Erstkommunion 1. 5. 2016
Das Evang. vom barmherzigen Vater oder vom verlorenen Sohn oder von den beiden Söhnen ist das Kernstück des Lukas-Evangeliums.
Was können wir heute davon ableiten?
Mit den Kindern wurde durch die Tischmütter das Evangelium meditiert. Es entstanden dazu fünf Tafeln, die bei der Erstkommunion aufgestellt wurden. Siehe anbei.
Zum Evangelium – aus Dr. Johann Hintermaier: „Die theologische Mitte: Der barmherzige Vater: Lk 15“
Eine der zentralsten Stellen des LkEv ist das Kap 15, wo der Evangelist die Linie vom Verloren sein zum Gefunden sein zieht. Lukas will zeigen, dass finden und gefunden werden möglich ist. In diesem Kapitel wird uns ein Gottesbild vor Augen geführt, das einen Gott zeichnet, dem das Heil und die Rettung der Menschen ein Herzensanliegen sind. Im Kapitel 15 schildert uns Lukas Personen, die etwas verloren haben, die dem Verlorenen nachgehen und sich sehr freuen, als das Verlorene wieder gefunden wird: das Schaf, die Drachme, der eine Sohn - und der andere? Es geht nicht nur um „etwas“, sondern letztlich um die Existenz des Menschen überhaupt. Die Fixierung auf den jüngeren, den sogenannte „verlorenen“ Sohn, wird der Stelle nur zum Teil gerecht. Die Thematik ist wesentlich vielschichtiger in diesem Gleichnis.
Gleichnisse sind keine historischen Tatsachenberichte. Mit der gleichnishaften Erzählung werden Wirklichkeiten ausgedrückt, die über den erzählten Inhalt hinausgehen. Dieser Inhalt ist ein Bild für das, was „Sache“ ist. Wir sprechen deshalb von einer Bildhälfte und einer Sachhälfte. Gleichnisse sind eine besondere Form der Rede über das Reich Gottes, das ganzheitlich erschlossen werden soll und sie gehören zum „Urgestein“ der Redeweise Jesu, wie wir bei Matthäus mit den Himmelreichsgleichnissen bereits gesehen haben. Er stellt in ihnen Wirklichkeiten dar, die er in Bilder verpackt. Lukas 15 greift auf der Bildebene Beispiele aus dem alltäglichen Leben auf. Dass etwas verloren geht, kann immer wieder geschehen, und dass Menschen auf der Suche nach der Bestimmung des eigenen Lebens Umwege einschlagen, ist auch kein Geheimnis. So weit sind diese Stellen gut nachvollziehbar. Lukas schreibt aber nicht einfach Alltagsgeschichten, sondern Heilsgeschichte. Es geht ihm ganz wesentlich darum, die Heilszeichen wahrzunehmen und sich auf Gott, den Garanten des Heils, auszurichten. Die Leser sollen ihren Glauben vertiefen können, wie er in der Einleitung an Theophilus festhält (Lk 1,1-4). So kann das Reich Gottes wachsen und sich ausbreiten.
Die Einleitung Lk 15, 1- 2: 1 In jener Zeit kamen alle Zöllner und Sünder zu Jesus,
um ihn zu hören.
Die Pharisäer und die Schriftgelehrten empörten sich darüber
und sagten: Er gibt sich mit Sündern ab und isst sogar mit ihnen.
Da erzählte er ihnen ein Gleichnis und sagte:
Diese Verse (Lk 15,1-2) finden sich nur bei Lukas und lassen uns somit seine Intention und Akzentsetzungen erkennen. Lukas erwähnt einerseits jene, auf die er ein besonderes Augenmerk in Sorge hat (Zöllner und Sünder), und jene, die sein Verhalten nicht verstehen, obwohl sie seit Jahrhunderten in der biblischen Tradition verwurzelt sind, aber Jesus nicht in seiner messianischen Sendung erkennen (Pharisäer und Schriftgelehrte). Gleich am Beginn dieses zentralen Kapitels wird gesagt, wem die Botschaft Jesu gilt: den Verlorenen, das sind Zöllner und Sünder, und dem unverständigen bzw. verstockten eigenen Volk.
Das eigene, jüdische Volk dürfen wir nicht vernachlässigen. Sowohl in der Einleitung als auch durch das ganze Evangelium hindurch bemüht sich Jesus auch sehr um jene, die scheinbar keine Lebenskorrektur nötig haben. Lk 15,25-32, die Stelle vom älteren Sohn, ist hier wohl exemplarisch zu erwähnen. Auch die bereits verbürgerlichten Anhänger möchte Jesus im Lukasevangelium neu zum Glauben motivieren bzw. deren Glaubenskenntnis vertiefen (vgl. Lk 1,3-4). Pharisäer und Schriftgelehrter gehören ebenso dazu, wie wohlhabende, etablierte und gut situierte Menschen. Ihnen fällt es oft besonders schwer, sich auf die Botschaft Jesu einzulassen. Nicht nur das, sie sind häufig auch jene Gruppe, die andere sogar von Jesus fernhalten wollen und den Weg versperren (Lk 19,1-10). Jedem, der sich von Gott entfernt hat und ihn nicht oder noch nicht gefunden hat, gilt seine Sorge.
GEBET
Gott, du bist groß und wunderbar, langmütig und reich an Gnade mit jedem von uns. Deine Liebe geht mit uns, ohne uns zu verfolgen. Du stehst zu der Freiheit, die du uns lässt und zumutest, ohne einzugreifen. Du gibst uns nicht auf und wartest auf uns. Heute kehren wir um zu dir, unserm Gott. Amen.