4. Fastensonntag 10. 3. 2024
Evangelium: Joh 3,14-21
In jener Zeit sprach Jesus zu Nikodémus:
14 Wie Mose die Schlange in der Wüste erhöht hat,
so muss der Menschensohn erhöht werden,
15 damit jeder, der glaubt, in ihm ewiges Leben hat.
16 Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt,
dass er seinen einzigen Sohn hingab,
damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht,
sondern ewiges Leben hat. (…)
Das Evangelium beginnt mit einer Parallele zur Wüstenwanderungszeit Israels. Jesus erinnert an die „Erhöhung“ der Schlange in der Wüste (V. 14) und verweist damit auf eine Erzählung in Num 21,4-9: Einmal mehr protestiert das Volk gegen Gott und Mose, ja sogar: „… es ekelt uns vor dieser elenden Nahrung“ (Num 21,5). Gemeint ist das täglich von Gott geschenkte „Manna“! Gott schickt Giftschlangen unter das Volk. Dieses bittet Mose um sein Gebet, und Mose hängt auf Anweisung Gottes eine Kupferschlange an einen Stab. Wer von den Schlangen gebissen wird und die Kupferschlange ansieht, überlebt. Im Buch der Weisheit aus dem Ersten Testament wird diese Erzählung neu erzählt und interpretiert (Weish 16,5-14) und bildet so eine Brücke zu Joh 3. Das Buch der Weisheit ist das jüngste Buch des Ersten Testaments, entstanden im 1. Jh. vor oder sogar erst nach Christus, also fast zeitgenössisch zum Leben Jesu und dem Neuen Testament. Es ist damit sozusagen aktuelle Theologie der Zeit. Das Buch der Weisheit versteht die Kupferschlange als „Rettungszeichen, damit sie [das Volk Israel] sich an die Vorschrift deines Gesetzes erinnerten (…) Wer sich dorthin wandte, wurde nicht durch das gerettet, was er anschaute, sondern durch dich [Gott], den Retter aller. (…) Weder Kraut noch Wundpflaster machte sie gesund, sondern dein Wort, Herr, das alles heilt.
▪ Wie die „erhöhte“ (= am Stab aufgehängte) Kupferschlange zum „Rettungszeichen“ (Weish 16,6) wird, so auch der „erhöhte“ (= gekreuzigte) Menschensohn.
▪ Wie die Kupferschlange an die Tora erinnern soll (Weish 16,6), so erinnert auch Jesus in seiner ganzen Verkündigung an die Tora.
▪ Wie Gott sein Volk Israel liebt und rettet, so liebt Gott die ganze Welt und sendet seinen Sohn, um sie zu retten (V. 16f.).
▪ Wie Gott beim Anblick der Kupferschlange durch sein heilendes Wort rettet (Weish 16,12), so ist Jesus das menschgewordene, rettende Wort Gottes (Joh 1 und V. 17 des Evangeliums).