Erfahrungen ökologischer Aufbrüche – Josef Heringer
Mittlerweile lebt etwa die Hälfte der gut sieben Milliarden Menschen Erdbevölkerung in Städten, die meisten davon in Millionenstädten. Dies bedeutet einerseits Entfremdung von der Natur, andererseits erwächst daraus eine starke Sehnsucht nach neuer Beziehung zu dieser, denn wir entdecken, dass wir letztlich selbst „Natur“ sind. Diese physisch-psychische Naturbedürftigkeit findet Ausdruck in einer weltweiten Renaissance der Gartenkultur in den Städten, die das Fensterbrett, den Balkon, das Garagendach genauso erfasst wie die brache Baulücke oder den verwaisten Asphaltplatz. Urban Gardening, Urban Farming, Community-Gärten – wie die Begriffe auch alle heißen mögen, sie beinhalten Ähnliches: nämlich die Rückkehr der Gärten in die Stadt als aktive Paradies-Suche. Sie spricht im Übrigen auch aus der Enzyklika Franziskus, wenn er vom „gemeinsamen Haus“ der Natur spricht, das es zärtlich zu besorgen gilt.
Josef Heringer ist Landschaftsökologe und früher Regierungsdirektor bei der Bayerischen Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege in Laufen. Er arbeitet ehrenamtlich mit Flüchtlingen in aller Welt.
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