Täter des Wortes Gottes
Predigt 22. Sonntag im Jahreskreis, 1.9.2024
Perikopen: Jak 1,17-22.27 Mk 7,1-8.14-15.21-23
Liebe Brüder und Schwestern im gemeinsamen Glauben!
Das Wort Täter ist bei uns durchwegs negativ besitzt. Es steht für einen Menschen, der etwas angestellt hat, der straffällig geworden ist. Der Kriminalistik geht es darum Täter ihrer Verbrechen zu überführen. Ganz anders der Jakobusbrief, eine wenig bekannte Schrift des Neuen Testamentes. Er fordert zum Tätersein auf: „Werdet aber Täter des Wortes nicht nur Hörer, sonst betrügt ihr euch selbst.“ Täter des Wortes sein, erscheint ein interessanter Gedanke. Es geht im Christentum also um die Tat, dass wir Taten sprechen lassen. Täter des Wortes Gottes sein, dass ist eine Kriminalistik der ganz anderen Art. Wie sieht das aus, Täter des Wortes Gottes sein. Der Abschnitt aus dem Jakobusbrief beschreibt uns das.
Erstens: Der Täter des Wortes, weiß sich der Wahrheit verpflichtet. „Durch das Wort der Wahrheit sind wir geboren,“ sagt der Jakobusbrief.
Täter des Wortes ist, wer sich bemüht in der Wahrheit zu leben. Er sucht hinter allen Teil und Halbwahrheiten des Lebens, hinter allem, wo wir uns gerne tarnen und täuschen, die ganze Wahrheit des Lebens. Das Neue Testament macht die Wahrheit öfters zum Thema. Vor Pilatus taucht die Frage auf: „Was ist Wahrheit?“ Jesus selbst sagt von sich, dass er die Wahrheit ist und, dass die Wahrheit den Menschen frei macht. Wieviel Unfreiheit gibt es in Kirche, Politik, Gesellschaft, Kirche, aber auch im ganz persönlichen Leben der Menschen, weil man die Augen vor der Wahrheit verschließt, weil man meint, dass die Wahrheit nicht zumutbar ist. Oder weil man das, was mehrheitsfähig scheint, oder man mehrheitsfähig haben will, zur Wahrheit hochstilisiert? Die Wahrheit kommt von Gott, und wird durch uns Menschen tätig, wenn wir zu Tätern des Wortes werden. Man muss freilich zuerst aus ganzem Herzen beten können, „dein Wille geschehe,“ bevor es um den Willen der Menschen geht. Ingeborg Bachmann hat ein Gedicht geschrieben über das, was wahr ist. Es lautet: „Was wahr ist, streut nicht Sand in deine Augen, …
was wahr ist, rückt den Stein von deinem Grab. …
Was wahr ist, zieht der Erde einen Scheitel, …
Du haftest in der Welt, beschwert von Ketten,
doch treibt, was wahr ist, Sprünge in die Wand.“
Zweitens: Der Täter des Wortes ist sanftmütig. „Nehmt das Wort in Sanftmut an.“ Man kommt hier nicht darum herum an das Wort Jesu zu denken: „Lernt von mir, ich bin sanft und demütig von Herzen.“ Wir glauben an einen sanftmütigen Gott. Interessant sind die Bedeutungen des griechischen Wortes für Sanftmut. Es bedeutet: Temperamentvolles Reitpferd, das seine Kraft von einem Trainer zügeln lässt. Oder Medikament in der richtigen Dosierung. Oder ein Wind, der zum Segeln gut taugt, ohne als Orkan alles zu versenken. Sanft sein heißt also seine Kraft, seine Möglichkeiten so zu kontrollieren und zu beherrschen, dass am Ende etwas Gutes herauskommt. Das ist denke ich entscheidend. Die Kräfte bündeln für das Gute. Wir brauchen Sanftmut um Jesus ähnlicher zu werden und um christliche Gemeinde aufzubauen. Sanftmut ist übrigens ein Schlüssel zum Himmel. Denken wir an die Seligpreisungen: „Selig die Sanftmütigen, sie werden das Land erben.“
Drittens: Täter des Wortes sein, heißt an die Macht der Rettung zu glauben. „Das Wort hat die Macht euch zu retten.“ Rettung ist ein wichtiges Thema in der Bibel. Letztlich läuft hier alles auf einen Zugang hinaus: Es ist der Glaube, das Vertrauen, dass den Menschen rettet. Wie kommt man zu Vertrauen, gerade im Blick auf Jesus? Wichtig ist eines: Der erste, der vertraut ist Jesus. Er vertraut in uns, bevor wir das überhaupt können. Er trat uns mehr zu, als wir uns selber. Unser Vertrauen wächst in dem Maß, wie wir glauben können, dass er in uns vertraut. Und wir dürfen es einfach probieren, was er uns zutraut. Das ist freilich eine Herzenssache. Jesus denkt vom Herzen her, Bei den Menschen ist das oft anders. Sie sehen oft nur auf das Äußere. Das kritisiert Jesus im Evangelium bei den Pharisäern: „Der Prophet Jesaja hatte recht mit dem, was er über euch Heuchler sagt: dieses Volk ehrt mich mit den Lippen. Sein Herz aber ist weit weg von mir.“ Das Vertrauen rettet. Deshalb muss viel Vertrauen ins Herz hinein.
Liebe Brüder und Schwestern!
Es ist denke ich, kein Geheimnis, dass der Pfarrer, der sonst eher wenig fernsieht, sich gerne die Sendung Aktenzeichen XY ansieht. Es geht darum Täter zu finden und zu überführen. Es wäre schön wenn auch wir Täter werden im Guten Sinn, Täter des Wortes Gottes, des Wortes der Wahrheit, der Sanftmut und der Rettung. Ich denke, dass der heilige Ägidius so ein Täter war, einer, der in der Einsamkeit als Einsiedler und Mönch zur Wahrheit seines Lebens gefunden hat, der ein sanftmütiger Mensch war um seine Kräfte für das Gute, die Sache Jesu zu bündeln, und der vertraut hat in die rettende Kraft unseres Gottes. Er war ein Mensch, den das Vertrauen Gottes getragen hat. Amen.