Immer wieder müssen wir betonen, dass es eine klare „Wechselwirkung zwischen den Ökosystemen und den verschiedenen sozialen Bezugswelten“ (141) gibt. Wenn dem so ist, dann setzt die Ökologie auch die Pflege der kulturellen Reichtümer der Menschheit“ (143) voraus.
Die Notwendigkeit von verschiedenen Lösungen
Der konsumorientierte, von der Wirtschaft getriebene Mensch neigt dazu, die Kulturen gleichförmig zu machen. Dabei stellen die unterschiedlichen Kulturen und Traditionen den Kern der Lösung dar. Die Menschen müssen „ausgehen von ihrer eigenen Kultur ständig ihren zentralen Part“ (144) auf der Suche nach geeigneten Antworten auf die Probleme beitragen. Das Verschwinden von kulturellen Eigenheiten kann dabei gleichgesetzt werden mit dem Verschwinden von Ökosystemen. Den Ureinwohnern in den noch unberührten Gegenden der Welt kommt eine Schlüsselrolle zu. Von ihnen können wir viel lernen, „denn für sie ist das Land kein Wirtschaftsgut, […] sondern ein heiliger Raum.“ (146)
Unser Alltag prägt uns
Eine echte Entwicklung findet nur dort statt, wo die menschliche Lebensqualität entscheidend verbessert wird. Dafür ist es notwendig den Alltag der Menschen genau unter die Lupe zu nehmen. Die meisten Menschen wohnen in überfüllten Städten. Viele der Ärmsten haben keine eigene Wohnung und leben in provisorischen Behausungen, umgeben von Schmutz und der Unsicherheit, nicht dauerhaft bleiben zu können. Außerdem hat „die Lebensqualität in den Städten viel mit den Verkehrsverhältnissen zu tun.“ (153) Viele leere Autos, Stau, Smog und der Verbrauch von wertvollem Grünland für Autobahnen und Parkplätze. Man muss „den öffentlichen Verkehrsmitteln den Vorrang geben“ (153), die Umstellungen setzen aber einen guten Ausbau und ein akzeptables Angebot dieser Verkehrsmittel voraus. Andernfalls trägt die Bevölkerung solche Maßnahmen nur schwerlich mit.
Das Gemeinwohl muss ins Zentrum gerückt werden
Wenn wir eine gerechte und nachhaltige Gesellschaft werden wollen, dann muss das Gemeinwohl im Zentrum unserer Aufmerksamkeit stehen. Es muss uns darum gehen, dass unser Handeln „ein volleres und leichteres Erreichen der eigenen Vollendung ermöglicht.“ (156) Dieser Blick auf das Gemeinwohl schließt mehrere Perspektiven ein. Zum einen geht es um die Frage nach generationsübergreifender Gerechtigkeit. „Der Begriff des Gemeinwohls bezieht auch die zukünftigen Generationen mit ein.“ (159) Unser Lebensstil ist unhaltbar, weil er die Kapazitätsgrenzen des Planeten derart überschreitet. Die Welt aber, der wir so viel zumuten, ist eine Leihgabe und auch für unsere Kinder und Kindeskinder bestimmt. Das heißt wir müssen uns die Frage gefallen lassen, warum wir auf der Welt sind und ob es uns tatsächlich erlaubt ist, so mit dieser Leihgabe umzugehen. „Darum reicht es nicht mehr zu sagen, dass wir uns um die Zukünftigen Generationen sorgen müssen. Wir müssen uns bewusst werden, dass unsere eigene Würde auf dem Spiel steht.“ (160) Das bringt uns auch zur Frage der Solidarität innerhalb einer Generation. Wir sind nicht nur den Armen der Zukunft verpflichtet, sondern zu allererst den Armen unserer Zeit. Die Gegenwärtige Situation verlangt von uns unvermeidlich „eine vorrangige Option für die Ärmsten.“ (158)
Stefan Kaineder
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