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Bestattungskultur im Wandel

Porträt Univ.Prof. Ewald Volgger
ZEIT GEIST
Univ.Prof. Ewald Volgger

„Die Kirche muss auf die Herausforderungen der Zeit reagieren, um Menschen pastoral und ritendiakonisch auf ihren Wegen gut zu begleiten zu können.“

Der Trend zur Feuerbestattung ist anhaltend, auch in Landgemeinden, sagt P. Ewald Volgger OT. Der Linzer Liturgiewissenschafter gibt gemeinsam mit dem Theologen Florian Wegscheider in dem Band „Urne wie Sarg?“ Einblicke in die Praxis und Herausforderungen unserer derzeitigen Bestattungskultur.

Vor zehn Jahren wurden in Linz noch nicht einmal die Hälfte der Verstorbenen feuerbestattet, inzwischen sind es mehr als 75 Prozent. Der Jurist und Bestatter Martin Dobretsberger ist von der Geschwindigkeit überrascht, mit der sich dieser Wandel in der Begräbniskultur vollzogen hat. Die Erdbestattungen werden nicht zum Verschwinden kommen, sich vermutlich bei etwa 15 bis 20 Prozent einpendeln. Konkret spricht Dobretsberger für die Landeshauptstadt. Feuerbestattung ist bislang ein Phänomen des urbanen Raums. Am Land zeigt sich die Situation noch recht unterschiedlich. Wenn die Feuerbestattung in einer Gemeinde aber einmal sozial akzeptiert ist, geht auch dort der Trend rasch zum Urnenbegräbnis, so Dobretsberger.

 

Kirche soll Kompetenz für neue Riten bei Urnenbeisetzung nicht abgeben

 

Das Interesse, diesen kulturellen und gesellschaftlichen Veränderungen nachzugehen, ist groß. Zu dem Symposium „Urne wie Sarg?“ im Jahr 2017 kamen zahlreiche Teilnehmer: Begräbnisleiter:innen – Priester, Diakone und Laien, Liturgiereferenten aus ganz Österreich und Bestatter:innen. Der daraus erwachsene Tagungsband „Urne wie Sarg?“ nimmt den Wandel in der Bestattung aus historischer, juristischer, kirchlicher und ethischer Perspektive in den Blick.

 

Die katholische Kirche bevorzugt aus guten Gründen die Erdbestattung, betont Univ.-Prof. Ewald Volgger. Nachdem Papst Leo XIII. 1896 die Feuerbestattung verboten hatte, wird sie vom Heiligen Offizium 1963 wiederum genehmigt. In der Feier von Verabschiedung und Begräbnis stellt die Feuerbestattung für die Liturgie eine besondere Herausforderung dar. Als Stichworte nennt Volgger die Wahrhaftigkeit in der gottesdienstlichen Sprache und die Riten im Umgang mit der Urne. 

Man spricht zu einem Toten, der in einem Sarg vor einer Feiergemeinde aufgebahrt ist, anders als zu einer mit Asche gefüllten Urne.

Hier unterscheiden zum Beispiel die liturgischen Formulare noch zu wenig. Wünschenswert wäre die Verabschiedung des Leichnams in einer liturgischen Feier im öffentlichen Raum und nach der Kremation die Bestattung der Urne in schlichter Form und im kleinen Kreis.

 

„Die Kirche muss auf die Herausforderungen der Zeit reagieren, um Menschen pastoral und ritendiakonisch auf ihren Wegen gut zu begleiten zu können“, so Volgger. Bestatter Dobretsberger sieht den Auftrag der Kirche, ihre Kompetenz für sinnstiftende Riten auch bei Urnenbeisetzung nicht abzugeben, und spricht sich für einen verstärkten Dialog von Seelsorgern und Bestattern aus, dem Volgger sehr zustimmt.

 

 

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Autor: Josef Wallner

Der Text erschien in Originalfassung erstmals 2017 in der KirchenZeitung der Diözese Linz. unter: www.kirchenzeitung.at

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