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So. 25.05.25

Gedenken

Mag. Maximilian Pühringer
Mag. Maximilian Pühringer
M.: 0676/88084811
E.: maximilian1985@gmx.com

Wir dürfen seine Zeugen sein, indem wir bemüht sind aus der Geschichte zu lernen, die nach dem heiligen Papst Johannes XXIII. „die große Lehrmeisterin des Lebens ist.

Predigt 6. Ostersonntag 25.5.2025

Perikopen: Apg 15,1-2.22-29                Joh 14,23-29

 

Liebe Brüder und Schwestern im gemeinsamen Glauben!
Verschiedene Themen waren Inhalte der letzten Sonntagspredigten: Florianimesse der Feuerwehr, Muttertag, diesmal in Verbindung mit dem guten Hirten, und letzten Sonntag der neue Papst Leo XIV. Sein Wahltag, der 8. Mai, ist jedoch nicht nur sein Wahltag, sondern der achtzigste Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkrieges. Viele interessante Dokumentationen gab es dazu im Fernsehen und Gedenkfeiern haben stattgefunden, wobei Bischof Manfred Scheuer in einer Predigt anlässlich der Befreiung des KZ Mauthausens meinte, dass Gedenkfeiern nicht zur Routine werden sollen. Es geht um die Kultur einer echten Erinnerung und um ein Lernen aus der Geschichte. Mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde nicht nur unsere Heimat befreit, sondern auch die Konzentrationslager eines vollkommen gottlosen Regimes. Es trat der ganze Gräuel der Menschenverachtung beschämend zutage. Wir dürfen heute anhand einiger Zeitzeugnisse ein wenig darauf schauen. Der Häftling Leo Mistinger schrieb am 23. April 1945, dem Tag der Befreiung des KZ Flossenbürgs Folgendes: ,,In der Früh sind sie mit den Jeeps dagewesen: Amerikaner. Mir sind die Tränen heruntergelaufen, weil ich das Gefühl habe, jetzt gehe ich heim, jetzt · habe ich es überstanden.“ Ein Soldat, der zu den Befreiern gehörte, schreibt dagegen am selben Tag total erschüttert Folgendes: ,,Es war kein Wachtraum. Ein lebender Toter stand mir gegenüber. Hinter ihm waren im nebligen Dunkel Dutzende anderer Schattenwesen zu erahnen, lebende Skelette." Die Tore zur Hölle wurden in dieser Zeit in vielen Konzentrationslagern aufgebrochen, einer Hölle, gemacht von Menschenhand. Die Tore waren offen. Im Kolosserbrief heißt es einmal: ,,Gott hat uns errettet aus der Macht der Finsternis". Die Totgeweihten wanken durch die offenen Tore aus dem dunklen Land des Hasses und Todes heraus und gehen dem Licht des Lebens und der Freiheit entgegen. Die Frühlingssonne singt in jenen Tagen dem Leben ein Halleluja: Auferstehung aus den Gräbern des Todes. Doch für viele dieser Menschen, oft über Jahre gequält, geht das Leiden weiter. Die Familien sind ermordet, sie haben keine Heimat mehr, innerlich sind sie zutiefst verletzt und traumatisiert über das, was sie erleben mussten. Sie müssen wieder ganz neu lernen richtig zu leben, zu vertrauen und zu lieben. Der Weg ins Leben zurück ist mühsam, äußerst mühsam, nicht allen gelingt er. Die Schweizer Dichterin Margot Baumann schreibt über Letztere: „Ungeduldig wartet der Hass, implodiert in meinem Kopf, ätzt sich durch meine Gedanken, tropft in mein Herz, vergiftet mich. Ich sterbe einen langsamen Tod.“ Günter Kunert, ein deutscher Dichter, greift diesen Gedanken in seinem Gedicht über einen jungen Holocaust-Überlebenden von Ausschwitz auf, der sich aus Verzweiflung wenige Jahre später das Leben nimmt. Er schreibt. „ Wo er das ABC des Verreckens lernt und des Übrigbleibens ... Alma Mater Ausschwitz, die steinerne Welt, in der die Herzen Granit werden und die Menschen zu Asche. Auf der Innenseite der Augenlider genaue Ätzungen von der Hölle ihrer Alltäglichkeit. Achtundzwanzig Jahre, am Ende der Geschichten als die Steine um ihn nicht aufhören wollen, erschießt er sich.“ Andere Überlebende finden niemanden, dem sie ihre Lebensgeschichte aus der Hölle erzählen können. Kaum jemand will ihnen zuhören, kaum einer versteht sie. Allein gelassen mit dem Unaussprechlichen. So schreibt die Dichterin Inge Buch über ihre Freundin, eine KZ-Überlebende: ,,Ich habe alles gesehen, sagte sie zu mir, und ihr Blick erdunkelte. Sie blickt dorthin, wohin ich ihr nicht folgen kann. Ich sehe nur auf ihrem Unterarm die eintätowierte Nummer.“ Andere sehen mit Entsetzen, dass ihre Peiniger und Mörder vor kein Gericht gestellt werden und oft ungestraft in ihre zivilen Berufe zurückkehren, dort mitunter sogar Karriere machten. Simon Wiesentahl, ebenfalls eine Überlebender des Holocaust, schreibt darüber: „Die ganze Vergangenheit war vor mir lebendig, angefüllt mit Toten. Für mich war der Krieg nicht zu Ende, weil ich mir gesagt habe: Die alle leben unter der Erde, aber die, die sie dorthin gebracht haben, leben unangetastet in allen Teilen der Welt.“ Allen Überlebenden des Holocaust ist gemeinsam, wie ebenfalls Simon Wiesenthal schreibt: „Ich habe eine verwundete Seele und ich wie: Diese Verwundung kann auf Erden niemand heilen. Die werde ich, solange ich lebe, an mir herumtragen.“ Dennoch gibt es Überlebende, die trotz der Verwundungen, ins Leben zurückfinden und die durch die Verwundungen zu mutigen Verteidigern, ja sogar zu Liebhabern des Lebens werden. So ein Arzt, der das Lager überlebt hat, und der dann auf einer Entbindungstation hilft hunderte Kindern auf die Welt zu bringen. Das Leben besiegt den Tod. Hier wird die österliche Gewissheit Realität. Auch eine Kapelle im KZ Flossenbürg, die Häftlinge dort nachher aus den Steinen der Wachtürme errichtet haben, gibt Zeugnis von der Hoffnung eines neuen Lebens. Die Macht des Bösen ist gebrochen. Die kalten, todbringenden Steine, sind zu lebendigen Steinen einer Kirche zusammengefügt. Ein Ort der Versöhnung, der Liebe, der Ehre Gottes. Als Christen glauben wir, dass wir aus Liebe und zur Liebe geschaffen sind. Das dürfen wir keinesfalls vergessen. Jesus hat es uns heute im Evangelium gesagt: „Wenn jemand mich liebt, wird er mein Wort festhalten; mein Vater wird ihn lieben und wir werden zu ihm kommen, und bei ihm Wohnung nehmen.“


Liebe Brüder und Schwestern!

„Denk an die Tage der Vergangenheit, lerne aus den Jahren der Geschichte,“ heißt es im Buch Deuteronomium im Alten Testament. Die Niederländerin Miep Gieps, die half Anne Frank und ihre Familie zu verstecken, schreibt: „Es war notwendig und deshalb habe ich geholfen. Menschen in Gefahr zu helfen ist keine Frage des Mutes, sondern eine Entscheidung, die jeder Mensch in seinem Leben treffen muss.um zwischen Gut und Böse zu unterscheiden.“ Dazu sind wir verpflichtet. Wir glauben, das feiern wir in der Osterzeit besonders, an einen gut des Lebens und der Liebe. Wir dürfen seine Zeugen sein, indem wir bemüht sind aus der Geschichte zu lernen, die nach dem heiligen Papst Johannes XXIII. „die große Lehrmeisterin des Lebens ist. Amen.

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