Taufe Jesu
Predigt Taufe Jesu, 8.1.2022
Perikopen: Apg 10,34-38
Liebe Brüder und Schwestern in Christus!
Vor zwei Tagen, dem Fest der Erscheinung des Herrn, haben wir uns erinnert, dass Sterndeuter sich aufgemacht haben, um den Messias zu suchen und sie durften ihn auch finden. Heute, am Fest der Taufe Jesu, dürfen wir das Ganze umgekehrt feiern, nämlich, dass Gott selber den Menschen sucht, dass er Ja sagt. Die Taufe des Johannes war in erster Linie ein ritueller Vorgang für Bekehrung, Umkehr und Sündenvergebung, der die Menschen neu auf Gott ausrichten sollte. Das Interessante ist nun, dass Jesus, der Sündenlose, der ganz in Verbundenheit mit seinem Vater lebt, es gar nicht nötig gehabt hätte sich taufen zu lassen. Er tut es trotzdem, er stellt sich in eine Reihe der Gebrechlichkeit, der Menschlichkeit. Er bräuchte es nicht, aber tut es dennoch. Er sagt Ja zu allem, was eben menschlich ist, damit wir auch leichter Ja sagen können. So tut Jesus in der Taufe das, was er während seines ganzen Lebens tut. Er sagt Ja zu uns. Letztlich leben wir vom Ja und nicht vom Nein. Wir brauchen es, dass man zu uns Ja sagt. Auch der eigene Glaube, ist ein Ja. Credo, ich glaube, heißt es in auf Latein. Credo heißt nichts anderes als, dorthin gebe ich mein Herz, darauf vertraue ich, dazu sage ich Ja. Wenigstens drei Ja sollten als Getaufte immer wieder in unser Leben hinein buchstabieren können.
Erstens: Wir sollen Ja sagen zu Gott und seiner Kirche. Ein Ja zu Gott sage ich, wenn ich aus dem Bewusstsein und dem Vertrauen lebe, dass er für mich da ist und er es gut mit mir meint. Wenn ich als Beschenkter lebe und ich mich auch so erleben darf, in großer Dankbarkeit für jeden Tag den Gott meinem Leben hinzufügt, woraus sich meine Lebenszeit zusammenfügen wird. Dieses Ja zu Gott heißt, dass ich mich bemühe die Beziehung zu Gott zu pflegen, ihn in mein Leben hinein zu nehmen. Im Kind von Betlehem, das uns das uns in der Weihnachtszeit sooft vor Augen gestellt wurde hat Gott Ja gesagt zu uns Menschen. Wir dürfen ein Echo darauf geben, im Gebet, in den vielen Feiern des Glaubens, besonders hier in der Eucharistie, der hl. Messe, die wir an den Sonntagen und darüber hinaus immer wieder feiern dürfen. Beginnen wir auch immer wieder den Tag mit dem kurzen Gedanken an Gott und beschließen wir ihn mit dem Danke an ihn. Leben wir auch mit dem Kirchenjahr mit, in dem wir in der Verkündigung all das miterleben dürfen, was Jesus für uns getan hat und auch heute noch tut. Das möchte uns auch die Kirche zeigen, die wir alle, als Gemeinschaft der Glaubenden, sind. Dass wir uns einander zu einem erfüllten Leben und zu einem erfüllenden Menschsein und Christsein verhelfen. Wir wissen, dass es in der Kirche leider auch Negatives gibt. Und trotzdem können wir auch nicht sagen, dass uns die Kirche als Ganzes nichts angeht. Kirche ist immer so gut und schlecht, wie ihre Mitglieder. In diesem Sinn kann ich persönlich nur fest darauf hoffen, dass die Kirche und wir als Einzelne dann das nächste Ja sprechen können.
Zweitens: Es ist das Ja zur Welt und zu den Mitmenschen. Gott hat uns in diese Welt hineingestellt. In keine Idylle, in der ja auch unser Herr Jesus nicht zur Welt gekommen ist, sondern in das konkrete Umfeld mit allen Höhen und Tiefen. Wenn wir Nein sagen zu dieser Welt von heute und zu den Menschen, die in ihr leben, dann wissen wir, was passiert. Wir verschließen und isolieren uns. Dann wird es kalt, einsam und brüchig werden, dann werden wir keine Beziehung haben, und das erschwert das Leben ungemein, macht es unmöglich. Taufberufung kann niemals isoliert von den anderen, sondern nur mit ihnen stattfinden. Das Ja öffnet unser Herz und unsere Hände. Das Ja zur Welt heißt: dort wo es mir möglich ist bringe ich mich ein, da mische ich im positiven Sinn mit, und schaue, dass ein gutes Klima entstehen kann, ein Klima, das nicht zu heiß oder zu kalt ist. Wo es die richtige Temperatur gibt, damit wir gemeinsam leben, reifen und wachsen können.
Drittens: So dürfen wir noch ein Ja sagen, das Ja zu mir selber. Das ist manchmal ein schweres Ja, ja zu sagen, zu dem wie wir geworden sind, wie wir eben sind, auch mit unseren Fehlern und Schwächen. Ich habe diesbezüglich etwas Schönes gehört, was uns hier helfen kann. Die schönsten Teppiche, in schönen und farbenprächtigen Mustern geknüpft, kommen vielfach aus arabischen Ländern. Aber sie haben alle einen kleinen Webfehler, der etwas bewusst machen will, was sich die Menschen dort sagen: absolute Schönheit und Perfektion kommt nur Gott zu. Der Mensch ist nicht Gott. So sehr wir uns um Schönes, um gute Ergebnisse im Leben bemühen, perfekt sind wir nicht. Ich kann als Mensch mit Grenzen immer nur begrenzte, nicht perfekte Dinge machen. Wenn ich mir das sage, dann kann ich auch im Leben manche Dinge gelassener sehen. Nur Gott ist absolute Perfektion vorbehalten, und er lässt sich trotzdem auf uns ein. Der wunderschöne Teppich meiner Lebensfäden, die ich durch meine Taufberufung verknüpfen darf, ist trotz Webfehler schön. Daran sollten wir denken, besonders, wenn uns etwas ärgert und nicht gelingt.
Liebe Brüder und Schwestern!
Taufe Jesu ist das absolute Ja zu allem, was menschlich ist. Nehmen wir dieses Ja in unser Leben herein und sagen wir auch immer wieder Ja zu Gott und seiner Kirche, zu unserer Welt und unseren Mitmenschen, und schließlich zu uns, zu mir selber. Dann werden wir als erlöste Menschen durch unser Leben gehen, unsere Taufberufung glaubwürdig leben, und dadurch auch unseren Mitmenschen Wesentliches vermitteln können. Amen.