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Fr. 15.08.25

Maria, die Knotenlöserin

Mag. Maximilian Pühringer
Mag. Maximilian Pühringer
M.: 0676/88084811
E.: maximilian1985@gmx.com

Zu allen Zeiten gibt es Knoten, Knäuel, Verwicklungen.

Predigt Mariä Himmelfahrt, 15.8.2025

 

Perikopen: Offb 11,19a; 12,1-6a.10ab             Lk 1,39-56

 

Liebe Brüder und Schwestern im gemeinsamen Glauben!

„Dann erschien ein großes Zeichen am Himmel: eine Frau mit der Sonne bekleidet, der Mond war unter ihren Füßen, und ein Kranz von zwölf Sternen auf ihrem Haupt.“ So hat es Seher von Patmos in der Geheimen Offenbarung geschrieben. Das heutige Fest der Aufnahme Mariens mit Leib und Seele in den Himmel, lädt uns ein hinzuschauen auf dieses Zeichen, auf Maria, die ihr Ziel, nämlich die volle Gemeinschaft bei Gott erreicht hat. Sie ist mit Leib und Seele bei Gott, das heißt als ganzer Mensch, mit allem, was sie ausgemacht hat.

 

Maria, das große Zeichen am Himmel, auf das wir schauen dürfen und sie ist in erster Linie ein großes Hoffnungszeichen. Und Pilger und Pilgerinnen der Hoffnung sollen wir ja in diesem Heiligen Jahr besonders sein. Vielen von uns ist das Bild Maria Knotenlöserin aus dem Jahr 1700, es befindet sich in Augsburg bekannt. Ich habe bei einer Maiandacht schon darüber gepredigt. Es gibt noch ein weiteres Bild unter diesem Titel aus dem Jahr 1975 von Clara Winkler. Es ist ein Hoffnungsbild. Ich möchte es beschreiben. Wir sehen Maria. Sie steht mit beiden Füßen auf unserer Erde, die auch heute auf vielfache Weise verdunkelt wird. Damals waren es Pilatus, Herodes, Hanna, Kajaphas. Heute sind es andere. Das Schwarz der Trauer und des Leides umfängt das Bild. Auf der rechten Seite schieben sich oben und unten dämonische Fratzen ins Bild, versprühen ihr Gift und flößen Angst und Furcht ein. In der Mitte befindet sich das Wort „Ausschwitz“ und die Toten darüber wecken Erinnerungen an die Leichenberge an diesem Ort des Grauens. Darunter steht das Wort „Gulag“ und weckt düstere Erinnerungen an das kommunistische Gewaltregime in Russland mit seinen Internierungslagern. Der Paragraph 218 verweist auf die Abreibung und die Jahreszahl 1915 mahnt an den Ersten Weltkrieg. Auf der linken Seite zeigt eine von Millionen verzweifelter Mütter ihr verhungertes Kind. Darüber ein Gefangener hinter Fenstergittern und brennende Balken, Symbole der Unfreiheit, der Gewalt, des Terrors und der Vernichtung. Über die ganze Welt, auf der Maria mit bloßen Füßen steht, zieht sich gefährlicher und verletzender Stacheldraht. Mitten in diesem Dunkel, mitten in den Gefahren und Nöten der Zeit steht Maria. Ihr Leben war wahrlich auch nicht auf Rosen gebettet: kein Zuhause bei der Geburt, die Flucht ins Ausland, nach Ägypten, die schmerzliche Suche nach dem Zwölfjährigen in Jerusalem, die Auseinandersetzungen um ihren Sohn, die Ablehnung Jesu in Nazareth und dann die zunehmenden Konflikte mit der religiösen und politischen Führung, schließlich seine Verurteilung zum Tod, der Kreuzweg und das elende Sterben am Kreuz. Ja, im Leben der Mutter Jesu gab es viele „Knoten“, viele Verwicklungen, Verletzungen, Ängste und Enttäuschungen. Wir sehen auf dem Bild Maria aber zugleich in hellem Licht stehen. Um dieses Licht geht es heute besonders. Es fällt von oben herab. Maria im Lichtstrom Gottes. Sterne, Hoffnungslichter in der Nacht, umgeben sie. Sie ist voller Gnade. Das heißt, sie hat sich nicht herausreißen lassen aus dem Grundvertrauen, aus der Gewissheit, dass Gott da ist, dass er gut ist, dass er um alles weiß, dass er weiß, warum alles so sein musste und wozu es gut ist. Sie traut Gott zu, dass alles, auch das Leid und das Böse, einen letzten Sinn hat, auch wenn wir ihn nicht sehen, nicht erkennen und nicht verstehen, und dass Gott alles Verkehrte des Lebens einmal richtig machen, alle Verkettungen lösen und alle Verknotungen entwirren kann. Für Maria haben sich die Knoten des Lebens gelöst, wenn sie schlussendlich singen kann: „Er stürzt die Mächtigen vom Thron und erhöht die geringen, Die Hungernden, die Zukurzgekommenen erfüllt er mit seinen Gütern. Gott hat auf mich geringen Menschen geschaut. Sein Ja zu mir macht mich groß.“ Gewiss hat Maria das nicht gleich so leicht und locker bekennen können. Sie hat zuerst die dunklen Seiten ihrer Lebensgeschichte durchstehen, durchglauben und durchbeten müssen, um dann im Nachhinein doch sagen zu können, dass Gott in ihrem Leben Unmögliches möglich gemacht und alles zum Guten gefügt hat. Gewiss gibt es auch in unserem Leben „Verknotungen“ oder wir haben sie schon zur Genüge erfahren und kennengelernt, Verknotungen verschiedenster Art: Beziehungsprobleme, berufliche Schwierigkeiten, Krankheiten, Verlusterfahrungen, Trauer, Enttäuschung, die Kirchenprobleme unserer Zeit… Wer von uns hat nicht so manchen „Knopf“ und „Knoten“ in seinem Herzen? Wer spürt nicht immer wieder die ganz schmerzlich die Stacheln böser Worte, der menschlichen Ablehnung und Gleichgültigkeit. In dieser Erfahrung steht Maria uns besonders nahe. Sie ist es die helfen kann, lösen, entwirren, glätten. Das Band, das Maria auf unserem Bild in Händen hält, hat auf der einen Seite viele Knoten. Maria ist gerade dabei, einen großen Knoten aufzulösen. Er ist schon ganz locker und am Aufgehen. Auf der anderen Seite, sobald das Band durch ihre Hände gegangen ist, fällt es leicht und frei, ganz gelöst und glatt nach unten. Maria entwirrt, was verschlungen ist. Sie löst die Knoten einen nach dem anderen.

 

 

Liebe Brüder und Schwestern!

Das Bild Maria, Knotenlöserin lässt sich zu allem Zeiten neu malen. Zu allen Zeiten gibt es Knoten, Knäuel, Verwicklungen. Auch wenn Maria selber nichts verknotet hat, weil sie nie gesündigt hat, so haben sich alle Knotern und Knäuel ihres Lebens gelöst. So ist sie jetzt bei Gott, als ganzer, als vollkommener Menschen, ohne jeglichen Knoten. Sie ist uns ein Zeichen der Hoffnung, dass auch wir einmal das letzte Ziel erreichen, wenn sich alles gelöst hat, was wir an Knoten in das Leben gebracht haben. Freilich, zum Kontenlösen braucht es eines, einen Glauben mit viel Fingerspitzengefühl und Sensibilität. Ein wildes Herumreißen und brutales Aufreißen geht nicht, sonst reißt man den Faden des Lebens ab. Vielmehr sollen wir den Faden des Lebens aufnehmen, dass wir den Weg zu Gott finden, zu jenem Gott, der Maria tief und fest in seine arme schließt. Gott lässt schließt Maria tief und fest in seine Arme ein und lässt sie nicht mehr los. Wenn das nicht ein Zeichen großer Hoffnung ist. „Heilige Maria, aufgenommen in den Himmel, bitte für uns.“ Amen.

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