Domführerin aus Leidenschaft
Von der Turmbesteigung über Kinderführungen bis hin zur nächtlichen Erkundungstour bieten sich viele Möglichkeiten, den Dom auf unterschiedlichste Weise zu erleben.
Für das spannende Programm zeigen sich die motivierten Domführerinnen und Domführer verantwortlich. Eine davon ist Maria Grillnberger. Sie hat uns im Interview einige Fragen rund um ihre Tätigkeit im Linzer Mariendom beantwortet.
Was hat Sie dazu motiviert, Domführerin zu werden?
Grillnberger: Zunächst einmal freue ich mich sehr, den Leserinnen und Lesern einen kurzen Überblick über meine Tätigkeit im Mariendom geben zu können, die ich sehr liebe.
Mit Ihrer Frage komme ich gleich zum Beginn dazu, was es für mich bedeutet, Domführerin zu sein. Es macht mir viel Freude, den Dom für viele Menschen zum Lebensraum zu machen – ganz gleich woher sie kommen. 2008 hat der Psychotherapeut Mag. Wolfgang Rodlauer eine inspirierende Präsentation darüber gehalten, was Führungen ausmacht und damit genau mein Wesen getroffen. Er hat vier Punkte aufgeführt, auf die man in meinem Beruf achten sollte:
- präsent und damit ganz für meine Gruppe da sein
- spielerisch führen
- anderen Freude bereiten bzw. offen auf andere zugehen
- die eigene Einstellung.
Dieses Hintergrundwissen begleitet mich bei jeder Führung und hilft mir dabei, die Spannung und das Interesse der Gruppe während der Führung aufrechtzuerhalten. Dabei ist das Wechselspiel zwischen der Gruppe und mir äußerst wichtig: Ich versuche, sehr individuell auf die jeweiligen Besucherinnen und Besucher einzugehen, die Befindlichkeit der Gruppe zu beobachten und sie dort auch abzuholen. Dazu ein kurzes Beispiel: In meiner letzten Führung hatte ich einige Personen, die sich davor scheuten, eine Wendeltreppe hochzusteigen. Wir haben sie dann mit kräftigem Applaus motiviert und sie haben es tatsächlich rauf und runter geschafft – und das mit einem Lächeln auf den Lippen. Meine Tätigkeit gestaltet sich immer sehr spontan und lebendig und ich bemühe mich immer, die Führung spielerisch zu gestalten.
Überlegen Sie sich die Inhalte für Ihre Domführungen selbst? Woher nehmen Sie Ihr Wissen?
Grillnberger: Wir haben unglaublich viele Unterlagen und Materialien zur Verfügung, mit denen wir uns auf die einzelnen Führungen vorbereiten. Die groben Inhalte der Führung geben das entsprechende Thema vor, aber dennoch kann ich selbst bestimmen, welche Ausführungen ich zum Besten gebe. Auch da gehe ich wieder individuell auf die Gruppe ein und dabei kommen mir natürlich meine 14 Jahre Erfahrung als Domführerin zugute: Ich erkenne bereits bei der Begrüßung, woran die Besucherinnen und Besucher an diesem Tag Interesse zeigen und kann dann meinen inhaltlichen Fokus setzen. Alles, was ich über den Mariendom weiß auch tatsächlich in einer Führung zu erzählen, würde jeden Rahmen sprengen. Wir könnten das viele Wissen nicht in so kurzer Zeit durcharbeiten.
An dieser Stelle ein großes Dankeschön an unseren Dommeister Mag. Clemens Pichler, der uns Domführerinnen und Domführern sehr viel Vertrauen schenkt.
Gibt es Fragen, die bei den Führungen besonders häufig gestellt werden?
Grillnberger: Meistens stellen sich bei den Domführungen ganz allgemeine Fragen, wie beispielsweise zur Länge, Breite oder Höhe des Bauwerkes. Diese kläre ich meist bereits zu Beginn der Führung am Domplatz.
Was interessiert Erwachsene und was Kinder?
Grillnberger: Die Erwachsenen erfahren in meinen Domführungen viel über die Geschichte und die Bildfenster und ich baue zur Auflockerung auch immer wieder verschiedene, spannende Hintergrundstories ein. Bei Kindern achte ich auf knapp gebündelte Vermittlungen, dafür bewegen wir uns viel durch das Gebäude. So ist die Führung niemals langweilig, weder für die Gruppen und schon gar nicht für mich.
Wie konzipieren Sie eine Domführung?
Grillnberger: Die Führungen beginnen am Domplatz mit einer Begrüßung und kurzen Einleitung meinerseits. Mit den Bildfenstern und der Grundsteinlegung führt sich bei mir die Führung im Dom fort. Hier erfährt die Gruppe kurz zusammengefasst die wichtigsten Fakten rund um den Dombau, wie beispielsweise: Wer war Bischof Rudigier? Was war sei Vorhaben? Wer war der Baumeister? etc.
Ich spreche zudem immer konkret an, dass jeder – egal welcher Konfession, egal ob mit oder ohne Bekenntnis – den Dom anders verlassen wird, als er ihn betreten hat. Das ist mir sehr wichtig. Darüber hinaus versuche ich, durch eine lebendige Domführung die Begeisterung der Besucherinnen und Besucher zu wecken und lasse sie den Raum erleben: Emotionen zu entfachen ist immer nachhaltig.
Haben Sie einen persönlichen Bezug zum Linzer Mariendom?
Grillnberger: Ich habe einen sehr persönlichen Bezug zum Dom durch das Pfarrleben, die Musik wie auch als Kantorin, Lektorin und Kommunionspenderin.
Haben Sie eine ganz besondere Erinnerung an eine Domführung?
Grillnberger: Erinnerungen habe ich so viele, dass ich ein Buch damit füllen könnte. Doch eine fällt mir da sofort ein: Ich hatte vor Corona die Möglichkeit, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vom Lokal „Pauls“ am Domplatz in Linz zu führen. Es war sehr berührend. Danach kam die Frage, ob ich nicht ein Kochbuch hätte, damit sie dazu kochen könnten.
Nähere Informationen zu den verschiedenen Domführungen finden Sie hier:
Erstellt von Sarah-Allegra | 07.08.2023 | Erlebnis