Hl. Bernhard
Predigt 20. Sonntag Jahreskreis, Hl. Bernhard 20.8.2023
Perikopen: Perikopen: Jes 56, 1.6-7 Mt 15,21-28
Liebe Brüder und Schwestern im gemeinsamen Glauben!
Am 20. August steht im Heiligenkalender der Kirche der hl. Bernhard von Clairvaux, der von 1090-1153 gelebt hat. Mit ihm verbindet mich viel, da er mein Taufnamenspatron ist. So möchte ich ihn uns an diesem Sonntag näher bringen. Er ist ein interessanter Heiliger, der viel zur Erneuerung der Kirche beigetragen hat. Beschäftigt man sich mit ihm, kommen mir Gedanken und Fragen. Und von diesen möchte ich jetzt reden:
Erstens: Der Hl. Bernhard ist als junger Mann mit dreißig jungen Leuten, teils aus seiner Verwandtschaft ins Kloster Citeaux eingetreten. Ich frage mich: Was veranlasste diese jungen Leute ins Kloster zu gehen? Weltflucht im negativen Sinn war es sicher nicht. Sie waren aus der gehobenen Gesellschaftsschicht und begabt. Bernhard, ausgestattet mit vielen Talenten hätte sicher eine glänzende politische Karriere gemacht. Er war der ungekrönte Papst und Kaiser seines Jahrhunderts, darum redet man bis heute vom Bernhardinischen Zeitalter. Was veranlasst einen jungen, begabten Menschen damals, wie heute ins Kloster zu gehen? So unglaublich das klingt, aber es ist die Sehnsucht nach LEBEN, nach erfülltem Leben. Vielleicht hat der junge Bernhard in seinem Innersten zutiefst gespürt: „Das Leben beginnt in dir!“ „Das Leben beginnt in dir, mein Gott!“ Er weiß sich seinem Gott verdankt, er weiß, dass Gott die Quelle des Lebens ist. Ein gelungenes Leben steht im Zusammenhang mit der Pflege der Gottesbeziehung, sonst schneiden wir selbst die Wurzel ab. Person ist und bleibt der Mensch nur im Magnetfeld einer fundamentalen Gottesbeziehung. Verlässt er dieses Kraftfeld, zerbröselt er wie Eisenspäne beim Abschalten des Elektromagneten. Schalte ich die Gottesbeziehung aus, wird das Leben oberflächlich, zerstreut und sinnlos. Später schreibt Bernhard: „Das Maß Gott zu lieben, ist, ihn maßlos zu lieben!“ „Das Leben beginnt in dir, im Nächsten!“ Gesundes Leben ist nur in einer verbindlichen Lebensgemeinschaft möglich, schön ist es, wenn es eine Gemeinschaft Gleichgesinnter ist. Klammer dieser Gemeinschaft muss die Liebe sein, die sich hineinbuchstabiert in den Alltag und in Kleinigkeiten und Selbstverständlichkeiten zeigt. Bernhard wird später großer Lehrer der Liebe genannt, weil er den Weg der Liebe zu Gott und den Menschen gewiesen hat. „Das Leben beginnt in dir – in dir selber!“ Bernhard schreibt: „Beim ersten Schöpfungswerk hat er mir MICH gegeben, beim zweiten hat ER sich geschenkt.“ Er hat mich mir gegeben und wenn ich ein erfülltes Leben anpeile, darf ich mich selber nicht außer Acht lassen. Das hat der Heilige anderen immer wieder eingeschärft. Was gewinnst du, wenn du dich selbst verlierst, so fragt er den Papst Eugen und er sagt ihm „Gönne dich dir selbst.“ Es geht darum, dass der Mensch auf den Seelengrund schaut, bis er den Goldglanz: „Du bist geliebt, du gehörst zu Gott, du bist unglaublich wertvoll“ durchscheinen sieht. Dies erfährt er in Stille und Meditation. Die Sehnsucht nach erfüllten Leben führt Bernhard und auch heute Menschen ins Kloster. Es ist keine Weltflucht, sondern Flucht nach Vorne, hinein in das Abenteuer Leben in Fülle.
Zweitens: Der Hl. Bernhard ist ein Kommunikations- und Beziehungsgenie! Für mich ist er der Globalisierer des 12. Jahrhunderts. Bernhard hat sich nicht gescheut, sich in die Welt einzumischen, er hat Beziehung zu Papst, Kaiser und Bischöfen seiner Zeit (auch zum Hl. Norbert unserem Ordensgründer), wie auch zu einfachen Mönchen aus anderen Klöstern. Zeit seines Lebens blieb er Abt und musste sich mit den „kleinen, alltäglichen Beziehungen und ihren Krisen“ seiner Abtei beschäftigen. Über 500 Briefe sind erhalten und zahlreiche Traktate, länger geratene Briefe, die Bernhard auf Anfragen hin geschrieben hat. In zahlreichen Predigten, wozu er das Kloster verließ hat er Volksmaßen bewegt. Was heißt das für uns heute? Ich meine besonders aufgeschlossene Menschen sein. Die Botschaft Jesu, seine Liebe zur Welt schließt uns auf und macht uns offen für die Mitmenschen. Bernhard hat nicht „Allerweltsbriefe“ mit Wie geht es dir? Mir geht es gut geschrieben! sondern die Vertiefung des Glaubens war ihm das Anliegen. Er wollte die Menschen mit dem Feuer, das in ihm brannte entzünden, sodass die Menschen ihre Beziehung zu Gott vertiefen. Heute im Zeitalter von Handy, Facebook und Iphone geschieht viel oberflächliche Vernetzung und Kommunikation, aber ich bin mir sicher, dass der Hl. Bernhard sich dieser Technik bedient hätte und sie für die Sache des Ordens, der Sache der Kirche und für Gott genutzt hätte. Wenn wir Bernhard feiern, feiern wir einen Beziehungsmenschen auf allen Ebenen und müssen uns anfragen lassen von ihm: was heißt das für uns heute? Welche kreativen Wege finden wir, den Glauben an den Mann/Frau zu bringen, für die Sache Gottes zu werben? Und Bernhard hat seine Beziehungen ausgenutzt.
Drittens: Wenn man Briefe, Predigten und Kommentare zur Hl. Schrift von Bernhard liest, spürt man: der hat sich in der Bibel ausgekannt. Das Wort Gottes lebt in ihm, er muss unheimlich viel auswendig in sich getragen haben. Auch aus Stellen der Bibel, die anderen trocken und hart wie ein Fels vorkommen, hat er den Honig des geistlichen Sinnes fließen lassen. Darum wir der der Dr. mellifluus (Honigfließender Lehrer) genannt. Wir sind eingeladen im Wort Gottes Halt zu finden. Es kann manchmal trockenes Brot sein, an dem wir lange kauen müssen, bis es seinen Geschmack hergibt und nährt. Von Bernhard können wir lernen: Im Wort Gottes die lebendige Beziehung zu Christus suchen, darin Gott sehen, der uns liebt und einer von uns gewesen ist. Eine der vier großen Konstitutionen des Vatikanum II ist „Dei Verbum – Über das Wort Gottes.“ Dort wird uns eindringlich gesagt: im Wort der Schrift hat Gott uns nicht irgendetwas gesagt und geschenkt, sondern sich selber hat er geschenkt. Gottes Wort in Menschen Wort. Dem Hl. Bernhard nachgehen heißt: Die Schrift lieben und nicht nachlassen sich darin zu vertiefen, denn in der Schrift begegnen wir Gott selbst.
Liebe Brüder und Schwestern!
Sehnsucht nach Leben, im gute Sinne vernetzen und, und Kenntnis der Bibel. Der Hl. Bernhard ist ein unglaublich aktueller Heiliger. Einer, der uns hilft das erfüllte Leben zu finden und der Sehnsucht nach Leben nachzugehen; einer der uns lehrt besonders aufgeschlossen zu sein für die Menschen und Beziehungen über die Grenzen pflegt; einer, der den Schatz der Hl. Schrift uns heben lehrt und selber ganz tief berührt wird. Amen.