Mariä Himmelfahrt
Predigt Mariä Himmelfahrt, 15.8.2023
Perikopen: 1 Kor 15,20-27 Lk 1,39-56
Liebe Brüder und Schwestern im gemeinsamen Glauben!
Maria, mit Leib und Seele aufgenommen in die Herrlichkeit des Himmels. Ein himmlisches Fest feiern wir heute, ein Fest des Himmels. Wenn wir in der Kirche vom Himmel reden, ist niemals der planetare Himmel gemeint, die Sphäre über uns gemeint. Im Glauben ist der Himmel der Bereich Gottes, dort wo Gott wohnt, wo er daheim ist. Es ist auch kein Raum, wie wir das von unserem räumlichen Denken gewohnt sind. Himmel ist eher ein Zustand, es ist die endgültige Begegnung von Mensch und Gott, die auch wir einmal erhoffen dürfen. Himmel, dabei wollen wir heute einmal stehen bleiben. Und da dürfen wir eine Frage stellen.
Erstens: Welche Bedeutung hat der Himmel in der Welt von heute? Vor 14 Jahren erschien im Buchhandel ein Buch mit dem Titel „So schön wie hier kann´s, im Himmel gar nicht sein.“ Es war das Tagesbuch einer Krebserkrankung, welches der Regisseur und Autor Christoph Schlingensief ein Jahr vor seinem Tod veröffentlicht hat. Das Buch hat viel Zustimmung erfahren, allein der Titel sprach vielen aus der Seele, die das Buch gar nicht gelesen hatten. Schlingensief war schon eher ein gläubiger Mensch. Doch die plötzliche Diagnose und der rasche Fortschritt seiner Krankheit haben ihm den Boden unter den Füßen weggezogen. So ist der Titel des Buches ist nachvollziehbar, wenn das Leben eben noch nicht gelebt ist. Was kann dann der Himmel schon bieten? Ein Rezensor schrieb in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung über das Buch: „Eine Kampfschrift für das Leben hier auf Erden, für das Glück und die Liebe zu sich selbst. Ich kann nicht beurteilen ob er Recht hat. Hat der Himmel an Attraktivität verloren, kann er nicht mehr mithalten mit dem Leben in dieser Welt? Gehen nicht immer mehr Menschen auf Nummer sicher nach der Devise: „Was man hat, hat man, wer weiß. Besser hier alles genießen, wer weiß, was kommt und ob überhaupt noch was kommt.“ Der Himmel ist fraglich geworden. Und wenn man in jenem Teil der Erde wohnt, wo man am privilegiertesten genießen kann, kann man diese Erde dem Himmel leicht vorziehen. Kann Gott uns das überhaupt bieten, was wir uns hier leisten können? Wir gehören zu einer Minderheit auf dieser Erde, die so denken kann, denn so himmlisch sind die Verhältnisse für die allermeisten auf unserer Erde überhaupt nicht. In vielen Teilen der Welt, auch in Teilen Europas schaut es anders aus. Tatsache ist jedoch, dass es der Himmel des Glaubens nicht so leicht hat. Welche Alternative haben wir?
Zweitens: Ein Blick in die Welt der sakralen Kunst in unseren Kirchen. Es gibt viele Darstellungen der Aufnahme Mariens in den Himmel. Das Hochaltarbild in der Stiftskirche Schlägl zum Beispiel. Hier sehen wir Maria, aufgenommen in den Himmel, umringt von Engeln, die sogar Musikinstrumente haben, und es sieht fast so aus, als ob Maria im Tanzschritt wäre. Oder, auch nicht weit weg von uns, in der Stiftskirche Engelszell. Das Altarbild und das Deckengemälde des Chors zeigen die Aufnahme Mariens in den Himmel, gemalt vor 350 Jahren vom bekannten Bartholomeo Altomonte. Vor allem das Chorfresko stellt eine vollfröhliche Szene dar: Maria aufgenommen in den Himmel umgeben von den Aposteln und anderen Heiligen, von Engeln, alles in freudiger Stimmung. Die Stimmung eines fröhlichen Wiedersehens mit allen, mit denen sie sich im irdischen Leben für die Botschaft Jesu gemüht und eingesetzt hat. Mariä Himmelfahrt wie ein Erntedankfest im Himmel. Die Mühsal des Lebens ist aufgehoben im Glück der Gemeinschaft aller, die im Dienst Jesu gelebt haben. Fritz Fröhlich, ein oberösterreichischer Maler, der 2001 verstorben ist, hat 1953 das zerstörte Deckenfresko über dem Langhaus mit modernen Fresken ergänzt: Die Engel feiern Maria als ihre Königin: Wieder die feierliche Stimmung, in fröhlichen Farben ausdrückt. Himmel ist etwas ganz besonderes, was dieses Leben auf Erden weit übertrifft.
Drittens: Den Himmel nicht verloren gehen lassen. Das ist unsere Aufgabe im Spannungsfeld, wie die Welt den Himmel entwertet, und wie wertvoll er im Glauben ist. Wenn der Himmel verloren geht, schwindet mit ihm die Freude am Glauben. Das ist offensichtlich unsere Situation. Der Himmel ist nicht mehr attraktiv und des deshalb der Glaube auch nicht mehr. Umso wichtiger ist es, nicht mit dem Blick auf die Erde hier zu versumpfen, diese Erde vielmehr nüchtern zu sehen und nicht verklärt als letztes und einziges Heil. Bei den heurigen Salzburger Festspielen wurde beim diesjährigen Jedermann die Begriffe Gott und Glaube einfach aus dem Text herausgestrichen. Glaube wurde durch gute Werke ersetzt und Gott durch die Mutter Natur. Wie gut unsere Werke oft wirklich sind? Und was Mutter Natur wirklich kann, hat sie uns ja vor wenigen Tagen nicht nur in Kärnten und der Steiermark, sondern auch in Slowenien und anderen Urlaubszielen gezeigt. Wir brauchen schon auch noch Vernunft, nicht bloß Ideologien.
Liebe Brüder und Schwestern!
Mariä Himmelfahrt, das Fest der Vollendung des Menschen im Himmel zusammen mit allen, die den Weg Jesu gegangen sind, das große Wiedersehen aller, die zu Jesus gehören. Lange bevor die Glaubenssätze formuliert und dogmatisiert worden sind, haben die Künstler diesen seit Jahrhunderten gelebten Glauben der Christen auf ihr Bilder und Fresken gemalt. Und es zahlt sich aus, sie zu betrachten, auch wenn einem dabei da Genick wehtut, beim längeren Blick nach oben. Vielleicht wird es uns dann bewusst, dass man den Himmel nicht schon auf Erden haben können, auch wenn sich manche die Welt so einrichten. Wir haben ein Ziel als Glaubende, den Himmel, die Gemeinschaft mit Gott. In diesem starken Wissen und mit festen Glauben dürfen wir bewusst auf dieses Ziel zugehen. Wir dürfen wissen, welches Leben uns da erwartet. Darauf dürfen wir festen Schrittes zugehen. In aller Selbstdisziplin dürfen wir wissen, das ist jetzt der Weg, darauf läuft es hinaus und das ist jetzt anzugehen, mit allen Mitteln wie sie unser Glaube bereit hat, mit allem, was guttut, dorthin zu gehen, wo alles Leben, alles Geschenk ist, das einem nie, nie mehr genommen werden kann. Der Knackpunkt zum Erreichen dieses Zieles bleibt jedoch, wie sehr und wie intensiv wir mit dem auferstandenen Herrn verbunden und in Einklang sind, wie wir das realisieren: +ER in uns, wir in +IHM und wir miteinander auf +IHN hin. Wir brauchen es selber nicht „derheben“. Wir überheben uns, wenn wir meinen, das müssten wir tun. +Er hat es getan. Wir brauchen keine Angst haben. ER ist bei uns. Er ist bei uns und will bei uns heben. Er hat Maria zu sich geholt. Sie ist bei ihm. Sie ist uns nahe. Sie ist der Meeresstern, der uns hinführt zu ihm. „Heilige Maria, aufgenommen in den Himmel, bitte für uns.“ Amen.