Hl. Leopold
Perikopen:
Spr 3,13-20 Lk 19,12-26
Liebe Brüder und Schwestern im gemeinsamen Glauben!
Erstens: Dieser Tag lädt uns ein über unsere Heimat und ihre christliche Prägung nachzudenken. Wir dürfen dankbar sein für das Land in dem wir leben dürfen. Es ist nicht selbstverständlich, dass es vielen, nicht allen, trotz Corona, sehr gut geht. Unsere Lebensverhältnisse sind Frucht einer Kultur, die im Laufe von Jahrhunderten gewachsen ist. Es ist die Frucht des Einsatzes und Lebens vieler Menschen, die sich den Herausforderungen der jeweiligen Zeit gestellt und sich als Christen bewährt haben. Bei vielen von ihnen war der christliche Glaube die tragende Kraft. Vermutlich ist es gerade deshalb so, dass wir heute in geordneten Verhältnisse leben dürfen, weil unser Land eindeutig christlich geprägt ist, oder muss man schon sagen war? Das darf uns dankbar gegenüber dem hl. Leopold und vielen anderen machen, die wie er zur Schaffung der heutigen Gegebenheiten beigetragen haben. Wir haben durch das Christentum und wie Menschen daraus gelebt haben, viel empfangen.
Zweitens: Dann stellt sich jedoch die Frage: Welchen Stellenwert hat der Glaube heute? Der christliche Glaube ist für mich und für viele mit dem Blick auf die Zukunft die Grundlage der Zuversicht. Vielleicht mag es manchen nicht so vorkommen, aber ich bin davon überzeugt: Nur wer auf Gott baut, wer letztlich als Grundlage des Handelns die Gebote Gottes hat, d.h. ehrlich ist, arbeitsam, nicht nur an sich selbst und den eigenen Vorteil denkt, findet den Weg zum erfüllten Leben. Die Zukunftsängste vieler, gerade auch verursacht durch die Coronakrise, lassen sich einzig und alleine aus einem tiefen Gottvertrauen bewältigen. Gottvertrauen ist das einzige was hält. Ich habe von einem Gespräch gelesen, das zwischen zwei Priestern stattgefunden hat. Es war kurz vor dem politischen Umbruch des Jahres 1989, der sich in unseren damals kommunistischen Nachbarländern schon abzeichnete. Ein ungarischer Priester hatte von seiner Heimat aus die Turbulenzen beobachtet, die damals die österreichische Kirche quälte. Er sagte: „Den kommunistischen Materialismus haben wir mit mehr oder weniger großen Verlusten überstanden. Wir haben wenig, sind arm, aber wir sind doch christlich geblieben. Jetzt öffnen sich die Grenzen und lockt der Wohlstand. Ob uns jetzt der praktische Materialismus des Westens ganz erfassen wird? Ich fürchte, dass ihm zu widerstehen schwieriger sein wird.“ Heute, dreißig Jahre danach, kann man ihm nur Recht geben. Die von ihm erkannte Gefahr ist nicht zu unterschätzen, weil diese Art des Materialismus fast unbemerkt durch die Poren aller Menschen, auch der Gläubigen eindringt. Die Fragen bleiben: Werden wir die christliche Kultur in unserem Land retten können? Oder wird der praktische Materialismus derart überhand nehmen, dass Egoismus zu, bestimmenden Faktor einer dekadenten Gesellschaft mit entsprechenden Folgen wird? Wie lange wird es dauern bis unsere Heimat gottlos ist. Ich möchte nicht schwarzmalen, aber wir müssten blind und taub sein, wenn wir diese Entwicklung leugnen.
Drittens: Es hilft alles jedoch alles Jammern nichts. Es ist viel zu tun. Wir müssen aus dem Geist des Evangeliums, das der heilige Leopold gelebt hat, anpacken. Das heutige Gleichnis vom Mann vornehmer Herkunft, der seinen Dienern Geld anvertraut und später von ihnen Rechenschaft fordert, scheint mir durchaus passend. Wir dürfen das Erbe, das wir empfangen haben, nicht verkommen lassen. Dabei ist ein passives Verhalten, das sich darauf beschränkt, nichts Böses zu tun, zu wenig. Initiative ist nötig. Das gilt für viele Bereiche. Wenn eine Familie eine christliche Familie sein will, muss sie sich überlegen was sie tun und was sie meiden muss, um das zu erreichen. Wenn jemand seinen beruflichen Aufgaben nachkommen und sich als Christ der Verantwortung stellen will, wird er oder sie sich fragen müssen, was er vor Gott verantworten kann, und was nicht. Auch die wirtschaftlichen und politischen Herausforderungen müssen erkannt und erkämpft werden. Wir Christen müssen aufwachen. Es gibt zu wenig Kinder! So viele Ehen scheitern! Was tun wir, um diese Situation zu verändern? Es braucht den richtigen Rahmen, damit sich eine christliche Familie entfalten kann. Es wird aber auch notwendig sein, entschieden für den Wert der Familie einzutreten. Wer die Familie liebt, sollte ermutigt werden, sich ihr zu widmen. Da sind nicht wenige, die dem Druck der öffentlichen Meinung nicht standhalten können. Viele Depressionen, vor allem Wohlstandsdepressionen entstehen! Wir werden uns fragen müssen: Wo könnte man ansetzen? Wie könnte man helfen? Persönlich werden wir beginnen müssen, dass wir in unserer eigenen Lebensgestaltung Akzente setzen und in unsere Umgebung positiv einwirken. Passiv dürfen wir nicht bleiben.
Liebe Brüder und Schwestern!
Der heilige Leopold möge uns eine Vorbild und Fürsprecher sein, damit wir in der heutigen Zeit uns als Christen erweisen, die ihre Aufgaben erkennen und ihnen entsprechen, sodass die christliche Kultur nicht nur irgendwie bewahrt, sondern auch heute aufs Neue zum Wohl der Menschen fruchtbar gemacht wird. Maria, die Schutzfrau Österreichs, möge ihre Hand über unsere Heimat und jeden von uns ausbreiten. Amen.