Schatz im Acker
Predigt 17. Sonntag Jahreskreis, 30.7.2023
Perikopen: 1 Kön 3,5.7-12 Mt 13,44-46
Liebe Brüder und Schwestern im gemeinsamen Glauben!
„Das Himmelreich gleicht einem Schatz, der in einem Acker vergraben lag. Ein Mann entdeckte ihn und grub ihn wieder ein. Und in seiner Freude verkaufte er alles, was er besaß und kaufte den Acker.“ Schatzsuche fasziniert Menschen zu allen Zeiten. Den großen Schatz finden. Wie oft ist in Märchen davon die Rede? Meistens geht es um Materielles. Jesus spricht jedoch vom Himmelreich. Das Reich Gottes ist ein Schatz. Das Reich Gottes kann man aber nur im Glauben finden. Der eigentliche Schatz ist der menschliche Glaube, der uns Reich Gottes finden lässt. Und ein Schatz wird im Regelfall damit verbunden, dass er wertvoll ist. So lädt uns das Evangelium ein den Glauben als wertvollen Schatz zu betrachten. Der Wert des Glaubens ist uns vielfach nicht mehr bewusst. Das Gleichnis spricht es an, dass der Schatz verborgen, vergraben ist, im Acker der Welt.
Erstens: Was ist mir der Glaube persönlich wert? Hier geht es um die Wertigkeit in meinem Herzen. Was gibt mir der Glaube? Berührt er mein Herz bzw. bin ich vom Geheimnis Gottes berührt? Da geht es wirklich um ein tiefes, inneres Berührt-Sein, nach der Herzenseinstellung, ich kann nicht anders, ich mag nicht ohne den Glauben. Der Apostel Paulus hat einmal gesagt, er kann nicht anders als diesen Glauben verkünden. Und dann sagt er ein Zwang liegt auf ihm. Es geht um meine innere Glaubensnotwendigkeit, um einen Zwang im guten Sinn, dass mich der Glaube fesselt und anbindet. Es ist eine innere Frage einen Herzensfrage, die sich am besten mit jener Frage stellen lässt, die der Auferstandene dem Petrus gestellt hat: „Liebst du mich, liebest du mich mehr als diese.“ Die persönliche Wertigkeit hat dann wohl Konsequenzen, was ich bereit bin für den Glauben zu tun, und wie er sich im Alltag zeigt.
Zweitens: Welcher Wert hat für mich Glaubensweitergabe? Der Glaube, den wir empfangen haben, ist zum Weitergeben da, damit er die folgenden Generationen erreichen kann. Wir Christen empfangen nie, um zu behalten, sondern immer um weiterzugeben. Was tun wir, dass vor allem Kinder der Glaube weitergegeben werden kann. „Jesus der Schatz des Lebens,“ ist oft Thema von Erstkommunionen, in Altarräumen dargestellt mit Schatzkisten. Das ist das Thema. Aber wie schaut es mit der Umsetzung aus? Ein emeritierter Theologieprofessor hat ein Buch geschrieben mit dem schlagkräftigen Titel „Kinder nicht um Gott betrügen.“ Sie haben ein Recht im Glauben beheimatet zu sein und ihn kennenzulernen. Sie können sich später nur gegen oder für den Glauben entscheiden, wenn sie ihn wirklich kennen lernen durften. Entscheidung setzt das Kennen voraus! Dass die punktuelle Feier von den drei Festen Taufe, Erstkommunion und Firmung für dieses Kennenzulernen zu wenig ist, versteht sich für mich von selber, für mache ist es schon zu viel, wenn dafür Vorbereitung verlangt wird. Ich weiß, Glaubensweitergabe, ist nicht leicht heute. Viele Eltern haben sich bemüht und es ist nicht das Gewünschte herausgekommen. Da darf man auch keine Vorwürfe machen. Aber wenn nichts geschehen ist?? Was dann?? Ich möchte allen danken, die sich um die Glaubensweitergabe bemühen, Eltern und vor allem auch Großeltern. Papst Franziskus hat vor einigen Jahren den 26. Juli, das Fest von Joachim und Anna, der Großeltern Jesu, zum Tag der Großeltern erklärt. Es gibt also auch einen Tag der Großeltern, nicht nur Muttertag und Vatertag. Viele Kinder sehen Glaubensgefühl und kirchliche Anbindung in erster Linie bei den Großeltern, die auch Begleiten können, durch Erzählen der eigenen Glaubenserfahrungen und durch das Gebet. Was ist mir persönlich Glaubensweitergabe wert?
Drittens: Was ist mir die Glaubensgemeinschaft der Kirche wert? Jesus hat den Anfang unserer Glaubensgemeinschaft, die wir Kirche nennen, gemacht. Auch, wenn sich die Kirche durch das Versagen ihrer Mitglieder, Priester und Laien, in ihrer zweitausendjährigen Geschichte, oft schuldig gemacht hat, braucht Glaube Gemeinschaft. Von der Urkirche an war klar, dass man die Gemeinschaft unterstützen muss, dass man Zeit, persönlichen Glauben, und von Gott geschenkte Talente einbringen muss. Auch materielle und finanzielle Mittel sind notwendig, um ein Gesamtsystem zu finanzieren, von dem letztlich alle profitieren. Ich habe schon in Pfarrblattartikeln darauf hingewiesen, was uns durch dieses System alles zu Gute kommt. Erinnern möchte ich an zehn kirchliche Feiertage, die staatliche Feiertagen wurden, um den Menschen den Kirchgang zu ermöglichen. Es sind zehn Tage geschenkte Zeit. Ich lade ein den Tageslohn zu errechnen und mit diesen zehn Tagen zu multiplizieren. Dann bitte ich diesen Betrag mit dem jährlichen Kirchenbeitrag zu vergleichen. Es wird ein spannender Vergleich sein, der die Frage vertiefen kann, was ist mir die Glaubensgemeinschaft wert. Dass vielen Menschen die Glaubensgemeinschaft nichts mehr wert ist, belegen die Austrittszahlen, die auch bei uns am Land steigen. Es ist zu akzeptieren, wenn Menschen die Glaubensgemeinschaft nichts mehr wert ist. Es ist freie Entscheidung eines Menschen. Es gibt aber auch die Kehrseite. Wenn mir diese Gemeinschaft nichts mehr wert ist, kann ich auch nicht von das, was in dieser Kirche wertvoll ist, ich spreche jetzt in erster Linie von den Sakramenten, beanspruchen. Das wäre unglaubwürdig einem selber gegenüber, und unfair denjenigen gegenüber, die auch durch ihre materielle Gabe zeigen, dass ihnen die Glaubensgemeinschaft wertvoll ist. Dafür ist eine tiefe Bewusstseinsbildung von uns allen gefragt. Das Anspruchsdenken wird hier immer größer, wenn man beispielsweise das Patenamt in einer Gemeinschaft übernehmen will zu der man selber nicht gehört, oder wenn Eltern ihre Kinder in eine Gemeinschaft hineintaufen lassen wollen, zu der sie selber nicht gehören wollen. Was hat das für einen Sinn?
Liebe Brüder und Schwestern!
Welchen Wert hat für der ganz persönliche Glaube, die Weitergabe dieses Glaubens und die Gemeinschaft der Glaubenden? Diesen Fragen sollen wir nachspüren. Es braucht dafür ein hörendes Herz, fähig Gut und Böse zu unterscheiden, wie es sich Salomo erbeten hat. Amen.