Pfarrer Christian Öhler:
Mobil: 0676 / 8776 5038
Sekretariat:
Stellen Sie sich vor, wir schreiben das Jahr 1839 n. Chr.
Ischl hat 1809 Einwohner, mit Umgebung lt. Volkszählung 4700. Die Pferdeeisenbahn Linz-Budweis wurde vor kurzem eröffnet. Sie soll von Linz nach Gmunden weitergebaut werden. Dr. Wirer, Ritter v. Rettenbach geht seiner ruhmvollen Tätigkeit auch heuer wieder als Badearzt und Förderer Ischls nach, wir haben einen sehr strengen Winter, sodass der gesamte Gmundner See zugefroren ist.
Der Nachtwächter machte auch diese Nacht seine übliche Runde durch den Markt Ischl mit den Worten:
Meine Herren lasst Euch sagen
Der Hammer, der wird 9 Uhr schlagen
Gebt Acht aufs Feuer und aufs Licht
Damit euch kein Unglück gschicht.
Voriges Jahr, also 1838 war unser Apotheker Johann Krupitz im Salzburger Dom und hörte eine „neue“ Weihnachtsmesse, von der er so begeistert war, dass er sie zur Gänze abschreiben ließ, die Partitur ankaufte und sie der Ischler Pfarrkirche St.Nikolaus widmete. Der Komponist ist ein gewisser Anton Diabelli, ein gebürtiger Mattseer, sein Vater stammt aus Aurolzmünster bei Braunau, seine Mutter aus Uttendorf. Eigentlich hieß die Familie Demon, was übersetzt so etwas wie „böser Geist“ bedeutet. Der Vater italienisierte aber seinen Namen zu Diabelli, kommt von der lat. Bezeichnung für den Teufel“ also Diabolus“. Als der kleine Anton 1781 in Mattsee geboren wird, hat Mozart gerade noch ein Jahrzehnt zu leben.
Dass der junge Bub, Sängerknabe des Stifts Michael Beuern, später Schüler im Benediktinergymnasium in Salzburg, nicht wie geplant Priester wird, ist dem Umstand zu verdanken, dass die Wege den Musiker nach Wien führen, wo er von Joseph Haydn unterrichtet und gefördert wird. Als gefragter Klavier-u.Gitarrenlehrer verdient er sein Geld. Man kennt ihn auch als Komponisten von über 200 Werken und als bekannten Musikverleger in Wien. Als solcher ist er mit Beethoven , Franz Schubert, Johann Nepomuk Hummel u.s.w. befreundet, deren Kompositionen Diabelli verlegt.
Heuer 1839 soll diese für Ischl angekaufte „Pastoralmesse in F-Dur v. Anton Diabelli“ nach dem Wunsch des Apothekers Krupitz in Ischl als Weihnachtsmesse mit Chor und Orchester erstmals aufgeführt werden. Sie soll einen sehr heiteren Charakter und eingängige Melodien haben, sowie Anklänge von volkstümlicher Musik. Sogar Walzertakte sollen in der Messe vorkommen. Auf alle Fälle soll sie strahlend und festlich sein. Ein trompetenschmetterndes Gloria mit einer mächtigen Schlußfuge und einem berührenden Violinsolo ,ein herrliches Klarinettensolo im Benediktus, sowie eine virtuose Fuge im Agnus Die, alles das soll die Komposition bieten. Ob diese auch nach der Erstaufführung in den folgenden Jahren gefallen wird?
Heute im Kulturhauptstadtjahr 2024, also 185 Jahre später wissen wir, dass in Ischl sowohl Weihnachten, als auch das Dreikönigsfest ohne die Pastoralmesse v. Anton Diabelli seit vielen, vielen Jahren nicht mehr vorstellbar sind.Besonders verdient gemacht hat sich Herr Paul Sadleder, Organist und Chor Regens, der nach dem 1. Weltkrieg dafür sorgte, dass bei der Aufführung der Messe kein Jahr ausgelassen wurde. Auch Herr Prof. Hans Permanschlager hat sich als Chorleiter für die jährliche Aufführung eingesetzt.
Die Originalabschrift von 1838 ist ein wahrer Schatz unseres Kirchenarchives und es ist geplant, dieses Dokument der öffentlichen Anschau zugänglich zu machen.
1858 im Frühling schließt Anton Diabelli in Wien als K.u.K. Hofmusikalienhändler für immer seine Augen.
Zum Abschluss noch eine kleine Anekdote: wegen seines heiteren Charakters wurde die Aufführung der Pastoralmesse in F Dur v. Anton Diabelli für kurze Zeit in der gesamten Diözese Linz verboten. Etwas später verlangte Diözesanbischof Gföllner bei jedem Ponitifikalamt, das er in Bad Ischl zelebrierte, z.B. bei Firmungen, gerade die Aufführung der Diabelli Messe, weil sie ihm so gut gefiel.