Das große Problem der Menschen im 21. Jahrhundert ist ein zwanghafter Konsumismus, der von egoistischen Motiven geleitet ist. Auch die Unsicherheit, wie es mit der Welt weiter geht, begünstigt diesen Egoismus und führt dazu, dass die Menschen „immer unersättlicher werden.“ (203) Und doch ist nicht alles verloren. Wir können uns immer wieder für das Gute entscheiden und „neue Wege zur wahren Freiheit einschlagen.“ (205) „Wenn wir fähig sind den Individualismus zu überwinden, kann sich wirklich ein alternativer Lebensstil entwickeln.“ (208)
Gewohnheiten ändern
Dafür müssen wir unsere Gewohnheiten und unseren Alltag ändern. Plastik und Papier vermeiden, den Wasserverbrauch einschränken, Müll trennen, nur so viel kochen, wie man sinnvollerweise essen kann, andere Lebewesen sorgsam behandeln, öffentliche Verkehrsmittel nutzen, Bäume pflanzen und unnötige Lampen ausschalten. (vgl.211) Wenn wir so unser Handeln aus Liebe zur Umwelt und zur Schöpfung ändern, dann bringt das auch unsere Würde zum Ausdruck und wird zu einem spirituellen Akt. Im Besonderen muss auch die Kirche daran arbeiten, dass sie die Menschen zu einer „verantwortlichen Genügsamkeit, zur dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur Achtsamkeit gegenüber der Schwäche der Armen und der Umwelt“ (214) erzieht.
Ökologische Umkehr
Auf dem Weg zu einem „großherzigen und von Zärtlichkeit erfülltem Umweltengagement“ (220) braucht es eine gemeinschaftliche ökologische Umkehr. Sich für große Dinge zu engagieren ist nur möglich wenn wir einem Glauben folgen, der uns beseelt. Der Reichtum der christlichen Tradition kann dabei einen wertvollen Beitrag leisten um die Menschheit zu erneuern. Dabei können wir uns an das Vorbild des heiligen Franziskus erinnern. Seine gesunde Beziehung zur Schöpfung schlägt ein anderes Verständnis von Lebensqualität vor und ermutigt zu einem Lebensstil, der sich zutiefst freuen kann, ohne auf Konsum versessen zu sein. Diese „Rückkehr zur Einfachheit“ (222) ermöglicht es uns wieder das Kleine zu würdigen und dankbar und offen zu sein für die Möglichkeiten, die das Leben bietet. Spiritualität bedeutet dabei auch einen Begriff von Frieden zu verwenden, der weit mehr ist als das abhanden sein von Krieg. „Der innere Friede der Menschen hat viel zu tun mit der Pflege der Ökologie und mit dem Gemeinwohl.“ (225) Dazu braucht es eine „Haltung des Herzens, das alles mit gelassener Aufmerksamkeit erlebt.“ (226)
Liebe als verbindende Kraft
Der Glaube ermuntert uns auch zu einer „universalen Geschwisterlichkeit“ (228) und damit zu einer Liebe, die alle Geschöpfe umschließt. „Wir müssen wieder spüren, dass wir einander brauchen“ 8229), denn schon zu lange bespötteln wir die Ethik, die Güte, den Glauben und die Ehrlichkeit und wir bemerken, „dass diese fröhliche Oberflächlichkeit uns wenig genützt hat.“ (229) Auch das bürgerliche und politische Leben muss von der Liebe durchdrungen werden, denn „die Liebe zur Gesellschaft und das Engagement für das Gemeinwohl sind ein hervorragender Ausdruck der Nächstenliebe.“ (231)
Der Schatz der kirchlichen Tradition
In den verschiedensten Bereichen kann die kirchliche Tradition uns zu einem ehrlichen und tiefgreifenden Umweltengagement ermutigen. In der Eucharistie, dem zentralen Sakrament der Kirche, „ist die Schöpfung auf die Vergöttlichung ausgerichtet.“ (236) Die Früchte der Erde und der menschlichen Mühen macht Gott zu seinem eigenen Fleisch und Blut. Oder der Sonntag als Ruhetag ist ein starkes Zeichen für die große Bedeutung der kontemplativen Ruhe. Viel zu oft neigen wir dazu sie „auf den Bereich des Unfruchtbaren und Unnötigen herabzusetzen und vergessen dabei, dass man so dem Werk, das man vollbringt, das Wichtigste nimmt: den Sinn.“ (237) Denn „die Ruhe ist eine Ausweitung des Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der Anderen zu erkennen.“ (237) Auch die Komplexe Frage der Dreieinigkeit kann uns bewusst machen: Wenn Gott aus der Beziehung zwischen Vater, Sohn und heiligem Geist besteht, und die Welt nach seinem Bild erschaffen sind, dann ist sie „ein Gewebe von Beziehungen.“ (240) Das soll uns sagen: Wir sind mit der Ganzen Schöpfung verbunden, in universaler Geschwisterlichkeit.
Wir müssen vorangehen
„Wie nie zuvor in der Geschichte der Menschheit fordert uns unser gemeinsames Schicksal dazu auf, einen neuen Anfang zu wagen.“ (207) Als Christinnen und Christen sind wir in spezieller Weise dazu gerufen, ein Beispiel zu geben. „Gehen wir singend voran! Mögen unsere Kämpfe und unsere Sorgen um diesen Planeten uns nicht die Freude und die Hoffnung nehmen.“ (244) Denn „Gott […] schenkt uns die Kräfte und das Licht, die wir benötigen, um voranzugehen.“ (245)
Stefan Kaineder
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