Samstag 27. April 2024

Brücke aus Liebe und Erinnerung: Sternenkinder-Gedenken im Linzer Mariendom

„Brücke aus Liebe und Erinnerung“: Sternenkinder-Gedenken 2020 im Linzer Mariendom

Kinder, die früh verstorben und unvergessen sind: Bei einem Gedenkgottesdienst am 13. Dezember 2020 mit Bischof Manfred Scheuer im Linzer Mariendom wurde der Trauer um die „Sternenkinder“ Zeit und Raum gegeben.

Viele Familien gedachten weltweit am zweiten Sonntag im Dezember ihrer (Sternen-)Kinder, die vor, während oder kurz nach der Geburt gestorben sind. Eine Lichterkette rund um die Welt soll an diesem Tag deutlich machen, dass diese Kinder nicht vergessen sind, indem die Angehörigen um 19.00 Uhr eine Kerze ans Fenster stellen („Worldwide Candle Lighting“). „Möge ihr Licht für immer scheinen“, so die Grundidee hinter dieser Lichterwelle. Jede Kerze brennt zum Gedenken an eine Kinderseele, die Spuren auf dieser Welt hinterlassen hat. Hinter der Bezeichnung „Sternenkinder“ steht die Vorstellung, dass frühverstorbene Kinder als Sterne am Himmel funkeln. Sie haben den Himmel erreicht, noch bevor sie das Licht der Welt erblicken durften.

 

Für Eltern von Sternenkindern ist der Schein einer Kerze Erinnerung und Hoffnung zugleich. Erinnerung an eine viel zu kurze Zeit mit ihrem Kind, und Hoffnung, dass sich das Dunkel der Trauer wandelt. Das Licht steht auch für Gemeinschaft und Zusammenhalt. Der Weltgedenktag zeigt betroffenen Frauen, Paaren und Familien: „Ihr seid nicht allein – eure Kinder sind nicht vergessen.“

 

Am 13. Dezember 2020 um 15.00 Uhr feierte Bischof Manfred Scheuer im Linzer Mariendom einen Gedenkgottesdienst für Sternenkinder. Über 120 Menschen – Erwachsene und Kinder, Paare, Familien und Einzelpersonen – waren gekommen, um am Gedenken teilzunehmen, das unter Einhaltung der Corona-Präventionsmaßnahmen stattfand. Gestaltet wurde der Gottesdienst von MitarbeiterInnen der Krankenhausseelsorge der Diözese Linz, von BEZIEHUNGLEBEN.AT, der Katholischen Frauenbewegung in Oberösterreich und der Katholischen Männerbewegung in Oberösterreich. Im gemeinsamen Erinnern, Schweigen und Beten wurde erfahrbar, dass Trauernde nicht allein sind und dass im Miteinander Hoffnung, vielleicht auch Trost entstehen kann. Der Gottesdienst schuf Raum zum Erinnern, Beweinen, Klagen, zum Spüren der Sehnsucht und dafür, das verstorbene Kind als wichtigen Teil der Familie wahrzunehmen. Denn auch wenn Kinder früh sterben, sind sie immer Teil der Familie. Dies wurde in der dichten Atmosphäre des Gottesdienstes spürbar. Das Gedenken wurde von einem Vokalensemble unter der Leitung von Domkapellmeister Josef Habringer und von Gerhard Raab an der Orgel musikalisch einfühlsam gestaltet.

 

 

Brücke aus Liebe und Erinnerung, die den Weg weist

 

Der Gottesdienst stand unter dem Motto „Brücke aus Liebe und Erinnerung“. Verdeutlicht wurde das Thema durch eine Brücke aus Holz, die über einen „Fluss“ aus blauen Tüchern führte. Zur Brücke wurden Symbole für das Schwere, das Traurige und auch für das Schöne und Kostbare gelegt und Lichter entzündet. So stand ein schwerer Stein für den Zweifel und das Hadern, eine Glasschale mit Glasperlen für die vielen geweinten und ungeweinten Tränen, eine Schriftrolle als Symbol für die Namen der Kinder, Rosen für die Hoffnung und die Liebe. Nach dem Tod eines Kindes können diese Gefühle und Erinnerungen zu einer Brücke werden: zu einer Brücke, die Halt gibt, die den Weg weist und vielleicht sogar heilt. In der Trauer wird diese Brücke immer wieder beschritten – es ist eine Kontaktaufnahme mit dem verstorbenen Kind, ein Hin- und Hergehen zwischen den zwei getrennten Welten, die die Erinnerung zusammenfügt. Solange bis der Gang über die Brücke eines Tages auf einen neuen Weg führt – und das Kind in das eigene Leben bzw. das der Familie integriert werden kann und Heilung geschehen darf.

Die Mitfeiernden waren eingeladen, ein Segensgebet und eine Kerze mit nach Hause zu nehmen – als Licht auf dem Weg der Erinnerung und der Liebe.

 

 

Bischof Scheuer: „Aus der gelebten Trauer erwächst die Kraft zu neuen Wegen“

 

Bischof Manfred Scheuer fand in seiner Predigt berührende Worte für jenen Schmerz, den Eltern nach dem frühen Tod eines Kindes durchleben: „Wenn ein Kind stirbt, dann stirbt eine Welt mit ihm. Mütter, Väter, Geschwister und Familien bleiben verwaist zurück. Fehl- und Totgeburten sind ein großer Schicksalsschlag. Es ist eine völlig unerwartete, erschütternde Erfahrung, ein Kind zu verlieren. Es ist unbegreiflich, dass so kleine Wesen schon sterben müssen, ohne überhaupt gelebt zu haben. Es tut weh und ist immer zu früh. Es ist, ‚als ob mir ein Arm ausgerissen worden ist‘, ‚als ob mein Herz zerrissen würde‘, erzählen Mütter.“ Der Tod eines Kindes in der Schwangerschaft oder kurz vor, während oder nach der Geburt stürze die Angehörigen in große Traurigkeit. Scheuer zu den Mitfeiernden: „Sie haben das Kind zwar nicht kennen gelernt, aber doch so sehr geliebt, als hätten Sie Ihr ganzes Leben mit ihm verbracht. Auch wenn es nur eine kurze Zeit war, das Kind wird für immer zur Familie gehören, es ist ein Teil Ihres Lebens, es hat einen Platz im Herzen. Mit dem Baby gehen Hoffnungen, Wünsche, Sehnsüchte, Erwartungen, die mit einem Kind verbunden sind, verloren.“ Oftmals könnten andere mit dieser Trauer nicht umgehen, sie nicht ernst nehmen, sich nicht einfühlen, so der Bischof. Nicht selten seien „Sprachlosigkeit, billige Erklärungen, sinnlose Trösteleien, gute Ratschläge“ verletzend und kränkend.

 

In dieser Feier solle eine Brücke aus Liebe und Erinnerung für die verstorbenen Kinder gebaut werden, betonte Scheuer. An die Mitfeiernden gewandt meinte der Bischof: „Ihr habt den verstorbenen Kindern Raum gegeben und ihr gebt ihnen Raum, Lebensraum im Mutterleib als die ursprüngliche Form des Raumes, Zeit und Raum beim Abschied, in Form von Zeichen wie Fotos, wie die Abdrucke von Händen und Füßen.“ Die verstorbenen Kinder seien Menschen mit einem Namen, so Scheuer weiter: „Sie sind nicht Glied einer Statistik, kein Kind ist wiederholbar und ersetzbar, keines ist eine Nummer oder ein Serienprodukt, ein Zahnrad, keine Maschine, kein Computer. Jedes Kind ist einzigartig auf der Welt, auch und gerade die vor, während und nach der Geburt verstorbenen Kinder, haben eine einzigartige Würde und einen unendlichen Wert. Die Kinder haben bei den Eltern, Geschwistern und Großeltern einen Namen, sie haben bei Gott einen Namen: Gott hat sich jedes einzeln ausgedacht als Wunder. Sie sind nicht Gottes vergessene Kinder, die ihm gleichgültig wären.“

 

Der Tod hinterlasse tiefe Wunden, die nur schwer heilen würden. Es brauche die Anteilnahme, das Trösten, die Umarmung, die Tränen, aber auch das Lachen und die Erinnerung. Bischof Scheuer: „Zurück bleiben Erinnerungen voller Liebe. Trauer braucht Zeit, Umwege, Ratlosigkeit, Ausweglosigkeit, Entmutigung, Erleben, Standhalten, Nicht-Ausweichen. In der Trauer geschieht Zögern, Angst, Ausweichen, Wiederholen, Wegstecken, Wiederauftauchen, sich aussprechen, fassungslos weinen, suchen. Trauer braucht Raum. Es geht um das Zulassen, nicht um das Loslassen. Wenn Trauer gelebt werden kann und darf, eröffnen sich neue Lebenswege. Trauer zeugt von Liebe und Lebendigkeit. Aus der gelebten Trauer erwächst die Kraft zu neuen Wegen, die Hoffnung, dass das veränderte Leben gelingen kann.“

 

In den Tränen schimmere die Ahnung der Hoffnung und der Gewissheit durch, dass Trauer und Tod nicht das letzte Wort hätten, sondern dass aus dem Tod neues Leben erwachse. Der Wunsch des Bischofs: „Möge auch in unseren Tränen bereits ein Funke Hoffnung und Gewissheit sein, dass Gott unser Geschick wendet und uns zusammen mit den Menschen, die uns lieb sind, nicht im Tod lässt, dass Gott uns aus dem Tod herausreißt in ein Leben voller Freude und Glück.“ Wichtig sei, im Leid einander Stütze zu sein. „Wenn einen ganz plötzlich schweres Leid überfällt, dann tut es gut, jemanden zu haben, von dem man sagen kann: ‚Es ist gut, dass du da bist!‘ Das macht das Leben hell, das gibt Zuversicht und richtet auf“, so der Bischof.

 

Gedanken von Bischof Manfred Scheuer zum Nachlesen

 

 

Der Trauer um Sternenkinder Raum geben: Veranstaltungen in Linz und ganz Oberösterreich

 

Der Katholischen Kirche in Oberösterreich ist es ein Anliegen, betroffenen Menschen einen Raum für ihre Trauer zu eröffnen und sie in Seelsorge und Beratung zu begleiten. In ganz Oberösterreich gibt es in Kirchen, Kapellen, Krankenhäusern und auf Friedhöfen Gedenkorte für Kinder, die vor, während oder kurz nach der Geburt gestorben sind. Rund um den 13. Dezember, aber auch an anderen Terminen werden zahlreiche Gedenkfeiern abgehalten.

 

Information zu Beratung und Begleitung von Betroffenen und Gedenkorte und Termine für Gedenkfeiern:

www.dioezese-linz.at/sternenkinder

 

 

Presseunterlagen zum Download

 

Pressemitteilung zum Download (doc / PDF)

 

Pressefotos zum Download: © Diözese Linz / Haijes (honorarfrei)

Foto 1, Foto 2, Foto 3: Der Sternenkinder-Gedenkgottesdienst mit Bischof Manfred Scheuer im Linzer Mariendom stand unter dem Thema „Brücke aus Liebe und Erinnerung“.

 

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