Gruß vom neuen Leben
Predigt Osternacht, 8.4.2023
Perikopen: Gen 1,1-2,2 Ex 14,15-15,1
Ez 36,16-17a.18-28 Röm 6,31-11 Mt 28,1-10
Liebe Brüder und Schwestern im gemeinsamen Glauben!
In den Ländern, die vom orthodoxen Christentum geprägt sind, gibt es einen besonderen Ostergruß. Man grüßt sich mit den Worten: „Christus ist erstanden!“ Das Gegenüber antwortet: „Er ist wahrhaft auferstanden Halleluja.“ „Christus ist auferstanden! Er ist wahrhaft auf erstanden!“ Halleluja! Dieser Ruf vom neuen Leben muss in die Welt und in die Herzen. Er muss laut in die Welt geschrien werden, so wie das mächtige Erdbeben, von dem das heutige Osterevangelium als Begleiterscheinung der Auferstehung berichtet. In unserer lauten Welt muss man die Stimme kräftig erheben, um noch gehört zu werden, vor allem wenn es um Wesentliches, wie den Glauben geht. Tausend Stimmen und Bilder stürzen auf uns ein, wollen unsere Aufmerksamkeit. Gott spricht auch zu uns, durch die Schöpfung, deshalb haben wir den Schöpfungsbericht gehört, durch Menschen, wie durch beim Durchzug durch das rote Meer durch Mose, in unserem Inneren, durch unser Gewissen, wenn er uns ein neues Herz aus Fleisch schenken darf, von dem Ezechiel gesprochen hat. Er möchte in uns leben und sprechen. Wir spüren, ob wir in Übereinstimmung mit IHM leben. Natürlich kann man die feine Stimme des Gewissens durch Betriebsamkeit übertönen, man kann sie sogar niedertrampeln. Gerade da muss dieser Gruß vom neuen Leben in unser Herz. Es ist viel an diesem Gruß dran. „Das Grab ist leer ...“ „Er ist auferstanden ...“, sowie das Halleluja, das alles ist an Ostern dran, wie selbstverständlich für uns. Doch es soll eben nicht selbstverständlich sein. Ostern versteht sich nicht von selbst, auch nicht von uns her, und wir sind ja heute geneigt alles von uns zu verstehen, sondern allein von Gott her. Von uns her versteht sich nur der Tod, er liegt in unserer Erfahrung. Nicht jedoch die Auferstehung. Jesus ist hinabgestiegen in den Todesgraben, aber nicht in dieses natürliche Leben zurückgekehrt. Er ist auf der anderen Seite hochgestiegen dorthin, wo es keinen Tod mehr gibt, wo der Tod überwunden ist. So ist der Auferstandene zu uns gekommen. Das übersteigt unseren Horizont, deshalb kommen die Fragen und Einwände: Wie kann ich mir das vorstellen? Ich sehe rein weltlich betrachtet keineswegs, dass die Macht des Todes gebrochen ist. Die Gräber sind nicht leer, das grausame Spiel von Gewalt, Leid und Tod geht weiter, auch nach Ostern, und der Ostergruß verstummt wieder. Das sind handfeste Realitäten, die nicht aus der Welt zu schaffen sind. Ja, wir sehen uns einer Welt gegenüber, in der manches unverständlich ist: Terror und Krieg, Elend und Hunger, Krankheit und Tod. Und doch, und daran dürfen wir glauben, mündet alles in den Ostersieg des Herrn. Der am Holze siegte, sollte auch am Holz besiegt werden. Die Frauen im Evangelium scheuen keine Mühe, wenn sie sich aufmachen mit ihren wohlriechenden Salben, um den Geruch der Verwesung zu bannen. Dieser pietätvolle Dienst ist allerdings Mumiendienst. Sie werden vom Engel hinausgewiesen: „Fürchtet euch nicht. Ich weiß, ihr sucht Jesus den Gekreuzigten. Er ist nicht hier. Er ist auferstanden, wie er es euch gesagt hat. Kommt und seht euch den Ort an, wo er lag. Dann geht schnell zu seinen Jüngern und sagt ihnen: Er ist von den Toten auferstanden und siehe, er geht euch voraus nach Galiläa, dort werdet ihr in sehen. Siehe ich habe es euch gesagt.“ Dann sind sie geeilt mit Furcht und Freude und haben die Botschaft weitergesagt.
Liebe Brüder und Schwestern!
„Christus ist auferstanden! Er ist wahrhaft auf erstanden! Halleluja!“ Dieser Ruf, dieser Gruß von neuen Leben muss hinaus in die Welt und hinein in die Herzen. Dadurch geschieht Ostern, Auferstehung des Herzens, neues Leben in uns und in der Welt. Haben wir füreinander diesen Ostergruß parat: „Christus ist auferstanden! Er ist wahrhaft auf erstanden! Halleluja!“ Amen.
