Hl. Familie
Perikopen:
Perikopen: 1 Joh 3,1-2.21-24 Lk 2,41-52
Liebe Brüder und Schwestern im gemeinsamen Glauben!
Am Fest der Heiligen Familie ist es angebracht über die Familie nachzudenken. Im Jahr 1980 hat Papst Johannes Paul II. Deutschland besucht. Er hat eine Predigt über die Familie gehalten und diese am biblischen Bild des Netzes aufgehängt. Das ist ein guter Vergleich. Die Familie als Netz. Dabei möchte ich ein wenig stehen bleiben.
Erstens: Ein Netz fängt auf – die Familie fängt auf. Wer in ein Netz fällt wird aufgefangen und vor schwerem Sturz bewahrt. Das darf unsere Familien in aller Menschlichkeit ausmachen, dieses Aufgefangen-Werden. Wenn einer Familie ein Kind geboren wird, wird dieses zerbrechliche Leben, solange aufgefangen, bis es fähig ist selber durch das Leben zu gehen. Wenn ein Familienmitglied alt und krank wird, wird es durch Hilfe, Pflege, Zuwendung, Zeit und Zärtlichkeit aufgefangen. Auch in der Phase des Erwachsenseins, des Arbeitens, des Selbstständigseins ist doch immer im Hintergrund: Ich bin aufgefangen, ich bin umfangen, ich bin gewollt, trotz aller Zerreißproben des Alltags. Das wird auch Jesus auch bei Maria und Josef gesehen haben, dieses Aufgefangenwerden. Er hat ja später nichts anders getan, fallende Menschen, den gefallenen Menschen aufgefangen. Und in seinem Leiden, Sterben und Auferstehen, hat er diese Botschaft bestätigt: Gott fängt sich auf. Er lässt dich nicht fallen.
Zweitens: Ein Netz hält ab – die Familie hält ab. Die Maschen des Familiennetzes dürfen nicht zu eng sein, aber auch nicht zu weit, dass alles durchgeht. Das Netz der Familie kann Gefährliches abhalten, sodass sich das Leben in den unterschiedlichen Generationen entwickeln kann, und jede Generation ihre Schätze einbringen kann. Es soll den Individualismus abhalten und das Miteinander fördern. Wertvoll dafür ist die Erfahrung, die Lebensweisheit der älteren Generation. Diese Lebenserfahrungen sind ein wertvolle Schatz, der einem Lernen aus der Geschichte, der eigenen Lebensgeschichte entspringt. Er steht für das Psalmwort: „Unsere Tage zu zählen, lehre uns, dann gewinnen wir ein weißes Herz.“ Wertvoll ist aber auch die Neugier, der Tatendrang, das Ausprobieren, das Sich-Einlassen der Jüngeren. Das verleiht einer Familie eine gewisse Vitalität. Da wird sie das, was sie von Natur her ist, ein Lebensraum, und wo Leben draufsteht muss auch Leben drinnen sein. Freilich braucht es hier sicher manchmal auch jene Geduld, die Maria und Josef mit dem zwölfjährigen Jesus aufbringen mussten. Und dann ist auch dieses Funktionieren-Müssen jener, die einfach schauen, dass es in der Familie immer wieder recht wird. Das ist meist die mittlere Generation, die schaut, dass es daheim immer wieder recht wird und ein Lebensunterhalt da ist. Ja, gerade diese Generation muss schauen, dass es immer wieder recht wird. Diese Schätze und Charismen der unterschiedlichen Generationen, halten Schädliches ab und festigen ein gutes Leben im Miteinander, in aller Menschlichkeit.
Drittens: Am Netz knüpfen – das Netz nicht zerreißen lassen. Ja, wir müssen weiter knüpfen am Netz Familie. Wir dürfen das Netz nicht zerreißen lassen. Die Familie steht nicht unhinterfragt in der Gesellschaft. Sie ist gefährdet von außen und von innen her. Es soll uns einfach bewusst werden, dass es nichts vergleichbar Besseres als die Familie gibt, die der Schöpfungsordnung entspringt. Sie ist der Ort, wo man Glauben, Hoffen und Lieben, Lernen kann. Wenn wir heute auf die Heilige Familie schauen, die wir uns nicht als falsche Idylle vorstellen dürfen, erinnert uns das, dass die Familie die kleinste und wichtigste Form von Kirche ist, dass sie Schule des Glaubens sein kann du soll. Familie, als Ort der Glaubensweitergabe? Es ist auch nicht so leicht. Manche Familien bemühen sich. Bei manchen funktioniert es. Da kann man nur dankbar sein. Ich bin in Oberkappel sehr dankbar, dass jene jungen Familien, die vor Corona das gottesdienstliche Leben immer mit uns geteilt haben, nicht damit aufgehört haben. Andere Familien bemühen sie auch. Aber es erreicht die nächste Generation nicht. Da möchte ich Mut machen. Es war gewiss nicht umsonst. Hier muss man wohl anfangen mehr mit Gott über die Kinder zu reden, als mit den Kindern über Gott. Ja, und in manchen Familien, das ist trauriges Faktum, passiert hinsichtlich Glaubensweitergabe gar nichts. Da muss ich sagen, dass ich als Pfarrer einerseits anstehe, und anderseits doch immer noch eine gewisse Hoffnung hege, gerade auch im Blick auf jenes Wort, das der Engel Maria gesagt hat: „Bei Gott ist nichts unmöglich.“ Wir müssen alle weiter am Netz in unseren Familien knüpfen, damit es nicht zerreißt. Und auch jene, deren Familiennetz zerrissen ist, sollen die Möglichkeit haben neu zu knüpfen, allerdings nicht beliebig, sondern immer im Blick auf wirklichen, tiefgehenden Neuanfang. Wichtig ist einfach, das Netz nicht zerreißen zu lassen.
Liebe Brüder und Schwestern!
Familie ein Netz das auffängt, ein Netz das abhält, ein Netz an dem wir knüpfen sollen, damit es nicht zerreißt. Wenn Gott selber Kind einer menschlichen Familie geworden ist, dann muss die Familie wirklich einen großen, unersetzbaren Wert haben. Dann braucht die Familie das heutige Fest. Dann muss sie gefeiert werden. Amen.