Sonntag 22. September 2024

Weltkirche, die in Österreich erlebbar wird: „Sonntag der Völker“ im Linzer Mariendom

Volkstanzgruppen am 'Sonntag der Völker' auf dem Linzer Domplatz.

Am „Sonntag der Völker“, dem 24. September 2017, wurde auf Einladung der Fremdsprachigen Seelsorge der Diözese Linz und der Caritas für Menschen in Not im Linzer Mariendom ein Festgottesdienst gefeiert. Bunte Vielfalt wurde auch beim „Fest der Völker“ auf dem Linzer Domplatz sichtbar.

Das Motto des diesjährigen „Sonntags der Völker“ lautete: „Minderjährige MigrantInnen – verletzlich und ohne Stimme“. Es schließt an die Papstbotschaft zum Weltflüchtlingstag vom Jänner 2017 an. Papst Franziskus wies damals darauf hin, dass Minderjährige die verletzlichsten unter den MigrantInnen seien: „Sie enden leicht auf den untersten Stufen der menschlichen Verelendung, wo Gesetzlosigkeit und Gewalt die Zukunft allzu vieler Unschuldiger in einer einzigen Stichflamme verbrennen“, so der Papst. Weiters betonte er, dass sich die Zusammenarbeit zwischen MigrantInnen und Gastländern zum Wohl der Kinder nicht nur auf Informationsaustausch beschränken dürfe. Es gehe auch darum, Netzwerke zu bilden, die imstande sind, bei Bedrohung Schutzsuchender „unverzügliches und engmaschiges Einschreiten sicherzustellen“.

 


„Es geht um eine größere Gerechtigkeit, die auf das gute Leben zielt“


Gefeiert wurde der Festgottesdienst im hinteren Bereich des Linzer Mariendoms, in dem bis zur feierlichen Altarweihe am 8. Dezember noch umgebaut wird. Mit der Gemeinde feierten Bischof Dr. Manfred Scheuer, Dr. László Vencser, Nationaldirektor und Leiter der Fremdsprachigen Seelsorge im Pastoralamt der Diözese Linz, Seelsorger mehrerer fremdsprachiger Gemeinden und Diakon Peter Schwarzenbacher MSc.

 

In seiner Predigt setzte Bischof Manfred Scheuer die Situation der minderjährigen MigrantInnen in Bezug zum Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg (Mt 20,1–16), die am Tagesende unabhängig von der Arbeitszeit alle den gleichen Lohn erhalten, was menschlich als ungerecht empfunden werden kann. Gottes Sorge gelte jenen, die zu kurz kommen, so Scheuer. Der Bischof wörtlich: „Jesus geht es um eine größere Gerechtigkeit, die auf das gute Leben zielt. Dazu gehört Empathie für die Voraussetzungen im Leben anderer und auch die Sorge um den ganzen Weinberg. Die Tugend der Gerechtigkeit öffnet die Perspektive: Es geht nicht (nur) um die Frage, ob ich das bekomme, was ich fordere oder zu brauchen meine, sondern wie auch die anderen zu einem guten Leben kommen können und wie der Garten der Schöpfung für kommende Generationen blühen kann.“ Die Kirche habe eine Verantwortung für die Schöpfung und müsse diese Verantwortung auch öffentlich geltend machen, betonte der Bischof. Das bedeute, nicht nur Erde, Wasser und Luft als Gaben der Schöpfung zu verteidigen, sondern vor allem den Menschen gegen seine Selbstzerstörung zu schützen. Scheuer wörtlich in Bezugnahme auf die Enzyklika „Caritas in veritate“ von Papst Benedikt XVI.: „Es muss so etwas wie eine richtig verstandene Ökologie des Menschen geben. Die Beschädigung der Natur hängt nämlich eng mit der Kultur zusammen, die das menschliche Zusammenleben gestaltet. Wenn in der Gesellschaft die ‚Humanökologie‘ respektiert wird, profitiert davon auch die Umweltökologie.“

Bischof Scheuer unterstrich, die kulturelle Vielfalt in der Kirche sei eine Bereicherung, da durch Menschen unterschiedlicher kultureller Herkunft Weltkirche in Österreich erlebbar werde: „Diese Menschen sind nicht einfach Lückenbüßer, sondern tragen Verantwortung für die Weitergabe von Glaube, Hoffnung und Liebe. Die Verkündigung des Evangeliums würde ohne sie jetzt schon auf schwachen Füßen stehen.“ Die österreichische Ortskirche brauche den lebendigen Austausch mit anderen Ländern und Kontinenten, so Scheuer. Es gehe dabei um ein gegenseitiges Geben und Empfangen im Glauben sowie von materiellen Gütern, von Bildung, von Begabungen und Zeit. Scheuer wörtlich: „Katholisch sein bedeutet: Christen unterschiedlichster Kulturen und Traditionen können sich als Schwestern und Brüder im Glauben entdecken. Sie können miteinander erfahren, wie sehr unser Glaube befreien, zu Solidarität inspirieren und die Welt verändern kann.“

 


Sprachlich-musikalische Vielfalt


Die Vielfalt der verschiedenen Völker wurde nicht nur durch die bunten Landestrachten sichtbar, sondern auch bei den Texten und Liedern im Festgottesdienst hörbar: Die Texte zum Bußakt wurden in verschiedenen Landessprachen gelesen, ebenso die Fürbitten. Das Gloria wurde auf Kroatisch gesungen. Die Lesungen wurden auf Englisch, Italienisch und Polnisch gelesen, das Evangelium auf Deutsch und Kroatisch. Beim gemeinsamen vielsprachigen Glaubensbekenntnis und „Vaterunser“ beteten 800 Menschen in ihrer jeweiligen Muttersprache mit. Musikalisch gestaltet wurde die Feier durch mehrere Chöre, die Lieder in unterschiedlichen Landessprachen sangen.

 

Bei der Gabenbereitung kamen VertreterInnen unterschiedlicher Volksgruppen nach vorn und überreichten Bischof Scheuer landestypische Geschenke, von kulinarischen Köstlichkeiten bis zum prachtvollen Messgewand, das die afrikanische Gemeinde ihm schenkte.

 

Das „Fest der Völker“ auf dem Domplatz lud bei strahlendem Sonnenschein mit Musik und Tanz zum geselligen Miteinander und vielen Begegnungen ein. Musikalisch-tänzerische Beiträge kamen von den polnisch- und kroatischstämmigen Communities, davon drei Beiträge von Kindern und Jugendlichen. Die Erfahrung der Migration – der eigenen oder jener der Eltern und Großeltern – kann junge MigrantInnen nicht nur verletzlich und ohne Stimme zurücklassen, sondern auch Mut machen, sich stimmgewaltig und deutlich für das eigene kulturelle Erbe und die eigene kulturelle Identität einzusetzen. Davon gaben die auftretenden Kinder und Jugendliche ein kräftiges Zeichen! Kulinarisch verwöhnt wurden die BesucherInnen mit Spezialitäten aus Kroatien, Polen, Ungarn, der Türkei, Tschechien und der Slowakei, den Philippinen, Lateinamerika und Afrika.

 


Fremdsprachige Seelsorge in Oberösterreich


In der Katholischen Kirche in Oberösterreich gibt es Seelsorge für über zehn fremdsprachige Gemeinden: afrikanische und englischsprachige, albanisch-katholische, arabische und chaldäische, griechisch-katholische, kroatische, philippinisch-Katholische, polnische, slowenische, spanische, tschechische und slowakische, türkische und persische, ungarische sowie vietnamesische. Am Sonntag der Völker wird diesen Gruppen die besondere Wertschätzung zuteil. Dr. László Vencser, Nationaldirektor und Leiter der Fremdsprachigen Seelsorge im Pastoralamt der Diözese Linz, sowie MMag.a Brigitte Egartner, Leiterin der Fach- und Forschungsstelle für Migration, Integration und interkulturelle Bildung der Caritas OÖ, sind als Organisatoren wesentlich für das Gelingen des Festes verantwortlich.

 

 

Presseunterlagen zum Download

 

Pressemitteilung zum Download (doc / PDF)

 

Fotos: Credit: Diözese Linz / Reischl (honorarfrei)


Foto 1: VertreterInnen der Volksgruppen in ihrer Landestracht überreichten Bischof Scheuer kulinarische Besonderheiten aus ihrer Heimat.


Foto 2: Ein Messgewand für Bischof Manfred Scheuer als Geschenk der afrikanischen Gemeinde.


Foto 3: Gottesdienst mit Bischof Manfred Scheuer (Mitte), Laszlo Vencser (r.) und Seelsorgern fremdsprachiger Gemeinden.


Foto 4: Die Volkstanzgruppen sorgten für fröhliche Stimmung.


Foto 5: Begeisternde Vielfalt auf dem Linzer Domplatz beim „Fest der Völker“.

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