Dienstag 14. Mai 2024

2021: Heribert Friedl - "Es wird sein Nachleuchten sein, das alles überstrahlen wird"

künstlerische Intervention in der Krypta

Klanginstallation in der Ursulinenkirche

Künstlerische Intervention in der Krypta

 

Eröffnung: Aschermittwoch mit Kunst - Memento Mori
Mittwoch, 17. Februar 2021, 18.00 Uhr
Aschermittwochliturgie und Eröffnung
Predigt: Markus Schlagnitweit, Musik: Anton Reinthaler

Kunst-Gespräch mit Heribert Friedl
Freitag, 19. März 2021, 18.00 Uhr


Memento Mori
Unter dem Leitthema „Memento Mori - Gedenke des Todes" werden seit rund drei Jahrzehnten  Künstlerinnen und Künstler mit bereits bestehenden Werken oder ortspezifischen Interventionen für  den Zeitraum von Aschermittwoch bis Karfreitag in die Ursulinenkirche in Linz eingeladen.

Kuratorin: Dr.in Martina Gelsinger

 

 

Tod und Zeit

„Bedenke Mensch, dass du Staub bist und zu Staub zurückkehrst“. Dieses Leitthema des Aschermittwochs ist seit 30 Jahren Impuls für KünstlerInnen, sich in der Reihe "Memento Mori" des Forum St. Severin in der Linzer Ursulinenkirche mit der Frage der Vergänglichkeit zu beschäftigen.

 

Nicht sichtbar

Der barocke Kirchenraum führt die BesucherInnen in eine andere Zeit.
Die Fülle und Pracht der Ausstattung sollte den Menschen damals einen Vorgeschmack auf das Paradies, als Zustand himmlischer Freuden und ewiger Sorglosigkeit vor Augen führen.

Heribert Friedl fügt diesem barocken Gesamtkunstwerk mit seinen Bildern, Skulpturen und Ornamenten kein zusätzliches visuelles Element hinzu. Er nutzt vielmehr die spezifische Atmosphäre dieses Raumes, um eine neue Sinneserfahrung zu erzeugen: Mit einer Klanginstallation, die sechsmal am Tag für rund 15 Minuten die Stille unterbricht. Die Klanginstallation besteht formal aus wenigen Elementen: Dem Ticken einer Uhr, einem Orgelton, der sich immer wieder verändert, den Flageolett-Tönen einer Gitarre und dem „Atmen“ eines Blasebalgs.

Heribert Friedl knüpft mit dem Ticken der Uhr und den Orgelklängen an vertraute Hörerfahrungen und Metaphern zur Begrenztheit von Zeit und menschlicher Existenz an. Er versteht die Uhr aber auch als Symbol der Unendlichkeit, in Anlehnung an den Lebensrhythmus, der immerfort weitergeht. Die Klänge in unterschiedlichen Frequenzbereichen überlagern einander und scheinen Ort und Zeit entzogen.

Was bleibt, ist die Erinnerung – das Nachleuchten, der Nachhall über die Zeit hinaus. Raum und Klang verschmelzen zu einer Einheit.

 

Für die Krypta hat Friedl eine Installation aus getragenen, fast bis zu Gänze aufgelösten Kleidungsstücken geschaffen. Die Skulptur schwebt als Hülle eines Körpers zwischen den beiden Mauern mit den Nischengräbern der Ordensfrauen. Der Künstler bezeichnet sie als seine "verstorbenen Kleidungsstücke".

Die Textilskulptur ist Metapher und Memento Mori für die Auflösung der menschlichen Existenz. Zugleich ist sie eine Erinnerung an den Menschen, der es über Jahrzehnte getragen hat.

 

HERIBERT FRIEDL

Heribert Friedl wurde 1969 in Feldbach (Steiermark) geboren und lebt in Wien. Er studierte Bildhauerei an der Universität für Angewandte Kunst in Wien und lehrt am dortigen Institut für Bildende und Mediale Kunst an der Abteilung für Ortsbezogene Kunst. Seine Werke werden seit 1994 in nationalen und internationalen Ausstellungen gezeigt, wie u. a. im Museum Folkwang in Essen (D), Kunstverein Arnsberg (D), Fundacao Calauste Gulbenkian in Lissabon (PT), Kunsthalle Kiel (D), Stadtgalerie Saarbrücken (D), Neue Galerie Graz, Forum Stadtpark, Kunsthalle Exnergasse in Wien und Salzburger Kunstverein. www.nonvisualobjects.com

Bekannt wurde Heribert Friedl vor rund 20 Jahren durch seine Arbeiten mit Duftstoffen und deren Wirkung. Als „nonvisualobjects“ bezeichnet er seine Installationen in visuell vermeintlich leeren Räumen, die er mit Gerüchen verbindet. Die wahrgenommenen Düfte verbindet jeder Betrachter/jede Betrachterin mit eigenen Erinnerungen, sodass jeweils ein eigenes Bild entsteht. In seinen jüngeren Arbeiten verknüpft Friedl assoziativ Gerüche mit Text, so fragt er etwa, "wie gelb riecht". Seine im Laufe der Jahre konsequent entwickelten künstlerischen Arbeiten sind mittlerweile zu einem komplexen System aus subjektiver Wahrnehmung und objektiver Vorgabe geworden.

So bestand etwa die Arbeit „Klein Elmelo“ in der Kunsthalle Kiel aus fast unsichtbar mit weißer Farbe auf weiße Wände gemalten Bäumen. Die BetrachterInnen waren eingeladen, daran zu reiben und den Gerüchen des Waldes nachzuspüren.
Darüber hinaus sind Musik und Klang ein wesentlicher Bestandteil von Friedls künstlerischer Praxis.

"Grundsätzlich ist mein Arbeiten ein versuchtes Heraustreten aus der visuellen und akustischen Überladung", so Heribert Friedl. "Täglich werden wir von Informationen in jeglicher Form `verschüttet`. Für mich ist es auch eine Art Überlebensstrategie für mein Sein geworden: Das Herausschälen des Wesentlichen als maßgeblicher Bestandteil meiner Arbeit. Dabei versuche ich, soweit wie möglich den Ballast beiseite zu schieben um die Essenz freizulegen. Die formale Manifestation ist daher in vielen Fällen eine reduktive Äußerung. Aber gerade hier wird auch der Rezipient gefordert, sich auf die Arbeit einzulassen ohne gleich von der leisen akustischen Information und der visuellen Zurückhaltung irritiert zu sein."

 

Text: Martina Gelsinger

 

Weitere Informationen:

Raumtext

Raumtext Englisch

Predigt von Markus Schlagnitweit am Aschermittwoch

Broschüre

Einladung

 

 

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4040 Linz
Mengerstraße 23
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