Klimawandel – eine Glaubensfrage?
Der Klimawandel hat viele Gesichter: Naturwissenschaftlich gesehen, handelt es sich bei den Beobachtungen des bisherigen Klimawandels um Fakten und bei den Szenarien für die Zukunft um Modellberechnungen basierend auf gut abgesicherten Theorien. Glauben spielt hier keine große Rolle. Im Gegenteil, die Naturwissenschaft tut sich schwer mit Aussagen, dass jemand „nicht an den Klimawandel glaubt“. Aus naturwissenschaftlicher Sicht ist Kli-mawandel keine Glaubensfrage, sieht man davon ab, dass es unmöglich ist, alle Beobach-tungen, Berechnungen, etc. selber nachzuprüfen, sodass man doch den Fachkollegen „glauben“ muss.
Anders liegen die Verhältnisse wenn es um den Umgang mit dem Klimawandel geht. Die Frage der Klimagerechtigkeit hat eine naturwissenschaftliche Seite, aber jedenfalls auch eine ethische. Ähnlich verhält es sich mit der Frage nach den Klimakipppunkten: Aus naturwissenschaftlicher Sicht ist nicht auszuschließen, dass es Punkte in der Klimaentwicklung gibt, jenseits derer sich Prozesse von selbst weiter verstärken ohne Zutun des Menschen. Wissenschaftliche Studien zeigen, dass bis Mitte des Jahrhunderts etwa 30% aller uns derzeit bekannten Arten klimawandelbedingt verschwunden sein werden. Es geht also nicht nur um uns Menschen. Es geht auch um Schöpfungsverantwortung.
Helga Kromp-Kolb studierte Meteorologie an der Universität Wien und ist seit 1995 Universitätsprofessorin Universität für Bodenkultur, Wien (BOKU). Als Universitätslehrerin und Forscherin liegt ihr Schwerpunkt bei der Umweltmeteorologie, insbesondere Schadstoffausbreitung in der Atmosphäre, UV-Strahlung und stratosphärischer Ozonabbau und – in letzter Zeit primär - Klimawandel.
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