Sterndeuter
Predigt Erscheinung des Herrn, 6.1.2025
Perikopen: Jes 60,1-6 Mt 2,1-12
Liebe Brüder und Schwestern im gemeinsamen Glauben!
Zu Weihnachten waren die Hirten zuerst an der Krippe zu Gast, sicher auch Menschen vom Rand, aber Weihnachten hat doch etwas Intimes und Familiäres. Heute weitet sich der Radius der Gäste an der Krippe. Sterndeuter aus dem Morgenland, geführt vom Stern, begegnen dem Kind in der Krippe und es geschieht eine Sternstunde der Menschheitsgeschichte. Wie hat sich diese Sternstunde ereignet. Drei Gedanken dazu.
Erstens: Menschen aus der Ferne kommen in die Nähe Gottes. Wir wissen nicht woher die Sterndeuter gekommen sind. Aus dem Osten sagt das Evangelium. Wir wissen auch nicht ob es drei waren. Das hat man von der Dreizahl der Geschenke abgeleitet. Die Tradition der Kirche hat ihnen dann drei Namen gegeben Kaspar, Melchior und Balthasr, abgeleitet von den drei Erdteilen, die damals bekannt waren. Das ist ein Hinweis, dass die Sterndeuter für die eine Menschheitsfamilie stehen, in der alle gleiche Würde, egal welche Rasse, Sprache oder Hautfarbe. Menschen aus der Ferne kommen in die Nähe Gottes. Das ist für uns auch eine Lehrstunde für Umgang mit Fremdem und den Fremden. Nicht immer gleich als Bedrohung sollen wir sie sehen, sondern Bereicherung. Wir benötigen sie vielfach als Fachkräfte und erhalten so unseren Wohlstand mit. Und manchmal kommt auch neuer Schwung mit Leuten aus Süden in müde gewordenes. Freilich kann es auch Problematisches geben, aber auch nicht mehr oder weniger als bei den Menschen aus der Nähe. Mir hat einmal jemand aus Oberkappel gesagt: „Jetzt wohne ich schon so lange in der Nähe vom Flüchtlingen im Fischerhaus, aber ich hätte noch nicht einmal eine schlechte Erfahrung gemacht.“ Das ist eine bezeugte Erfahrung. Menschen aus der Ferne kommen, damit wir, die wir oft gar nicht mehr so nahe sind, wieder mehr in Nähe kommen.
Zweitens: Schenkende werden zu Beschenkten. Wenn man jemand besucht, nimmt man gern eine Kleinigkeit mit, man weiß oft nicht was, weil ja eh jeder fast alles hat. Wichtig ist etwas von sich selber mitzunehmen, etwas Zeit, etwas Aufmerksamkeit, etwas Gutes. Und oft geht man selber beschenkt heim, beschenkt mit Dankbarkeit, beschenkt mit eine guten Erfahrung oder Begegnung, beschenkt vielleicht sogar mit einer Gotteserfahrung, wenn wir am Sonntag und Feiertag in der Kirche unsere Zeit schenken. Drei Geschenke haben die Könige gebracht, Gold Weihrauch und Myrre. Die
Tradition hat sie mit Jesus in Verbindung gebracht. Gold bedeutet, dass Jesus König ist. Weihrauch bedeutet Jesus ist Gott. Wie der Weihrauch aufsteigt, so sollen auch unsere Gebete zu Gott aufsteigen. Und die bittere Myrre verweist darauf, dass dieses Kind auch der Gekreuzigte und Auferstandene Herr ist. Was schenke ich? Welche Möglichkeiten zum Schenken habe ich? Der große Theologe Karl Rahner hat die Geschenke der Sterndeuter einmal sehr einfach und gleichzeitig sehr logisch gedeutet. Das Gold ist die Liebe, der Weihrauch der Sehnsucht und die Myrre sind die Schmerzen. Das Gold der Liebe. Manche Kirchen sind ja sehr mit Gold überladen, unsere nicht. Wir haben unmöglich so viel Gold, aber ein paar Milligramm Liebe können wir jedem Menschen schenken, auch dem, der uns ordentlich nervt. Und ein paar Milligramm Gold können wir schenken mit gutem Wort. Der Weiherauch der Sehnsucht. Es ist oft nicht große Sehnsucht nach Gott da in unserer Wohlstandswelt. Aber die Sehnsucht nach mehr Sehnsucht sollten wir haben. Und die Myrre der Schmerzen sagt uns, dass das Kind in Krippe auch der gekreuzigte und auferstandene Herr ist. Gott nimmt auch das Leidvolle und Schmerzvolle an. Es gibt nicht nur das Schmerzzentrum im Körper, sondern auch in der Seele. Und das beste Mittel gegen die Schmerzen in der Seele ist das, was Maria oft getan hat, nämlich die Erlebnisse mit Gott, die Erlebnisse mit ihrem Sohn im Herzen bewahren.
Drittens: Anders von Betlehem Zurückkehren. „Weil ihnen im Traum geboten worden war nicht zu Herodes zurückzukehren, kehrten sie auf einem anderen Weg heim in ihr Land.“ Anders sind sie heimgekehrt. Wer beim göttlichen Kind war, der geht anders heim, der geht verwandelt heim. Verwandelt Heimgehen vielleicht ein bisschen mit der Erkenntnis, dass das Gold Liebe wertvoller ist als alle Edelmetalle in der Welt, dass der Weihrauch kostbarer ist als alle Anbetung der irdischen Götzen, goldenen Kälber und aller Süchte, in denen wir Menschen mitunter gefangen sind. Und die Myrre der Schmerzen dürfen wir verwandeln in Trost und Hoffnung. Vor allem der Trost ist so wichtig. Er stellt sich ein, wenn wir in Gott vertrauen können. Und Pilger der Hoffnung sollen wir ja in diesem Heiligen Jahr besonders sein.
Liebe Brüder und Schwestern! Menschen aus der Ferne kommen in die Nähe. Schenkende werden zu Beschenkten. Und ein wenig anders können wir von der Krippe zurückkehren. Das scheint mir ein gutes Programm um selber eine Sternstunde erleben zu dürfen. Amen.