Tür sein...
Predigt 4. Ostersonntag, 30.4.2023
Perikopen: Apg 2,14.36-41 Joh 10,1-10
Liebe Brüder und Schwestern im gemeinsamen Glauben!
Das Johannesevangelium stellt in verschiedenen Variationen die Frage: Wer ist Jesus? Und es gibt auch viele Antworten darauf, die uns eine Hilfe beim Glauben sein wollen. Im heutigen Abschnitt der Hirten-Rede sagt Jesus: „Ich bin die Türe.“ „Ich bin die Türe.“ Das wollen wir heute bedenken.
Erstens: „Ich bin die Tür,“ das bedeutet ich habe Zugang zu Jesus. Und in Jesus habe ich Zugang zum Vater selber, wie er einmal sagt: „Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen. Zugang bedeutet eine Verbindung von draußen und drinnen, von unserer Welt, die sehr menschlich ist, zur anderen Welt, die göttlich ist. Zugang bedeutet, dass ich meine Welt hineintragen darf in die Welt Gottes. Es gibt ja auch die anderen Türen im Leben. Türen, durch die ich nicht hindurchgehen möchte. Türen vor denen ich zurückschrecke, weil dahinter Schweres oder Trauriges ist. Es gibt aber auch die Drehtüren, durch die ich mich unbedingt durchdrängle, obwohl das Dahinter im Sinne Gottes vielleicht gar nicht so erstrebenswert ist. und dann stoße ich mir vor mancher Tür die Nase blutig, weil es kein Durchkommen gibt. Sie vielen Türen in meinem Leben, und die eine Tür, Jesus, die eigentlich genügt. Da muss ich an das bekannte Wort der heiligen Theresa von Avila denken: „Nichts soll dich ängstigen, nichts dich erschrecken. Alles vergeht – Gott ändert sich nicht. Geduld erreicht alles. Wer Gott besitzt, dem mangelt nichts. Gott allein genügt.“
Zweitens: „Ich bin die Tür,“ das verbindet sich mit der Frage „wer bin ich?“ Will ich hinein bzw. bin ich ein Tür-Mensch? Bei uns im Leben zählt doch oft die Devise „bis hierher und nicht weiter.“ Wir sind oft das Gegenteil von Tür-Menschen: kontaktscheu, abweisend, unzugänglich. Wir haben es oft und bitter nötig denjenigen zu hören, der uns sagt: „Effata – Öffne dich. Werde dem ähnlich, der die Tür ist.“ Mehr braucht man dazu gar nicht sagen. Vielleicht denken wir darüber nach, inwieweit wir Jesus als Türe ähnlich sind.
Drittens: “Ich bin die Tür,“ bedeutet auch, dass wir Menschen brauchen, die uns die Türe offenhalten. Das ist die Verbindung zum weltgebetstag der Geistlichen Berufe, der ebenfalls heute ist, leider ziemlich unbemerkt, so als o und dieses Anliegen gar nicht betrifft. Dass es sich aber um ein wichtiges Anliegen handelt, spüren wir wohl nun auch, da die Seelsorgeräume immer größer werden. Das Symptom heißt Priestermangel, die Krankheit, die dahinter steht und die es zu bekämpfen gilt heißt Glaubensmangel, zuerst in den Familien. Die Glaubensweitergabe in den Familien funktioniert so gut wie nicht mehr. Da sind die Vielen, wo ohnehin so gut wie gar nichts geschieht, uns selbst dort, wo man sich noch darum bemüht, greift es auch nicht so wirklich, weil das allgemeine Umfeld das Gegenteil fördert. Bei einem Bibelkurs, so habe ich gelesen ging es um die Weitergabe des Glaubens. Eine jüngere Frau erzählte, wie sie sich auseinandersetzte mit den Glaubensnöten ihres Jungen. Sie hat erzählt, er sagt mir seine Ansichten und seine Meinung und ich versuche, meine Meinung darzulegen und zu begründen, ihm die Grenzen seiner Ansichten aufzuzeigen. So bleiben wir im Gespräch. Ist es nicht das, was mit einem Geistlichen Beruf gemeint ist. Es ist das Bestellen des Glaubensgartens im Herzen des Menschen, das Auflockern und Herumgraben, das Gießen und Zurückschneiden, damit eine tragfähige und lebenstaugliche Sicht und Weise des Lebens entsteht. Und genau da haben wir viel zu wenig Arbeiter und Arbeiterinnen im Weinberg. Es geht darum im Glauben im Gespräch zu bleiben. Gott, Jesus muss Thema bleiben, vor allem in den Familien, dann hat er einen Stellenwert. Insoweit wir zuerst dieser Arbeiter/Innen im Glauben haben, wird auch unser Gebet um Priester- und Ordensleute erfolgreich sein.
Liebe Brüder und Schwestern!
„Ich bin die Tür.“ Das heißt ich habe Zugang zu Gott und ich soll selber Tür sein um anderen die Tür offen zu halten. Es war, eine der ersten Amtshandlungen eines Pfarrers als er in eine neue Pfarre kam und das Hauptportal verschlossen während des Tages vorfand. Er sperrte es auf. Das führte zu Diskussionen, wie immer wenn ein Pfarrer etwas anders macht, bis er am 4. Ostersonntag seine Predigt mit den Worten begann: „ich wollte, dass unser Hauptportal immer geöffnet ist und warum ich das wollte, dürfte stets nach dem heutigen Evangelium klar sein.“ „Ich bin die Tür,“ sagt Jesus. Amen.
