Freitag 26. April 2024
Pfarre Pettenbach

Wallfahrtskapelle Maria Einsiedeln

Ein fast vergessenes Kleinod der oberösterreichischen Wallfahrtstradition

In den Jahren 1697 bis 1699 ließ der damalige Pfarrer und spätere Kremsmünsterer Abt Honorius Aigner links vom Presbyterium der Wallfahrtskirche Heiligenleithen eine zweite Wallfahrtsstätte zu Ehren unserer lieben Frau von Einsiedeln errichten.


1720 wurde die tonnengewölbte Kapelle mit einem sehr reichhaltigen Deckenstuck ausgestattet. Dieser stellt die 4 Evengelisten in den Stichkappen (Fensternischen) und ein Gott-Vater-Bild dar. Weiters findet man das eher selten verwendete marianische Symbol der Arche des Bundes.


Den Raum dominiert der prächtige Marienaltar mit einer Kopie der schwarzen Madonna von Maria Einsiedeln. Der Bildhauer Johann Urban Remele hat dieses Kunstwerk geschaffen. 1753 bekam ein Markus Keller für Bilderhauerarbeiten 150 fl.

 

Die schwarze Madonna ist in ihrem Charakter wesentlich anders gearbeitet, wie die Begleitfiguren Benedikt und Meinrad. Nach Aussage des Einsiedler Benediktinerpaters Othmar Lustenberger, der die Kapelle besuchte, müsste die Statue um 1650 in Einsiedeln geschaffen worden sein. Es gibt in Einsiedeln Figuren mit völlig gleichem Aussehen. Der damalige Abt von Einsiedeln hat zur Verbreitung des Einsiedler Wallfahrtsgedankens mehrere Statuen anfertigen  und in ganz Europa verteilen lassen. Abt Honorius von Kremsmünster hatte in seiner Zeit als Professor in Salzburg gute Kontakte zu Einsiedeln. So dürfte die Figur und der Gedanke der Einsiedeln-Wallfahrt zu uns gekommen sein.


Der Grundgedanke der Einsiedlen-Wallfahrt ist die Legende des Einsiedlers Meinrad, der in der Gegend des heutigen Klosters Einsiedlen gelebt hat. Das Kloster Einsiedeln wurde an dem Ort errichtet, an dem der Eremit Meinrad, der ein Mönch der Abtei Reichenau war, von Räubern ermordert wurde.

Meinrad-Legende:

Meinrad, entschloss sich für ein eremitisches Leben und zog sich 828 auf den Etzelpass zurück. Im Jahre 835 soll er an der Stelle, wo heute die Gnadenkapelle in der Klosterkirche des Klosters Einsiedeln steht, eine Klause und eine Kapelle errichtet haben, um in der Einsiedelei Gott zu dienen.
Der Sage nach wurde Meinrad am 21. Januar 861 von zwei Landstreichern erschlagen, welche die am Schrein von gläubigen Pilgern niedergelegten Schätze begehrten. Daraufhin sollen zwei Raben die Mörder verfolgt und in Zürich vor Gericht geführt haben, wo sie zum Tod auf dem Scheiterhaufen verurteilt wurden.
In unserer Kapelle findet man die Legende in 2 Bildern dargestellt. Auf einem wird der ermordete Meinrad aufgebart gezeigt. Im Hintergrund sieht man seine Einsiedelei und dahinter eine Darstellung der Gnadenkapelle, wie sie um 1700 ausgesehen hat. In den Franzosenkriegen wurde die originale Kapelle in Einsiedeln zerstört. Weiters sieht man einen Engel, der die Kerzen an Meinrads Seite entzünden. Ein Symbol für das heilige Leben Meinrads.
Am zweiten Bild sieht man die Raben, die die Räuber verfolgen und der Gerichtsbarkeit übergeben. Im Hintergrund eine Stadt, vermutlich der Ort Rappersville und der Zürichsee.

Engelweihe:

Später wurde über der Sterbestelle des hl. Einsiedlers eine Kapelle errichtet. Diese Überlieferung berichtet, Christus sei in der Nacht vom 13. auf den 14. September 948 vom Himmel herabgestiegen, um die Kapelle des hl. Meinrad seiner Mutter Maria zu weihen, damit Maria hier einen Gnadenthron besitze und Einsiedeln zu einem Ort der Gnade und der Vergebung der Sünden werde. Die "Engelweih-Überlieferung" wurde im ausgehenden Mittelalter zum tragenden Grund der Wallfahrt nach Einsiedeln. Die Einsiedler Gnadenkapelle wurde zum eigentlichen Wallfahrtsziel.
In Heiligenleithen ist die Engelweihe in einem Bilderzyklus in 6 Bildern dargestellt. Dieser zeigt im Zentrum Chistus beim Segnen der Kapelle begleitet von Heiligen, vermutlich den Aposteln und vielen Engeln mit Musikinstrumenten und Weihrauchgefäßen. Weiters besagt die Legende, dass Jesus bei dieser Weihe die Hand zum Segen auf den Türrahmen gelegt hat. Der Abdruck seiner Hand verblieb dort für alle Zeit. In Einsiedeln findet man die Fingervertiefungen, in Heiligenleithen die ganze Hand dargestellt.
Die Einsiedeln-Wallfahrt wurde in Pettenbach sehr aktiv begangen. In den Chroniken kann man lesen, dass für diesen Gnadenort ein eigener Kaplan mit einem Pferd in unserer Pfarre tätig war.

Lokale Legenden:

Nach dem Verbot der Wallfahrten unter Kaiser Josef II. geriet die Gandenkaplle und sein Thema nahezu in Vergessenheit. So wurde der Handabdruck gedeutet, dass der Teufel im Land sein Unwesen trieb und nach Heiligenleithen kam. Dort sah er die wunderbare Marienstatue. Vom schönen Antlitz Maria geriet er in Wut und wollte die Kapelle zerstören. Doch es gelang ihm nicht. Es blieb lediglich von der heißen Hand ein Abdruck im Stein der Tür.


Eine weitere Geschichte beschrieb, dass der Teufel die Marienstatue stehlen wollte. Diese wurde in seinen Händen lebendig und hielt sich am Türrahmen fest und die Entwendung wurde unmöglich. Die Stelle, wo sich Maria festhielt verblieb im Stein.

Nach dem Besuch vom Einsiedler Pater Othmar Lustenberger im Jahr 2005 wurde die wunderbare Legende des Handabdruckes wieder bekannt. Die wahrlich nicht schönen teuflischen Legenden der vergangen Jahre sind somit entkräftet.

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