Mit solchen Projekten hilft der BBM daher gleichzeitig der Umwelt und den Menschen, die in ihr leben. Auf den Austausch mit der lokalen Bevölkerung legt das BBM-Team großen Wert. Nur wer zuhört und auf die Menschen eingeht, kann die tatsächlichen Bedürfnisse berücksichtigen und gemeinsam Lösungen finden. Diese Überlegungen standen auch beim Bau des ChristophorusHauses im Jahr 2003 im Mittelpunkt. Auch zukünftige Generationen sollen vom heutigen Handeln profitieren.

 

 Das BBM-Team. © MIVA

Das BBM-Team: Reinhard Harrer, Andrea Kasper, Anita Hofbauer, Michael Dornetshuber, Christine Parzer, Johannes Winkler, Ansgar Roth, Norbert Demmelbauer, Manfred Pichler, Guntram Rüttershoff.  © MIVA

 

 

Ein Experte im Gespräch

 

Norbert Demmelbauer, 56, ist Leiter der Großprojekte beim BBM. Seit seinem 21. Lebensjahr ist er in der Entwicklungszusammenarbeit tätig. Unter anderem absolvierte er einen siebenjährigen Einsatz in Nicaragua. 1990 stieg er auf Honorarbasis beim BBM ein und wurde 1995 angestellt. Demmelbauer ist etwa drei Monate pro Jahr unterwegs, vor allem in Ostafrika, um BBM-Projekte zu begleiten, in Schulungen das notwendige Know-how weiterzugeben und nicht zuletzt um mit der Bevölkerung in den Einsatzorten ins Gespräch kommen.

 

 

Norbert Demmelbauer © MIVA

 

Sie waren praktisch vom Anfang an dabei. Was konnte der BBM in den 25 Jahren aus Ihrer Sicht bewirken?
Der BBM ist aus der Notwenigkeit technischer Expertise für Hilfsprojekte entstanden. Entwicklungsexpertinnen und –experten fehlt sehr oft das technische Know-how. Der damalige Direktor Franz Xaver Kumpfmüller hat diese Herausforderung erkannt und konsequenter Weise einen Bereich ins Leben gerufen, der genau das abdeckt. Am Anfang standen meist Projekte, in denen europäische Organisationen und Missionsorden die Inhalte vorgaben. Jetzt kommen dagegen vorwiegend die lokalen Partner direkt auf uns zu, um unsere Erfahrung zu nutzen. Schon seit 1997 haben wir den Schwerpunkt auf die Ökologie gelegt – lange bevor sie in der Entwicklungszusammenarbeit als Thema erkannt und zum Schwerpunkt gemacht wurde. Wir installierten solare Wasserpumpen, wasserlose Toiletten, Anlagen zur biologischen Abwasserreinigung oder setzten Photovoltaik anstelle vorhandener Generatoren oder auch in Kombination mit ihnen ein. Wenn wir unsere Systeme in Krankenhäusern, Schulen, Radiostationen oder Werkstätten eingebaut haben, sehen die Menschen sehr schnell eine Verbesserung ihrer Lebenssituation. In den Krankenhäusern kann man die Kühlgeräte für Impfungen und Blutkonserven mit Solarstrom betreiben. Eine Operation ist jederzeit möglich. Vielen an Malaria Erkrankten kann man mit Sauerstoff aus O-Konzentratoren das Leben retten. Die Liste an Beispielen ließe sich fortsetzen.

 

Wie sehr muss ein Techniker auf die Kultur des jeweiligen Landes achten?
Die kulturelle Komponente ist oft entscheidend für das Gelingen eines Projektes. Bräuche und Tradition spielen eine wesentliche Rolle. Ich habe zum Beispiel erlebt, dass in manchen Gesellschaften weiße Moskitonetze nichtverwendet werden, weil Weiß die Farbe des Totentuches ist. Bei den wasserlosen Toiletten verwenden wir häufig Asche, um Fäkalien rascher zu trocknen und den pH-Wert anzuheben. Das tötet die Keime ab. Aber in manchen Kulturkreisen hat auch Asche eine negative Bedeutung. Wenn man das weiß, kann man gegebenenfalls Asche durch Kalk ersetzen.

 

Wie hat sich die Arbeit in den letzten 25 Jahren geändert?
Wir haben über Jahrzehnte sehr viel institutionelles Wissen aufgebaut und können nun in Ostafrika auf ein lokales Netzwerk von ausgezeichneten Technikern, die von uns ausgebildet wurden, zurückgreifen. Ingenieure aus Europaund Ostafrika arbeiten gemeinsam an der Planung der jeweiligen Projekte. Früher kamen die Materiallieferungen vorwiegend aus Europa. Das hat sich durch den Aufbau lokaler Produktionsstätten stark verändert. Wasserleitungsrohre werden zum Beispiel heute in Uganda produziert. Sie sind von guter Qualität und kostengünstiger als Konkurrenzprodukte aus Europa. Wir sehen unsere Aufgabe darin, Preise und Qualität lokal und international zu vergleichen und so das Optimum für die Projektpartner herauszuholen. Wir haben im Vergleich zu früher auch unsere Beratungstätigkeit verstärkt. Und wir verwirklichen öfter innovative Projekte. Zum Beispiel hat im nördlichen Süd-Sudan ein Expertenteam unter der Führung des BBM einen energieautarken Operationssaal geplant. Er wird jetzt gebaut. Die Projekte sind auf jeden Fall komplexer geworden und nehmen einen längeren Zeitraum in Anspruch.

 

Was ist bei der vom BBM angebotenen Hilfeleistung gegenüber der Zeit der Gründung anders geworden?
Von der reinen Beschaffung hin zu mehr Beratung, Ausbildung und gemeinsamer Planung und Umsetzung. Wichtig für uns war und ist, unseren Projektpartnern im Süden den Zugang zu neuen, hochwertigen Technologien zu ermöglichen. Der afrikanische Markt ist mit Geräten überschwemmt, die bei uns schon obsolet sind. Dabei handelt es sich um Neugeräte, die teuer gekauft werden müssen. In unseren Projekten setzen wir auf neue und robuste Technik und bilden gleichzeitig die lokalen Techniker dafür aus. Die eingesetzte Technik muss von unseren lokalen Experten verstanden werden, nur so kann man eine lange Laufzeit der Geräte gewährleisten.

 

Warum legt der BBM in seiner Entwicklungszusammenarbeit so viel Wert auf Nachhaltigkeit?
Der Begriff der Nachhaltigkeit ist vielschichtig. Bei den technischen Aspekten sind es vor allem extreme klimatische Bedingungen, die den Geräten zusetzen. Zum Beispiel haben Kühlschränke, die in Österreich gut funktionieren, oft keine lange Lebenszeit im subtropischen Klima. Die hohe Umgebungstemperatur, Luftfeuchtigkeit und in der Trockenzeit der Staub setzen jedem technischen oder medizinischem Gerät zu. Nachhaltigkeit umfasst aber viel mehr. Wir haben eine eigene Liste von Kriterien.

 

Nachhaltig ist für uns,

  • was sinnvoll ist und gebraucht wird (Effizienz und Effektivität)
  • was in der Anschaffung und Erhaltung leistbar ist
  • was lokales Personal installieren, bedienen, warten und reparieren kann
  • wenn Ersatzteile für viele Jahre verfügbar sind
  • was den Umweltbedingungen und äußeren Einflüssen standhält
  • was erneuerbare und lokale Ressourcen nützt
  • was lokal oder möglichst nahe produziert wird
  • was die Rolle der Frau in der Gesellschaft stärkt
  • was gut für Gesundheit und Umwelt ist

Warum sind die BBM-Projekte in den Bereichen Stromversorgung, Wasser und Hygiene so wichtig?
Durch die biologische Reinigung des Abwassers werden die Trinkwasserressourcen geschützt. Gereinigtes Abwasser wird in manchen Projekten auch zur Bewässerung von Obstbäumen verwendet – so spart man Trinkwasser. Solarstrom bringt in vieler Hinsicht eine Verbesserung der Lebensumstände: Solar Home-Systeme in den Hütten verbessern das Licht und verringern die Brandgefahr – ein Großteil der Hütten ist ja mit getrocknetem Gras gedeckt. Solare Wasserpumpen am Dorfplatz verbessern die Lebensqualität der Frauen und Kinder. Brunnenwasser ist sauberes Wasser, dadurch bekämpft man die „water born diseases“, also jene Krankheiten, die durch verunreinigtes Oberflächenwasser entstehen können.

 

Was war Ihr bisher schönster Moment in der Entwicklungszusammenarbeit?
Mein schönster Moment als EZA-Techniker war, als wir während der Ebolakrise in Uganda (2000/2001) innerhalb von drei Monaten eine neue Spitalswäscherei installiert haben, um weitere Infektionen des Wäschereipersonals mit dem tödlichen Virus zu verhindern.

 

 

 

Solartracker © MIVA
Trinkwasserversorgung © MIVA
Trinkwasserversorgung © MIVA
Trinkwasserversorgung © MIVA

 

 

Was ist die MIVA Austria?

 

Die MIVA Austria ist ein Hilfswerk der katholischen Kirche. Ihre Aufgabe ist es, für junge Kirchen und Projekte der Entwicklungszusammenarbeit Fahrzeuge zu beschaffen: je nach Bedarf PKW oder Geländewagen, Motorräder, Fahrräder, Traktoren, landwirtschaftliche Geräte, fallweise auch Boote oder kleine Schiffe, Flugzeuge oder Lasttiere. Während Europa oft an zu viel Verkehr leidet und vor allem auf Autobahnen lange Stauzeiten in Kauf genommen werden, fehlt es vielen Menschen in den ärmsten Ländern an Mobilität. Umso mehr müssen Priester, Schwestern, Entwicklungshelfer und medizinisches Personal mobil sein. Die Idee der MIVA lautet daher: Auch Mobilität ist teilbar. Vom europäischen Überfluss kann man denen etwas geben, die es brauchen. Der Dank für unfallfreies Fahren lässt sich mit internationaler Solidarität verbinden. Die MIVA beschränkt ihre Hilfeleistung nicht auf eine Region der Erde. Lateinamerika, Afrika, Asien, Ozeanien, Süd- und Südosteuropa: Wo immer Projektpartner ein Ansuchen stellen, das in die Zuständigkeit der MIVA fällt, wird es geprüft und nach Maßgabe der vorhandenen Mittel gefördert. So spannt sich von Stadl-Paura aus zu Partnern in aller Welt längst ein Netz der Solidarität und in vielen Fällen auch der Freundschaft.

 

Die Gründung der MIVA

Alles begann mit dem Tod eines Missionars. Der deutsche Pater Otto Fuhrmann OMI starb als Missionar im Norden Namibias, nachdem er an einem tropischen Fieber erkrankt war. Man hätte ihn retten können, aber das nächste Spital war Tagesmärsche entfernt. Fuhrmanns Freund aus Studienzeiten, der als „Fliegender Pater“ weit über Deutschland hinaus bekannte Oblatenmissionar Paul Schulte, fasste daraufhin den Entschluss, die Missionare mit Fahrzeugen, aber auch mit Kommunikationseinrichtungen zu versorgen, um ihre Mobilität und damit ihre Überlebenschancen zu erhöhen. 1927 gründete er die Missions-Verkehrs-Arbeitsgemeinschaft. Die MIVA-Idee war geboren: technische Unterstützung  für Mission und Entwicklung, Räder der Hoffnung für Wege aus dem Elend.

 

 Logistik für MIVA: Foto aus der Geschichte © MIVA

 

 

Birgit Gruber / MIVA Austria (be)

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