Samstag 21. September 2024

Brot - ein kleines Zeichen spricht Bände

Sozialpredigt zum 20. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr B

Joh 6,1-15

 

Autorin: Mag.a Johanna Strasser-Lötsch,

Pastoralassistentin in Wels-St. Franziskus

 

Liebe Schwestern und Brüder,

wenn man jemanden aus einem ganz fernen Kulturkreis beschreiben lassen würde, was ganz typische Charakteristika und sichtbare Merkmale des Christentums sind, würde der Blick sehr bald auf etwas ganz Kleines, Unscheinbares fallen: auf ein Stück Brot.

Andere Religionen haben etwa einen hl. Schrein, eine vergoldete Statue, die hl. Silbe „OM“. Und wir haben einen Brocken geteiltes Brot, das – wie sonst kein Zeichen – das Innerste, die Herzmitte unseres Glaubens symbolhaft zum Ausdruck bringt. Mehrmals im Kirchenjahr erhält dieses Zeichen unsere besondere Aufmerksamkeit: am Gründonnerstag, am Fronleichnamstag und jedes 3. Jahr auch im August, wenn die johanneische Brotrede gelesen wird.

Jesus Christus hat dieses Zeichen gewählt,  um sichtbar und greifbar zu machen, auf welche Weise er im Leben von uns Menschen da ist, ja, wie Gott in dieser unserer Welt da ist, gegenwärtig ist. Lassen wir dieses Zeichen zu uns sprechen! Schauen und hören wir genau hin, was in diesem Zeichen „Brot“ alles drinnen steckt!

Brot ist Nahrung. Es ist nicht primär ein Gegenstand der Verehrung, sondern es dient dazu, gekaut und geschluckt zu werden, sich aufzulösen, im Körper der Essenden aufzugehen und ihnen von innen her Kraft zukommen zu lassen; - die Kraft, sich zu bewegen, tätig zu sein, die Kraft zu leben. Das nährende Brot tut seine Wirkung in unseren Zellen, in unseren Organen, in unserem Blutkreislauf, auch wenn wir gar nicht daran denken. Ist es das, was Jesus uns sagen will, wenn er sich selbst als das lebendige Brot bezeichnet, dass er so in uns aufgehen, sich so mit unserem Lebensstrom verbinden, so zuinnerst wirken will, uns nähren und Kraft geben will, wie es das Brot in unserem Körper tut?

Brot ist eine ganz einfache Nahrung. In allen sesshaften Kulturen und Gesellschaften ist man in irgendeiner Form auf so eine Nahrung gekommen: Aus den natürlichen Gaben der Natur, den Samen von Gräsern und Wasser wird ein Brei erzeugt, der dann im einfachsten Fall mit Hilfe des Feuers, also unter Zutun des Menschen, zu Brot gebacken wird. Sicher haben sich im Lauf der Zeit viele Kulturen des Brotbackens entwickelt, unterschiedlichste Getreidesorten, Triebmittel und Gewürze wurden verwendet, mit dem Ergebnis von hunderten Brotsorten. Aber der Grundvorgang ist immer noch derselbe, ganz einfach und natürlich, sodass die Energie der Natur ganz direkt zur menschlichen Nahrung werden kann. Ist das auch ein Grund, warum Jesus genau dieses Zeichen als Bild gewählt hat – dass Gott da ist wie das Natürlichste der Welt, dass es aber auch das Zutun der Menschen braucht, um ihn wirksam und zur bekömmlichen Nahrung werden zu lassen?

Brot ist Nahrung des Alltags, keine ausgewiesene Festtagsspeise. Brot liegt auf dem Frühstückstisch, Kinder bekommen ein Jausenbrot für die Schule eingepackt oder es ist Teil der abendlichen Mahlzeit. Zugegeben, in der liturgischen Verwendung des Brotes ist die Alltäglichkeit mittlerweile kaum mehr wahrzunehmen. Es sind ja eher die Sonn- und Feiertage, an denen Christen und Christinnen mit dem liturgischen Zeichen des Brotes in Berührung kommen. Für die wenigsten gehört der tägliche Kommunionempfang zu ihrem Alltag. Aber ist das Christentum eine Feiertagsreligion, deren gesellschaftlicher Nutzen es hauptsächlich ist, uns einen Feiertag zu bescheren, die möglichst unseren Alltag auflockern und unterbrechen soll? Oder will dieses bescheidene Symbol des Brotes genau das aussagen: Christliches Leben ist nicht nur etwas für besondere Zeiten, für spezielle Anlässe des Jahres? Will es uns sagen, die jesuanische Botschaft ist alltagstauglich?

Brot ist Reiseproviant in äußerster Not. Wie anschaulich erzählt uns davon das Buch der Könige (siehe 1. Lesung vom heutigen Sonntag) in der Geschichte, in der wir Elija erschöpft und ausgebrannt in der Wüste vorfinden! Er ist in jeder Beziehung am Ende, so sehr, dass er keine Kraft mehr in sich selbst findet. Unvorstellbar, dass ein dargereichter Bissen Brot und ein Schluck Wasser ausreichen, um die Lebensgeister wieder zum Erwachen bringen! Aber ist es nicht doch auch ein Teil unserer Erfahrung, dass es Momente gibt, in denen wir nicht mehr Kraft aus uns selber schöpfen können, in denen wir bedingungslos auf andere angewiesen sind, dass sie uns etwas von ihrer Lebenskraft zukommen lassen. Ermutigt das Brotsymbol nicht genau dazu, dass wir einander Reiseproviant reichen, wo jemand nicht mehr weiter kann?

Jesus wählt das Brot als Identifizierungssymbol. Wenn er sich selbst als das lebendige Brot bezeichnet, bewegen wir uns über den natürlichen Begriff des Brotes hinaus und das Brot erhält eine transzendente Dimension. Denn es verbindet nicht nur die Essenden über die Jahrhunderte und Jahrtausende hinweg untereinander, es verbindet auf mystische Weise mit dem Himmel und mit Jesus, dem Stifter dieses Zeichens, der in das gebrochene Brot seine Liebe hineinlegt, eine Liebe, die auch riskiert, dass der Leib gebrochen wird, eine Liebe, die Leben und Tod mit einschließt. Am Brechen des Brotes haben die Jüngerinnen und Jünger nach seinem Sterben den auferstandenen Jesus erkannt. Im gebrochenen Brot, das wir zärtlich und behutsam in unsere Hände nehmen, zeigt uns Jesus, dass er bei uns ist, Tag für Tag bis ans Ende der Welt. Amen.

 

(Alternativtext) Nach der Kommunion

Wann wird Brot zum Brot (Wechselrede)

A: Das Samenkorn wird in die Erde geworfen.

B: Noch kein Brot.

A: Es stirbt, bricht auf und wächst zu neuer Frucht.

B: Noch kein Brot.

A: Die Ähren werden geschnitten.

B: Noch kein Brot.

A: Das Korn wird gedroschen.

B: Noch kein Brot.

A: Es wird zu Mehl gemahlen.

B: Noch kein Brot.

A: Mehl wird mit Wasser zu Teig vermengt und geknetet.

B: Noch kein Brot.

A: Der Teig muss ins Feuer, wird im Ofen gebacken.

B: Noch kein Brot.

A: Das Gebackene kommt auf den Tisch,

B: Noch kein Brot.

A: Erst wenn Menschen es teilen und ihren Hunger nach Gemeinschaft stillen, ist Brot da.

B: Dann ist Brot da.

 

Fürbitten

                            
Jesus Christus, du hast dich selbst als das lebendige Brot bezeichnet und hast es uns als bleibendes Zeichen deiner Liebe gegeben. Zu dir kommen wir mit unseren Anliegen:

Wir bitten dich um das Brot der Gerechtigkeit für unsere Welt, für unsere Politik, für unsere Wirtschaft und unsere Kulturen.
    Christus höre uns! A: Christus, erhöre uns!

Wir bitten dich um das Brot der Geborgenheit für die Kinder dieser Welt, für die, die wir kennen und für die, die weit weg von uns leben
    Christus höre uns! A: Christus, erhöre uns!

Wir bitten dich um das Brot des Lebens für die Menschen, deren Leben krankt an Kummer, Armut oder Enttäuschung.
     Christus höre uns! A: Christus, erhöre uns!

Wir bitten dich um das Brot der Liebe für unsere Verstorbenen, dass sie von deiner unendlichen Liebe umfangen sind.
    Christus höre uns! A: Christus, erhöre uns!


Guter Gott, sei du mitten unter uns mit deiner Kraft, und lass uns in den Spuren Jesu Christi gehen, der im Zeichen des Brotes bei uns ist heute und alle Tage. Amen.

 

Sozialpredigt

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