Freitag 26. April 2024

Blitzlichter der Familiensynode

Aktuelle Kathpress-Blitzlichter von der Bischofssynode: der Ruf nach einer synodalen Kirche, ein Plädoyer für mehr Barmherzigkeit mit wiederverheirateten Geschiedenen, die Heiligsprechung eines Ehepaares und Zuversicht bei Kardinal Schönborn und Bischof Elbs.

Franziskus fordert eine synodale Kirche auf allen Ebenen


"Kathpress"-Korrespondentenbericht von Johannes Schidelko

 

Der Festakt zum 50-jährigen Bestehen der Welt-Bischofssynode am schien zunächst als Routinetermin, eine feierliche Unterbrechung der aktuellen Versammlung der Oberhirten zum heftig diskutierten Thema Ehe und Familie. Aber Papst Franziskus nutzte die Feier am 17. Oktober zu einer programmatischen Rede, die manche italienische Medien (etwa "La Stampa") als "Wende" für die Kirche bezeichneten. Vor den 270 versammelten Bischöfen forderte er eine Aufwertung der synodalen Strukturen der Kirche, sprach er sich für ein Überdenken des Papstprimats aus und plädierte für eine Dezentralisierung der Kirche, die Bistümern und Bischofskonferenzen neue Rollen gibt.  

Ob Franziskus damit eine Woche vor Abschluss der 14. Ordentlichen Bischofssynode bereits einen Wink geben wollte, dass etwa in der Frage der wiederverheiratet Geschiedenen die Bischöfe regional über Einzelfalllösungen entscheiden sollten, blieb offen. Seine Ansprache zum Jubiläum der Synode, die in der katholischen Kirche erst 1965 als Organ wieder erfunden wurde, war grundsätzlicher Natur. Das dritte Jahrtausend erfordere eine synodale Kirche. "Kirche und Synode sind Synonyme", stellte er klar.  

Seit dem letzten Konzil haben die Päpste immer wieder über die Synode nachgedacht, sie reformiert und auch experimentiert. Nicht immer waren ihre Aufgaben klar. Vor allem in den 1990er Jahren, in denen Johannes Paul II. nicht weniger als neun Synoden einberief, schien das Gremium in eine Sackgasse zu laufen. Benedikt XVI. straffte den Verlauf, bemühte sich um mehr Austausch und Diskussion. Aber vor allem Franziskus versuchte seit Pontifikatsbeginn die Synode konsequent aufzuwerten.

Dabei steht nicht nur Rom im Blick. Es geht dem Papst um ein gegenseitiges Zuhören und Lernen auf allen Ebenen der Kirche. In den Diözesen sollten die "Gemeinschaftsorgane" wie Priesterrat, Domkapitel oder Pastoralräte gestärkt werden. Auf Ebene der Regionen - Diözesansynoden und Bischofskonferenzen - sei der Geist der Kollegialität noch nicht ausreichend verwirklicht. In einer synodalen Kirche müsse der Papst die Ortsbischöfe nicht bei allen Entscheidungen ersetzen. Notwendig sei eine "heilsame Dezentralisierung". Auf gesamtkirchlicher Ebene sei schließlich die Bischofssynode das Instrument der Kollegialität. Diese tage und handle immer mit und unter dem Papst als Garanten der Einheit.  

Das Zuhören des synodalen Wegs gipfelt im "Zuhören des Bischofs von Rom, der berufen ist, sich als Hirte und Lehrer aller Christen" zu äußern, betonte Franziskus. Will heißen: Nach Abschluss der Beratungen in der Synodenaula hat der Papst das Wort. Aber er vertritt damit nicht persönliche Überzeugungen, sondern spricht als oberster Zeuge des Glaubens der gesamten Kirche, als "Garant des Gehorsams und der Übereinstimmung der Kirche mit dem Willen Gottes, dem Evangelium und der kirchlichen Tradition".

Eine stärkere Synodalität hat auch Auswirkungen auf das Verhältnis zu den Kirchen des Ostens und den reformatorische Gemeinschaften, die ihrerseits stark synodal strukturiert sind. Der Primat des Papstes, eines der großen Streitthemen der getrennten Christenheit, erscheint so in ganz neuem Licht. Franziskus betont, dass der Papst nicht allein über der Kirche stehe, dass er ein Getaufter unter Getauften und als Bischof und Bischöfen sei. Und dass er als solcher die Kirche von Rom leite, die unter allen Kirchen den Vorsitz in der Liebe habe.

Franziskus fordert ausdrücklich dazu auf, über eine Neuausrichtung des Papsttums nachzudenken - und sich damit auf eine neue Situation hin zu öffnen, ohne auf das Wesentliche dieser Sendung zu verzichten. Ähnliches hatten bereits Johannes Paul II. und Benedikt XVI. geäußert - ohne jedoch diese Impulse in der Praxis zu vertiefen. Franziskus scheint nun nicht nur bei der aktuellen Synode noch einen Schritt weiter gehen zu wollen, indem er mit der Kollegialität und der Bereitschaft zum Konflikt sowie mit dem "Hören auf das Gottesvolk" (etwa durch die Umfragen im Vorfeld der Synode) ernst macht.

 

 

Marx: Mehr Barmherzigkeit mit wiederverheirateten Geschiedenen


Kardinal Reinhard Marx hat vor der Bischofssynode im Vatikan dafür plädiert, wiederverheiratete Geschiedene unter bestimmten Voraussetzungen in Einzelfällen wieder zur Kommunion zuzulassen. "Es ist Aufgabe der Kirche, die Wunden, die das Zerbrechen einer Ehe und die Trennung der Partner geschlagen haben, zu heilen und ihnen zu zeigen, dass Gott sie auch in diesen schweren Tagen begleitet. Können wir wirklich heilen, ohne das Sakrament der Versöhnung zu ermöglichen?", heißt es in dem am Freitag von der Deutschen Bischofskonferenz in Bonn veröffentlichten Beitrag des Münchner Erzbischofs .

Für viele Gläubige sei dies eine Frage der Glaubwürdigkeit der Kirche, so der Kardinal in seinem Mittwoch gehaltenen Statement. Sie könnten nicht verstehen, wie Menschen, die sich nach einer kirchlichen Hochzeit scheiden lassen und zivil ein zweites Mal heiraten, einerseits zur vollen Gemeinschaft der Kirche gehören sollen, wenn sie andererseits aus kirchlicher Sicht im Zustand der schweren Sünde leben. Die Eucharistie sei "nicht eine Belohnung für die Vollkommenen, sondern ein großzügiges Heilmittel und eine Nahrung für die Schwachen", zitierte Marx aus dem Apostolischen Schreiben "Evangelii gaudium" von Papst Franziskus.

Marx mahnte eine differenzierte Betrachtung der verschiedenen Lebenssituationen an und warnte die Kirche vor einem "moralischen Perfektionismus". "Es ist meist nicht der erhobene Zeigefinger, sondern die ausgestreckte Hand, die Menschen motiviert, auf dem Weg der Heiligung voranzuschreiten." Eine Pastoral des "alles oder nichts" dürfe es nicht geben. Vielmehr müsse jeder Fall einzeln beurteilt werden. Marx verwies etwa auf Menschen, aus deren Zweitehe Kinder hervorgegangen sind. Ihnen und ihrem Partner gegenüber seien die Betroffenen eine sittliche Verpflichtung eingegangen, deren Aufkündigung neue Schuld bedeuten würde.

Auf der theologischen Grundlage des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) solle die Synode ernsthaft die Möglichkeit prüfen, wiederverheiratete Geschiedene wieder zu den Sakramenten zuzulassen. Dies gelte für Fälle, "wenn das gemeinsame Leben in der kanonisch gültigen Ehe definitiv gescheitert ist und die Ehe nicht annulliert werden kann, die Verbindlichkeiten aus dieser Ehe geklärt sind, die Schuld am Zerbrechen der ehelichen Lebensgemeinschaft bereut wurde und der aufrechte Wille besteht, die zweite zivile Ehe aus dem Glauben zu leben und die Kinder im Glauben zu erziehen".

 

Familie im Fokus. © Monsterkoi / www.pixabay.com / CC0 1.0



Schönborn: "Beste und offenste Synode, die ich je erlebt habe"


Kardinal Christoph Schönborn hat den bisherigen Verlauf der Weltbischofssynode zu Ehe und Familie als "die bei weitem beste und offenste Synode, die ich erlebt habe", gelobt. Durchaus sei es "gut so", dass bei der Bischofsversammlung gestritten und heftig debattiert werde, erklärte der Wiener Erzbischof in einem am Freitagabend ausgestrahlten Interview mit dem Radiosender Ö1 zum Ende der zweiten Woche der Versammlung im Vatikan. Mit der Methode der Synode sei er "überaus zufrieden".

Unterschiedliche Auffassungen gebe es unter den Synodenteilnehmern vor allem beim Umgang mit dem Scheitern, speziell bei der Ehescheidung. Hier würden die beiden Positionen - die eine von den Bischöfen, die die Kirchenlehre der Unauflöslichkeit der Ehe bewahren wollten, und die anderen von jenen, die von realen Erfahrungen ihrer seelsorglichen Praxis ausgingen - manchmal "aufeinanderprallen", so Schönborn. Er selbst hoffe, dass bis zum Ende der Versammlung ein gemeinsamer Weg gefunden werde.

Zuversicht für eine gemeinsame "theologisch und pastoral verantwortbaren Lösung" für wiederverheiratete Geschiedene hat auch der zweite an der Synode teilnehmende katholische Bischof aus Österreich, Benno Elbs, signalisiert. Er persönlich hoffe auf eine Einzelfall-Regelung, bei der man die jeweilige Situation des Paares bzw. der Familie genau ansehe und konkrete Wege der Versöhnung anstrebe.

"Bei einer Trennung oder Scheidung werden viele Menschen verletzt. Damit ein Betroffener zur Kommunion gehen kann, ist eine Versöhnung mit der Situation - vielleicht auch mit den Kindern, dem Partner oder der Partnerin - notwendig", so Elbs. Dies sei dogmatisch richtig und auch pastoral sinnvoll. "Wir brauchen nicht nur eine Theologie der Vernunft, sondern auch eine Vernunft des Herzens", betonte der Feldkircher Bischof.

In der deutschsprachigen Kleingruppen im Rahmen der Synode seien bisher jene Themen behandelt worden, wo am ehesten Konsens zu erwarten war - wie etwa zur Theologie der Ehe oder zur Bedeutung der Familie für die Menschen, berichtete Elbs. Kritische Fragen stünden nun erst in der dritten Woche auf dem Programm.

Als "Wink mit dem Zaunpfahl" bezeichnete der Bischof, der auch ausgebildeter Psychotherapeut ist, die Papstrede zum 50-jährigen Jubiläum der Bischofssynode am Samstag. Franziskus habe darin die Verantwortung der regionalen Bischofskonferenzen hervorgehoben sowie die Notwendigkeit, gemeinsam auf das Evangelium zu hören.  Für ihn selbst stehe fest, dass der Papst aus dem "großen Fundus" der Vorschläge der Synode, die ja nur ein Beratergremium ohne theologische Autorität sei, "etwas Wertvolles für die Menschen" machen werde, erklärte Elbs.

 

 


Erstmals wurde ein Paar für seine vorbildliche Ehe kanonisiert

 

"Kathpress"-Korrespondentenbericht von Christoph Schmidt

Seit zwei Wochen sucht die Bischofssynode über Ehe und Familie im Vatikan nach Antworten auf die Herausforderungen der Zeit. Fast täglich berichten Teilnehmer über hohe Scheidungszahlen und die Bindungsangst von Jugendlichen, über Abtreibung, gewollte Kinderlosigkeit, Polygamie, häusliche Gewalt oder die Familientrennung durch Migration. Erbaulich ist das nicht.

Da war es wohl kein Zufall - und sicherlich Balsam für die Seele so manches Synodalen -, dass Papst Franziskus am Sonntag vor der letzten Beratungswoche ausgerechnet ein Ehepaar für dessen vorbildliche Partnerschaft heiliggesprochen hat. Die Franzosen Louis (1823-1894) und Zelie Martin (1831-1877) sind das erste Paar, das nicht als Märtyrer, sondern für seinen ehelichen Lebenswandel in den Heiligenkalender aufgenommen wurde, gemeinsam mit einem italienischen Priester und einer spanischen Nonne.

Die Eltern der bereits 1925 heiliggesprochenen Therese von Lisieux "haben den christlichen Dienst in der Familie gelebt, indem sie Tag für Tag eine Umgebung voller Glauben und Liebe aufbauten", würdigte Franziskus. In diesem Klima sei die Berufung ihrer Töchter aufgekeimt. Von den neun Kindern erreichten nur fünf Mädchen das Erwachsenenalter - alle fünf wurden Ordensfrauen. Auch Louis und Zelie wollten ursprünglich einem Orden beitreten. Doch ihr mangelte es an Gesundheit, ihm an Lateinkenntnissen. 1858 begegneten sie sich, heirateten kurz darauf und wurden zu stillen Heiligen des Alltags.

Anders als bei vielen anderen Heiligenbiografien findet sich im Leben der Martins nichts Spektakuläres, kein charismatisches Auftreten in der Öffentlichkeit, keine Erleuchtungs-Dramatik und visionäre Prophetie. Einfach ein Uhrmacher und eine gelernte Spitzenmacherin aus tiefkatholischem Milieu. Neben ihrer Kinderschar sorgten Louis und Zelie auch noch für Bedürftige. Sie starb bereits 45-jährig an Brustkrebs, er 17 Jahre später nach zwei Schlaganfällen. Ein frommes, unauffälliges, kinderreiches Paar wie zigtausend andere im Europa des 19. Jahrhunderts.

Trotzdem verbreitete sich ihr Name nach und nach nicht nur in Frankreich. Sie umgab allmählich der Ruf der Heiligkeit - gerade auch wegen der Bekanntheit ihrer jüngsten Tochter Therese, einer der prominentesten Heiligen der Neuzeit, zu deren Schrein im normannischen Lisieux jährlich zwei Millionen Menschen pilgern. Dass dies der einzige Grund für die Kanonisierung ihrer Eltern sei, hat der Vatikan aber ausdrücklich zurückgewiesen. Zwei Neugeborene mit schweren Defekten wurden nach kirchlicher Überzeugung auf ihre Fürsprache hin medizinisch unerklärlich geheilt. Die beiden Kinder aus Italien und Spanien trugen bei der Zeremonie am Sonntag die Reliquien der neuen Heiligen in den Altarraum.

Heilige, sagt die Kirche, sollen den Gläubigen vor allem als Vorbilder und Ansprechpartner im Gebet dienen. Seit vor 157 Jahren die Hochzeitsglocken für Louis und Zelie läuteten, hat sich die Wirklichkeit von Familie zumindest in Europa stark verändert. Kann das französische Ehepaar in Zeiten von Einkindfamilie und "Double income, no kids"-Pärchen noch realistisches Vorbild sein?

Doch es scheint sie noch zu geben, die Martins der Gegenwart. Annelise und Olivier Moucadel aus dem französischen Castres sind mit ihren fünf Kindern zur Heiligsprechung nach Rom gereist. Zwei ihrer Töchter haben sie nach Zelie und Therese benannt. Die neuen Heiligen seien eine Hilfe für Familien, meint Annelise, weil sie viel Leid und Schwierigkeiten mit Urfreude und Gottvertrauen durchgestanden hätten. "Das Paar spricht zu uns!" Klar lebe jeder in seinem zeitlichen Kontext. Vorbilder, die sich um ihre Kinder und gleichzeitig um Benachteiligte kümmerten, bleiben die Martins für die Mutter trotzdem.

Segolene und Pierre-Henri De La Fage, aus Toulouse angereist, haben noch keinen Nachwuchs, sehen das aber genauso. "Heiligkeit ist einfacher zu zweit", sagt der Mann. Die Tomelleris aus dem italienischen Verona wiederum haben neun Kinder wie die Martins. Vater Francesco hält die neuen Heiligen für zeitgemäße Beispiele, "weil sie uns zeigen: Wenn Du im Glauben lebst und Dich von Gott leiten lässt, geht es Dir gut".

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