Das Brot
Predigt 17. Sonntag im Jahreskreis, 28.7.2024
Perikopen: Eph 4,1-6 Joh 6,1-15
Liebe Brüder und Schwestern im gemeinsamen Glauben!
Das Christentum ist eine Brotreligion. Mit Brot ist Jesus viel in Berührung gekommen bzw. hat er die Menschen in Berührung gebracht. Bei der Brotvermehrung, die uns öfters in den Evangelien überliefert ist, beim letzten Abendmahl, und bei anderen Mählern, bei denen Jesus dabei war. Auch der Auferstandene teilt mit den Jüngern das Brot. Da wird es sogar zum Erkennungszeichen. Das darf in der heutigen Predigt ein paar Fragen aufwerfen.
Erstens: Wovon lebt der Mensch? Er lebt vom Brot. Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen, wie man bei uns so schön sagt. Der Magen hat sein eigenes Recht, bei aller Bedeutung von Kopf und Herz. Jesus geht es nicht nur um den Glauben, sondern auch unser Brot. „Unser tägliches Brot gib uns heute…,“ so lehrt er uns zu beten. Jesus denkt auch an den Hunger der Menschen, die ihm zuhören. Er schickt sie nicht mit knurrendem Magen Weg. Er sagt nicht: „Die Predigt ist zu Ende, meine Aufgabe ist erledigt; jetzt schaut selbst, wie ihr klar kommt.“ Er sorgt sich auch um das leibliche Wohl. Darum wirkt er die Brotvermehrung. Aber darin erschöpft er sich nicht, auch wenn die Menschen ihn so sehen. Sie wollen Jesus zu einer Art Brot-König machen. Sie denken, wenn wir Brot haben, dann haben wir alles, was das Herz begehrt.“ Aber lässt sich nicht zum Brotkönig machen. Er sieht sich missverstanden und zieht sich sofort zurück. Die Frage nach dem Menschen steht für ihn auf dem Spiel. Was macht den Menschen aus, wovon lebt der Mensch. „Zuerst kommt das Fressen, dann die Moral,“ hat Berthold Brecht gesagt. Es ist wohl die größte Versuchung, den Menschen nur als bedürftige Kreatur zu sehen, der nichts als Essen braucht. „Ihr Gott ist ihr Bauch,“ schreibt schon der Apostel Paulus der Christengemeine von Philippi. Diese Versuchung kann uns überkommen, wenn uns die Not in der Welt anschreit. Eine teuflische Versuchung. Es ist teuflisch zu meinen, die Probleme in der Welt seien gelöst, wenn alle genug zu essen haben. Der Mensch leben dann im Grunde nur um zu essen und es sich gut gehen zu lassen. Es ist eine teuflische Lüge den Menschen die Produkte der Erde als das zu verkaufen, wovon sie wirklich Leben. Das ist zu wenig.
Zweitens: Geschmack an Gott? Hunger nach Gott? Der Mensch lebt nicht vom Brot allein. Im Gegenteil, er stirbt am Brot allein, wie es Dorothee Sölle gesagt hat. Sehen wir nicht, wie auch bei uns Menschen am Brot allein zugrunde gehen, weil die Seele zu kurz kommt? Wir haben alles, um es uns gutgehen zu lassen. Und doch meinen so viele Menschen, dass sie zu kurz kommen, dass sie leer ausgehen. Was fehlt uns, wenn wir alles haben? Es geht nicht nur darum satt zu werden. Es geht darum Sinn und Erfüllung zu finden. Der Mensch ist zu groß, als dass er in sich selber und in dem, was die Erde findet, schon alles hat. In all dem ist zu wenig, Gott allein genügt. Es kommt darauf an, dass wir Hunger und Durst nach Gott haben. Gott hungert und dürstet, dass der Mensch nach ihm hungert und dürstet. Es geht darum, dass Geschmack nach Gott da ist, in einer sehr kranken, oft geschmacklosen Gesellschaft. Hunger und Geschmack nach Gott!
Drittens: An Gott erinnern. Wichtigste Aufgabe der Kirche ist die Menschen an Gott zu erinnern, eben an diese wichtige Botschaft, dass „der Mensch nicht vom Brot alleine lebt, sondern von jedem Wort, das aus dem Munde Gottes kommt.“ Jesus selber ist dieses Wort, das Gott spricht. Es geht nicht um etwas, um Brot, um den Brotkönig, sondern um ihn als Person. Er ist wie Brot auf unserem Lebensweg. Der Mensch wird durch ihn nicht ärmer, sondern reicher. Mit dem Brot für den Magen kommt der Mensch nie über die Todesgrenze. Dieses Brot wird nämlich hart und verdirbt. „Ich bin das Brot des Lebens…Wer von diesem Brot ist, wird leben in Ewigkeit,“ sagt der Herr in seiner eucharistischen Rede, die uns an den kommenden Sonntagen begleiten wird. Jeder von uns möge in einem tiefen Glauben darauf achten, dass ihm auf dem Weg das Wort nicht ausgeht, das dem Leben wirklich Richtung gibt, dass das Brot nicht ausgeht, das Leben schenkt, ewiges Leben. Keiner hat jemals schöner über dieses Brot geschrieben, wie der heilige Thomas von Aquin in den Texten und Hymnen zum Fronleichnamsfest: „Dieses Brot sollst du erheben, welches lebt und gibt das Leben.“ „Welches lebt und gibt das Leben!“ Darum geht es.
Liebe Brüder und Schwestern!
Wovon lebt der Mensch? Jesus ist kein Brotkönig. Wir leben wenn wir Geschmack an Gott haben. Wenn wir uns erinnern bzw. erinnern lassen, dass wir letztlich nur von und mit ihm wirklich leben können. Amen.