Exkursion der Plattform Johann Gruber nach Wien
Als erstes stand ein Besuch im naturhistorischen Museum in Wien an. Dort liegen verschiedene bronzezeitliche Fundstücke, welche beim Bau der Schleppbahn beim KZ Gusen zufällig entdeckt wurden. Für die Lager-SS waren die Funde in diesem Sinn wertvoll, um zu zeigen, wie „germanisch“ bereits die hier früher lebenden Völker waren. Einige dieser Funde haben eine enorme Bedeutung, vor allem die sogenannte „Gusener Tasse“, das älteste Objekt aus der Bronzezeit, welches in Europa je gefunden wurde. Johann Gruber wurde auf Grund seiner Ausbildung und Kenntnisse um die Geschichte beim Grabungskommando eingesetzt. Dort war er dann in weiterer Folge als Kapo für das Lagermuseum im Konzentrationslager zuständig. Aufgrund dieser Position war es ihm möglich, immer mehr Hilfe für andere Mitgefangene zu organisieren. Die gefundenen Objekte wurden nach Wien geschickt und dort begutachtet und restauriert, um dann wieder nach Gusen zurück geschickt zu werden. In den Objekten versteckte Gruber Nachrichten und Zigaretten, die er im KZ gesammelt hatte und die er auf dem Wiener Schwarzmarkt für mehr Geld verkaufen ließ. Das dadurch verdiente Geld kam in den Objekten versteckt zurück nach Gusen, wo Gruber es benutzte, um in der Küche des KZ die Gruber-Suppe zu beschaffen und für andere Häftlinge Hafterleichterungen zu erreichen.1944 flog sein Hilfsnetzwerk auf und er wurde am 7. April 1944 vom Lagerführer Fritz Seidler ermordet.
Diese Fundstücke liegen im Archiv des naturhistorischen Museums in Wien. Die zuständige Abteilungsdirektorin Dr. Karina Grömer gab uns gemeinsam mit Kolleg*innen einen spannenden Einblick in die Geschichte des Hauses und der Funde von Gusen. Gemeinsam diskutierten wir über die Bedeutung der Funde und wie sie evtl. der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden können. Ein Teil dieser Funde ist als Faksimile an der pädagogischen Hochschule der Diözese Linz im Eingangsbereich als Kunstprojekt zu sehen. Das Projekt nennt sich „Wetterleuchten am Horizont“ und wurde vom renommierten Künstler Christian Kosmas Mayer gestaltet.
Danach begleitete uns der Präsident des Strafgerichtes in Wien, Dr. Friedrich Forsthuber, zum Landesgericht für Strafsachen in Wien. Dieses wurde früher das „graue Haus“ genannt. Es gab darin einen Hinrichtungsort. An diesem wurden über 1000 öst. Widerstandskämpfer*innen durch Nationalsozialisten hingerichtet. Dort fand dann noch eine kleine Gedenkfeier statt.
Der Konnex zu Johann Gruber zum Strafgericht in Wien ist jener, dass Herr Forsthuber als zuständiger Richter das Urteil gegen Johann Gruber aufgehoben hat, und er somit vollständig rehabilitiert wurde.