„Große Kirchen waren mir schon immer vertraut“
„Ich bin fasziniert von den Glasfenstern, von der Größe des Raumes. Ich finde es schön, dass diese Neugotik nicht so verspielt und überladen ist.“ Wenn Michael Münzner von der Stadt kommend den Dom betritt, hat er immer das Gefühl „der Stadt enthoben zu sein.“ An Samstagen trifft sich das Domkapitel um 8 Uhr zur gemeinsamen „Laudes“. Der morgendliche Lobpreis wird vom jüngsten Mitglied geleitet. Anschließend geht es in den Dompfarrhof zum gemeinsamen Frühstück oder einer Sitzung. Das Domkapitel, bestehend aus acht Domherren, hat das Privileg den Bischof in seinen Entscheidungen zu beraten. Wichtig findet Michael Münzner aber auch, gemeinsam für die Diözese zu beten.
Verbinden der Jahrhunderte
Wenn die Domherren offiziell auftreten, sind sie in besondere Kleider gehüllt. Über dem schwarzen Talar und dem Rochett, einem weißen, bis zu den Knien reichenden Leinengewand, wird noch die sogenannte Mozetta getragen, ein halber, rosafarbener Schulterüberwurf. Zudem erkennt man die Domherren an ihrem rosa Birett, einer viereckigen Kopfbedeckung. Das Kreuz, das Michael Münzer dazu trägt, geht auf eine Stiftung Kaiser Josef II. zurück. Das Bewusstsein für Geschichte und Tradition verbindet sich für Münzner im Dom aber auch mit der Gegenwart. Er war Schriftführer in jener Jury, die über die Neugestaltung des liturgischen Raumes im Mariendom entschieden hat. „Seither sind wir näher an der feiernden Gemeinde.“
Ein Beispiel geben
Mit der Neugestaltung wollte man auch als Diözesankirche ein Beispiel geben, wie man den Raum für eine zeitgemäße Liturgie gestaltet. Obwohl Altar, Ambo und Sedes in der zentralen Vierung des Domes verortet wurden, bleibt der Dom auch als „Übergangsort“ nützbar. Man kann von der Rudigierstrasse in die Hafnerstrasse durchgehen. Nicht wenige nützen das für ein kurzes Innehalten. Michael Münzner wurde 2011 im Mariendom zum Priester geweiht. Er war Regens des Priesterseminars und ist seit einem Jahr für den Bereich „Verkündigung und Kommunikation“ der Diözese Linz zuständig. Zudem ist er als Kurat in der neuen Pfarre Mühlviertel Mitte seelsorglich tätig. Der Linzer Mariendom ist für den gebürtigen Wiener als Ankerplatz noch immer „durchaus schön.“
Erstellt von Christine Haiden | 19.02.2024 | Geschichten & Personen