Pfarrchronik von Mühlheim, Jahre 1939 - 1945
Vorbemerkung:
Anlässlich 70 Jahres Kriegsende, 60 Jahre Staatsvertrag, sollte meines Erachtens erinnert werden an die Zeit und Zustände, wie sie gewesen sind. Eigentlich schön, dass wir ein authentisches Zeugnis dieser Zeit haben! Ich dachte mir, da nichts die Nachwelt bzw. namentliche Personen Kompromittierendes in der Pfarrchronik dieser Zeit 1939 – 1945 enthalten ist, kann es veröffentlicht werden.
Ich habe auch die Pfarrchronik dieser Zeit in Altheim gelesen. Leider geht der dortige Pfarrer wenig auf die Zeitgeschichte ein. Will er von etwas ablenken?
Pf. Dr. Franz Neuner von Mühlheim kommt mir hier offener vor, wenn er auch wissentlich etwas verschweigen mag und nicht in die Chronik aufnimmt.
Pf. Dr. Franz Neuner hat offensichtlich die Chronik nicht als geschlossenes Ganzes, sozusagen jeweils am Jahresende als einen Rückblick, geschrieben, sondern stückweise. Dies kann durch eine andere Feder oder Tintendusche, wenn auch nicht deutlich, erschlossen werden. Theoretisch könnte er auch mitten im Schreiben den Stift oder die Tinte ausgewechselt haben?! Soweit ich einen zeitlichen Unterschied der Abfassung einer nächsten Passage durch andere Feder/Dusche zu erkennen glaubte, habe ich das durch „andere Tinte“ und Absatz gekennzeichnet. In der Chronik selbst ist oftmals kein Absatz, höchstens einmal ein Querstrich. Das Schriftbild, sein Kurrent, ist sehr leserlich, kohärent.
Franz Strasser, Provisor von Mühlheim.
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1939
Das neue Jahr setzte ein mit einem außergewöhnlich strengen Winter. Nachdem schon im Dezember verflossenen Jahres eine Kältewelle angebrochen war, brachte Weihnachten viel Schnee. Jänner und noch Februar waren ausgesprochene Wintermonate mit tiefen Kältegraden 15. 16. 17 Benedicite gel et frigus Domino.
(andere Tinte) Am 21. Februar wurde in hiesiger Pfarrkirche Requiem und Libera für seine Heiligkeit Papst Pius XI, der am 10. Februar 1939 gestorben war, gehalten. Der Besuch des Trauergottesdienstes war gerade kein schlechter. Pius XI war die „fides intrepida“ auf Petri Stuhl in unserer Zeit. R. I. P.
(andere Tinte) Am 26. April erteilte der Hw. Bischof in Mining das Sakrament der Firmung. Bei seiner Rückreise im Auto stattete er auch der Kirche in Mühlheim einen kurzen Besuch ab und verrichtete eine adoratio.
Am 1. Mai wurden 181 Bücher der Pfarrbibliothek beschlagnahmt und von der NSDAP der Gemeinde überantwortetet. Eine Bestätigung der Beschlagnahme wurde ausgestellt.
(andere Tinte) Das Privileg des Portiunkula Ablass wurde laut Reskript der Hl. Poenitentiaria vom 30. Mai 1939 für hiesiges Gotteshaus ad septenium prolongiert. (1. Archiv)
Das seelsorgliche Leben ist kein günstiges. Kirchenbesuch flau und säumig, Sakramentenempfang lässt zu wünschen übrig, die Jugend, besonders die männliche der Kirche entfremdet, und die Kinder in der Schule ohne Disziplin.
Einen Lichtblick im Pfarrleben bildete die Durchführung und Einhebung der Kirchenbeiträge. Zur Aufklärung der Gläubigen ging der Pfarrer die Pfarrgemeinde ab und nahm in jedem Hause die Steuerklassen der Katholiken auf. Der Besuch des Pfarrers wurde mit Verständnis und Bereitwilligkeit aufgenommen. Die Kirchenbeiträge wurden dann vom Pfarrkirchen-Rate bestimmten Herrn Josef Wenger und Georg Eiblmayer, eingehoben. Es wurde insgesamt ein Betrag von RM 776, 50 aufgebracht. Es waren 180 Kirchenbeitragspflichtige, von denen 163 den KB-Beitrag zahlten. 90 % kamen ihrer Pflicht als Katholiken nach. Ich bin mit diesem Ergebnis respectu status religionis parochiae sehr zu frieden
1940 Anni transeunt. Hiob 16, 23
(andere Tinte) Das neue Jahr setzte ein mit einer sehr großen Kälte. Das Thermometer fiel auf 20 Grad, ja 25 Grad unter Null herab R.
Die Kälte war bis Ende Jänner anhaltend. „Qui temperas rerum vices!“
Der Kirchenbesuch war dessenungeachtet nicht der allerschlechteste. Die Kurzpredigt trat in ihre Rechte.
(andere Tinte) Auch der Februar gefiel sich noch in größter Teil in großer Kälte. Als dieselbe etwas nachließ, hielten wir als Osterbeichtgelegenheit in der Zeit von 25. - 29. Feb. ein Triduum. P. Joannes Damascenus O. m. Cap = Braunau hielt um 2 h nachmittags an drei Tagen Standeslehren und um 7. Uhr abends Glaubenspredigten. Der Besuch der Vorträge, besonders der abendlichen, war befriedigend. An hl. Kommunionen wurden einschließlich der Schulkinder ca. 300 gespendet.
(andere Tinte) Der 24 Nov. im Kirchenjahr war ein schöner Tag im religiösen Gemeinschaftsleben der Pfarrgemeinde. P. Juvenal Schmid, O. m. Cap. der beliebte Mühlheimer Ordensmann, gegenwärtig Guardian in Wien I Neumarkt, feierte sein 40 jähriges Priesterjubiläum. Der Jubilar wurde in seinem Heimathause Nr. 45 von mir und zwei Ordensbürdern P. Joannes Damascenus und P. Alphons eingeholt und zur Kirche geleitet. Daselbst fand ein assistiertes Jubelamt mit Te Deum laudamus statt.
Ebendieselben Ordensbrüder waren Assistenten. Die Jubiläumspredigt hielt der Ortspfarrer, vom Jubilar hierzu ersucht worden war. Das Thema seiner Predigt war: P. Juvenal wie Licht „träger“ in seinem Orden und in der Seelsorge. (vgl. Primizpredigt 1900). Sie war eine Rückschau über die 40 Jahre seines Wirkens im Orden und im Leben.
Die Pfarrangehörigen waren zahlreich erschienen und man hatte den Eindruck, dass die Pfarrgemeinde ein religiöses Familienfest begehe und alle Gäubigen von einer geschlossenen Stimmung beherrscht waren.
Nachher fand im Pfarrhofe eine bescheidene Tafel für Priester und Verwandtschaft statt. An der Feier kam die Anhänglichkeit P. Juvenals an seine Heimat und jene der Pfarrgemeinde an den heimatlichen Kapuziner zum Ausdruck. Anlässlich des 40 jährigen Jubiläums P. Juvenals gelangte die Kirche Mühlheim in den Besitz des schönen weißgestrichenen Hochaltar- antependiums wie ein Geschenk von Wiener Freunden P. Juvenals in favorem der Heimatkirche.
(andere Tinte) Am 6. November starb in Mühlheim Oberlehrer Leonhard Aigner. Er war von 1938 – bis 1940 hier Schulleiter. Als Leutnant machte er den Polenfeldzug mit und wurde an der rechten Hand verwundet. Die Verwundung traf ein Nervenbündl Sie führte in der Folge zu einer angina pectoris, der er erlag.
Leonhard Aigner war ein katholischer Mann, auf den das Wort des Apostels Anwendung hatte: Justus meus ex fide vivit. (Hebr. 10, 38)
(andere Tinte) Das Jahr 1940 war vermögensrechtlich bewegt durch das Projekt des Ankaufes des Schlosses (Herrenhauses) Mühlheim und Pfarrhofes durch die Pfarrkirche Mühlheim. Ursprünglich verquickt mit dem schwebenden Verkaufe der Ökonomia an Dir. Grünbart, Bgm. in Geinberg, (zur Erklärung: Mühlheim war dorthin eingemeindet) wurde das Mühlheimer Verkaufsprojekt gesondert behandelt. Hr. Erich Fischer-Pochtler war willens, das Schloss Mühlheim, den Pfarrhof und die historische St. Johannes Kapelle an die Kirche in Mühlheim zu verkaufen. Die Verkaufsverhandlungen wurden für die Kirche Mühlheim von der Diözesan-Finanzkammer in Linz geführt und der Kaufschilling würde von dieser Stelle berichtigt worden sein.
Die Kaufvertragspartner hatten sich auf den Preis von Rm 45.000 geeinigt (40.000 Schloss, 5000 Pfarrhof) der Kaufvertrag wurde am 17. 7. abgeschlossen und unterzeichnet. Die Objekte sollten am 1. Sept. 1940 in das Eigentum der Pfarrkirche übergehen. Es stand noch aus die Bewilligung des Kriegsminister für kirchliche Angelegenheiten. Diese Bewilligung wurde aber nicht gegeben, da eine Notwendigkeit des Erwerbes des Schlosses Mühlheim, nicht anerkannt werden konnte. (Mitt. d. Reichsstatth. i. Od. Ia/K 3533/3 – 1940, Linz 21. XI. 1940), Die Zustimmung zum Ankauf des Pfarrhofes Nr. 19. hingegen „würde“ , ließ sich der Minister vernehmen „nicht versagt werden.“ Hiermit war das Kaufprojekt in der Hauptsache gefallen. Inzwischen waren die Räume des Schlosses am 13. Nov. von Landrat Ried im I. für die Rückwanderer aus Bessarabien beschlagnahmt worden. Die Ankaufssverhandlungen des Pfarrhofes sind noch in Schwebe. Im Schlosse Mühlheim sind also ca. 150 Bessarabie-Deutsche ,darunter die Hälfte Kinder, untergebracht. Sie sind im allgemeinen Protestanten, nur einige sollen Katholiken sein.
(andere Tinte) Die Einhebung der Kirchenbeiträge von 1940 war von sehr befriedigendem Ergebnis. Es wurden RM 1496,30 von 178-181 Beitragspflichtigen einbezahlt. 2-3 verweigerten den Beitrag. Diesen Beitrag halte ich in diesem Jahre für das größte (frelich materielle) religiöse Aktivum der Gläubigen.
1941
Tu autem idem ipse ist Ps 101, 28
(andere Tinte) Der Anfang des Jahres brachte er Pfarrkirche Mühlheim eine wertvolle Gabe. Aus dem Kreise der Wiener Freunde des Hw. Hr. P. Juvenal erhielten wir von einer noblen Spenderin Berta Slabke, Gemeinde-Krankenpflegerin der Stadt Wien, eine großen, braunen Altarteppich für die Sonntage. Dieser Teppich ist ein notwendiger Bedarf der Kirche. „Pietas ad omnia utilis“ 1 Tim 4. Gott lohne der frommen Spenderin ihren Eifer für die Ehre Gottes.
Nachdem in Mühlheim sich 19 kriegsgefangene Franzosen befinden, findet von März d. J. an mit Erlaubnis der Wache und der Standortpfarrers in Ried monatlich ein Gottesdienst für dieselben statt.
Zivilpersonen dürfen der Hl. Messe nicht anwohnen.
Weil in den letzten Jahren die Wallfahrt nach Maria Schmolln schwach beschicket war (etwa nur wenig über 30 Personen) unternahmen wir heuer an deren Statt am 30 April eine Wallfahrt nach Kirchdorf am Inn. An derselben beteiligten sich 62 Personen, freilich darunter 56 Frauen.
Aber seelsorglich war mehr damit getan als wie durch die Maria-Schmollner Wallfahrt!
(andere Tinte) Am Pfingstdienstag abends starb Se. Exzellenz Bischof Josephus Maria Gföllner. Seine Regierungszeit 1915 – 1941 fiel in eine Zeit bewegter Umgestaltungen. Die Hauptwerke seines Lebens war der Ausbau des Linzer Maria Empfängnisdomes und die Durchführung der Erweiterung der Priesterbildung.
In Mühlheim war der verstorbene Bischof zweimal. Am 25. Juli 1933 spendete er das Sakrament der Firmung, und am 26. April 1939 stattet er anlässlich der Firmung in Mining einen kurzen Besuch ab. In der Pfarrkirche wurde am 9. Juni ein Trauergottesdienst abgehalten. R. I. P.
Im Juni machte ich eine interessante Entdeckung, welche als historischer Nachtrag hier vermerkt sein soll. Aus den Rechnungszetteln des Pfarrhauses (Ld 22, Nr. 6) die ich erst jetzt entdeckte, geht hervor, dass die beiden Seitenaltäre in den Jahren 1686 – 1668 – von den Braunauern Schreiner Hans Achleitner, Bildhauer Sebastian Hagenauer und Maler Georg Puchner um den Gesamtpreis von ca. 400 Gulden erstellt wurden.
Bei genauer Übertragung finde ich die Legende „erectum 1650“ auch zurecht bestehend. In diesem Jahre wurde die gemauerte Altarmensa errichtet.
Ich habe mich über die Herstellung der beiden Seitenaltäre genauer in meinem Nachtrag zu meiner Broschüre „Die Kirche in Mühlheim“ verbreitet (siehe dort).
Meine Nachforschungen haben überhaupt ergeben, dass in den letzten Jahrzehnten des 17. Jahrhunderts mancherlei gerichtet wurde. So wurden 1668 ziemlich viele Putzenscheiben für die Kirchenfenster geliefert und dieselben vom Balthasar Wilhelm, Glaser in Obernberg, verbleit. (Kosten 8 fl 38 K)
1670 wurden Schmiedearbeiten an Türen und Schlössern der Kirche von Josef Lonhert, Schmied in Mühlheim, um 1 fl 24 K gemacht. 1671 wurden ebendemselben Handwerker „“Vürhangstangerl“ zum Aufhängen der Fastentücher gefertigt. Auch geweißt wurde damals die Kirche. In einer Rechnung des Bürgers und Maurers Peter Ebenpölzl von Altheim wurde d. J.
1687 20 fl für Ausweißen der Kirche u. Dachreparaturen berechnet.
Auch über die Errichtung des Hochaltars 1695-96 fand ich die entsprechenden Belege. Ich gebe das Nähere darüber in meiner Nachtrag zur meiner Arbeit „Die Kirche in Mühlheim“, Braunau 1937, im Anhange wieder. Siehe daselbst.
(andere Tinte) In nicht allzu weit zurückliegender Zeit war einmal das Eigentum des alten Schulhauses „Mesnerhauses“ strittig. Wenn man damals die alten Rechnungszettel des Pfarrerhauses ausfindig gemacht hätte, würde die Frage rasch gelöst worden sein. Dasselbe wurde 1693 von der Kirche neu aufgezimmert und auch später hergehalten. Detaillierte Rechnungen finden sich darüber im Archiv. (Ld 22 Nr. 6)
Übrigens begegnete das „Mesnerhaus“ schon zu Ausgang des Mittelalter als ein Eigentum der Kirche stehend.
(andere Tinte) Zurück zur Gegenwart: In der Zeit Sept. 1940 – Okt. 1941 weilten im Schloss Mühlheim 150 Personen aus Bessarabien, darunter 70 Kinder. Infolge des Krieges waren sie als „Rückgewanderte“ zu uns gekommen. Sie waren großteils Protestanten und sprachen einen schwäbisch-bayerischen Dialekt. Im Oktober d. J. verließ der größte Teil wieder Mühlheim, und ein anderes Lager, Lietsmannstadt, wie man hörte, zu begrüßen.
Ein wichtiges Ereignis der Pfarrgeschichte fällt in das heurige Jahr: Die Erwerbung des Pfarrhofes durch die Pfarrkirche. Nachdem bereits im Vorjahre nach vergeblichen Verhandlungen der DFK mit Herrn Erich Fischer-Pochtler wegen Erwerb des Schlosses Mühlheim die Möglichkeit das Pfarrhaus zu erwerben, behördlicherseits offen gelassen worden war wurden im Jahre 1941 die Verhandlungen zum Ankauf des Pfarrhofes durch die Pfarrkirche von seiten der DFK neu aufgenommen. Dieselben führten ohne erhebliche Schwierigkeiten zu einem positivem Abschluss. Eine Frage von Bedeutung war hiebei nur das Patronat über den Pfarrhof. Der Umstand jedoch, dass eine generelle Regelung der Patronatsverhältnisse der Ostmark zu erwarten steht. Und dank der gesunden, entgegenkommenden Haltung des Verkäufers war auch dieser Punkt kein Hindernis. Man einigte sich, die bisherigen Patronatsverhältnisse (¼ Fischer-Pochtler und 3(4 Schlossbauer) nicht weiter bestehen zu lassen. Und so wurde dann am 16. April 1941 der Kaufvertrag zwischen den Vertragspartnern abgeschlossen. Die Kaufsumme seitens der Pfarrkirche für Pfarrhof, Garten und St. Johanniskapelle betruf RM 5000. - die staatliche Kultusverwaltung erteilte am 2. Juli 1941 die Zustimmung. Die Gesamtkosten mit Steuern, Rechtsanwaltskosten etc. beliefen sich auf Rm 5.457,72. Der Kostenaufwand wurde aus KB-Mitteln bestritten. Für die gekauften Objekte bezüglich Grundsteuer wurde eine neue Landtafel Nr. der Landtafel u. zw. 1206 eröffnet. Die Katastralzahl für Landfläche d. Pfarrhofes ist 43, für die des Garten 88 und jene für die St. Johanneskapelle 67/2. Kaufvertrag und Verhandlungsakten seien im Archiv. Fasc. Pfarrhof. Die Kirche übernahm die gekauften Grund u. Landflächen lastenfrei. Der Erwerb des Pfarrhauses bedeutet für den Pfarrer um Mühlheim viel. Er hat dadurch eine Hoffnung in einen kircheneigenen Hause.
(andere Tinte) Ende November wurde der größte Teil der Gartenmauer, welche die Böschung der Straße bildete, neu hergestellt. Die Herstellung erfolgte – über Drängen des Pfarrers – durch die Gemeinde Geinberg. In den Kosten teilten sich Gemeinde u. Patronatsparteien.
1942 – „Et temporum das tempora!“
(andere Tinte) Am 2. Februar wurde das kleine Glöcklein der Glockenstube (31 cm Durchmesser, 1733 von Gugg-Braunau) für Kriegszwecke abgenommen. Es war seit 1917 auf dem Turm, wurde aber seit Beschaffung der Stahlglocken nie geläutet. Dessen Eigentümer war noch immer Erich Fischer-Pochtler.
Der Winter war heuer sehr stark. In der letzten Jänner-Woche hatten wir 24 Grad R. Kälte. Und jetzt Februar liegt sehr viel Schnee.
(andere Tinte?) Die ältesten Leute erinnerten sich keines so strengen und langandauernden Winters. Vom Pfarrhause musste ein Teil des Schnees wegen Einsturzgefahr abgeräumt werden. Der Schnee hielt sich bis über Josefi hinaus.
(andere Tinte) Zur Förderung des religiösen Lebens habe ich vom bischöflichen Ordinariate die Erlaubnis nachgesucht und auch erhalten (Z 2373 28. 4. 42) an je einem Monatssamstage an Sonntagen binieren zu dürfen. Es gilt dies in den Sommermonaten (1. Mai – 1. November). Auch an den staatl. Für die Kriegszeit abgebrachten Festtagen (Christi Himmelfahrt, Fronleichnam etc.) will ich von der allgemein gegebenen Erlaubnis der Abendmesse (um 7 h abends a. Z.) Gebrauch machen. An meine Gesundheit stellt das freilich Anforderungen. Aber sacerdos victima!
(andere Tinte) Die erste Abendmesse am 14. Mai (ascensio Dei) war sehr gut besucht. Das Volk hat also dafür eine Strapenzität? (Strapazität?)
Da Bittprozessionen während der Kriegszeit an Wochentagen nicht stattfinden dürfen, hatten wir eine Flurprozession, die zugleich Maiprozession war, am Sonntag in der Oktav des Himmelfahrtsfestes vor dem Pfarrgottesdienste von 7. - 8 h a. Z. Nach Stötting und Niederndorf. Der Besuch war zufriedenstellend.
(andere Tinte) Der Krieg hat aus der Pfarrgemeinde Mühlheim bereits 5 Opfer gefordert. Des Oberlehrers B. Aigner wurde bereits im Jahre 1940 gedacht (siehe dort). Auch der Lehrer Manfred Gailling der an hiesiger Schule unter obgenannten Oberlehrer wirkte, starb den Soldatentod. Er fiel am 28 Juli 1941 in Rußland. In Rußland starben weiter noch den Soldatentod Josef Zauner, gefallen 12. August 1941, Ferdinand Finsterer, gefallen 23. November 1941, und Franz Eiblmaier, gefallen am 12. März 1942. Für dieselben wurden in der Pfarrkirche Trauergottesdienste gehalten, die sehr gut besucht waren. R. I. P.
(andere Tinte) Um die Kirche Mühlheim auch eine sachliche Leistung zu Teil werden zu lassen, kaufte ich aus eigenen Mitteln dem Gotteshause ein neues Gottwald-Missale. Mögen meine Nachfolger mir manchesmal ein Memento am Altare machen!
(andere Tinte) In Mühlheim waren schon seit einigen Jahren eine Hl. Mission fällig. Die in der Kriegszeiten obwaltenden Schwierigkeiten machten deren Abhaltung sehr schwer möglich. Um einiger Maßen einen Ersatz zu haben, hielt ich in der Zeit vom 14. - 16. November ein Triduum. Dasselbe wurde getätigt von P. Eduar Hosp, C. SS.R aus Puchheim. Es fanden an drei Tagen je ein Morgen- und eine Abendvortrag statt. In dieses Triduum baute ich am Sonntag d. 15./11. die Feier meines dreißigjährigen Priesterjubiläums ein. Festprediger war der hochw. P. Juvenal Schmid. OmC (Wiener Neustadt). Sein Thema lautete: Das kathol. Priestertum ist göttlicher Einsetzung und besteht in der Ausübung göttlicher Gewalten.“ Ich feierte einen assistierten Gottesdienst. Das Gotteshaus war gut besucht. Es lag eine feierliche Stimmung über der Festesfeier. Mit der Frequenz des Triduums war ich nicht unzufrieden. Es wurden300 hl. Kommunionen gespendet, bei der durch den Krieg beschränkten Seelenzahl keine unbedeutende Zahl. Deus, refugium nostrum et virtus!
(andere Tinte) Zu den Opfern des Krieges kommen auch Auer Franz, gefallen 14. 10. 1942 u. Ferdinand Stranzinger, gefallen 23. 10. 1942, beide in Rußland. Im Gotteshause fanden anschließend an die Trauerfeiern der NSDAP vor dem neuen Kriegerdenkmal, das im Herbst 1942 errichtet worden war, Trauergottesdienste statt. Die Gefallenen war meine Schüler. R. I. P.
1943 – Tu cognovisti omnia – Ps 138, 5
(andere Tinte) Das wirtschaftliche Ereignis im Herbst 1942 u. Frühjahr 1943 war die Abtretung und Abholzung von großen Aukomplexen zur Errichtung eines Innstaudammes betreffend ElektrizitätsGewinnung. Die aerarische (alter Ausdruck für staatlich) Au, die große Holzbezugsquelle der Mühlheimer, wurde mit 80 Joch eingedammt und etwa 20 Joch. Im Winter 1942/43 gab es dafür fortwährende große und kleine Holztransporte aus der Au. Von den umliegenden Gemeinden kamen Holzkäufer, um billiges Auholz auf Schlitten und Wagen nach Hause zu transportieren (Anmerkung – Vidi 28. 6. 42 Dietrich decanus)
Die Mühlheimer selbst erhielten Holzvorräte auf Jahre hinaus. Später wird man aber einmal den Holzbezug schwer missen, diese Verkleinerung des Augebietes hat auch eine, allerdings geringe Verminderung der Kirchenbeiträge mehrerer Bewohner zur Folge.
(andere Tinte) Am 26. Juni starb in Linz anläßlich des Besuches bei seinen Verwandten der hochwürdige Herr Pfarrer Franz Schopper, früher Pfarrer in Mühlheim (1915 – 1926). Er war 17 Jahre Pfarrer in St. Nikola im Mühlviertel und ist seit 1. Juni 1943 in den Ruhestand getreten. Die Trauerkunde wirkte für die ihn alten Bekannten des Verstorbenen bedauernd, der übrige Teil der Bevölkerung nahm sie wie einen anderen Todesfall zur Kenntnis.
Am 12. Juli fand ein Hl. Requiem mit Libera für den verstrobenen Herrn Pfarrer statt der hochw. Hr. Pfarrer Franz Wagner, auch einer meiner Amtsvorgänger (1895 – 1903) gegenwärtig Pensionist in Brunnenthal b. Schärding, zelebrierte. Der Besuch ging an. Der Innviertler ist ein zu nüchterner Mensch. Er wird eigentlich nur von Dingen besorgt, die ihm selbst nahegehen. R.I.P.
(andere Tinte) Eine Kriegsmaßnahme archivalistischer Natur besteht darin, dass nach Mitteilung des bischöfl. Ordin. v. 1./10 1943 die Mühlheimer Kirchenrechnungsduplikate 1784/1923 welche sich beim B. Ordin. in Linz bisher befanden, nun mehr mit den K-Rechnungen anderer Pfarreien in Kirchheim i. I. untergebracht werden. Der Grund ist der Luftschutz.
(andere Tinte) Im Jahre 1943 sind gefallen: Michael Stranzinger, Besitzer des Prunnbauerngutes in Stötting Nr. 2, am 20. 1. 1943 in Bosnien-Serbien im Kampfe gegen Banduren. Josef Hasiber, Besitzer der Gattringer-Sölde in Niederndorf Nr. 8, ehemals Zechpropst, in Frankreich Karl Gradinger, Bäckergehilfe aus der Weissauerfamilie, am 19. 8. 1943 in Rußland, und Johann Friedl, der einzige Sohn vom Draxlbauerngute in Niederndorf Nr. 1, am 24. 10. 43 in Rußland. Für die ersten 3 Gefallenen fanden bereits die Trauergottesdienste in der Pfarrkirche statt. R.I.P.
1944 Quoniam ipsi cura est de vobis 1 Petr , 5, 7
(andere Tinte) Am 13. Februar wurde das erste Kriegsopfer, das in der Heimat starb, beigesetzt. Alois Eiblmaier, Hartlsohn von Mühlheim. Er hatte die Feldzüge an der West- u. Ostfront mitgemacht, kehrte dann heim und ward tuberkulos. Die Krankheit zerstörte sein Leben. Alois Eiblmaier war ein Schüler von mir und starb eines erbaulichen Todes RIP.
(andere Tinte) Frühling wird es doch einmal! Das empfanden wir heuer erst am Ostertag, den 9. April. Hinter uns liegt ein abnormaler und langer Winter. Der Dezember 1943 hatte Regen, der Jänner war wie ein Märzmonat ohne Schnee, Februar und namentlich März brachten Schnee in Hülle und Fülle. Zu Frühlingsanfang 21. 3. schneite es, als wenn Winteranfang wäre. Hoffentlich geht jetzt der Frühling seinen Lauf fort.
In der Bevölkerung ist gegenwärtig viel Leid. Das Volk wird wieder religiöser. Heute am Hl. Ostertage war die Kirche gesteckt voll, trotz dass viele männliche Personen durch den Krieg ferne von der Heimat weilen. Deus refugium nostrum et virtus!
(andere Tinte) In der Zeit vom 7. Mai bis 30. Juni hatte der Pfarrer einen Krankenurlaub. Meine Nerven waren stark angegriffen. Ich verbrachte diesen Urlaub in Schwanenstadt bei meinen lieben Angehörigen und in Gallspach, wo ich eine Zeileis-Kur machte. Während meiner Abwesenheit war P. Josef Wallner, Redemptorist von Puchheim, hier, der mich vertrat. Er hat sich besonders um die Einführung der volksliturgischen Neuerungen bemüht.
„Die Pflicht ruft Mann für Mann hinaus zum Krieg fürs Vaterland“, kann man auch heute sagen. Die Männer wurden daheim schon wenig. Die Trauer um Gefallene, die Sorge um Vermißte, das Bangen um die Kämpfenden lastet schwer auf den Daheimgebliebenen.Von den Pfarrkindern kam die Nachricht, dass sie gefallen: Ferdinand Schmid, am 20. Mai 44 in Kroatien, Johann Stranzinger am 1. August 1944 in Rußland und Albert Proksch am 11. September 1944 an der Westgrenze (Frankreich-Deutschland)
(andere Tinte) Dazu kam noch Ludwig Petermaier, gefallen am 13 Oktober 1944 in Mittau (Rußland) Die von feindlichen Fliegern drohende Gefahr brachte Änderungen auch bei kirchlichen Feiern mit sich. So wurde schon die Fronleichnamsprozession um den Weg über das Schloss gekürzt und die 4. Station in der Kirche gehalten. Die Messe wurde dann, weil die Kirche nicht total verfinstert werden konnte, am Hl. Abend um 4 h nachm. abgehalten. Der Besuch letzterer war ein sehr guter. Die Religiosität des Volkes nimmt unter dem Druck des Krieges zu. Wir hatten heuer 3000 hl. Kommunionen. Soviel waren noch nie in unserer Pfarre Kommunikanten. Deus „solatium vitae“! (Tob 10, 4) Die Stimmung des Volkes ist um die Jahreswende eine sehr gedrückte.
1945 Deus refugium et virtus.
(andere Tinte) In gedrückter Stimmung geht das Volk in das neue Jahr. Von der Kirche Mühlheim wurden 3 alte Ministranten-Rochette zum „Volksopfer“ gespendet.
In Mühlheim wimmelt es von fremden Menschen. Umsiedler aus Siebenbürgen, dem Banat und Schlesien sind hier. Es dürften 200-300 Menschen sein. Die meisten von ihnen sind Protestanten. Die Schlesier dürften in der Hauptsache Katholiken sein. Sie stellen auch den Seelsorger vor neue Fragen.
(andere Tinte) Wie schon früher bekam ich auch jetzt die Erlaubnis, vom Mai bis Oktober einmal im Monat an einen Sonntage zu binieren. Dazu kommt noch die Lizenz, am Osterfest und Pfingstfeste zweimal die Hl. Messe lesen zu dürfen. An den Hochfesten der Kirche soll doch jeder Katholik Gelegenheit haben, einem Hl. Meßopfer beiwohnen zu können.
Der Krieg ging dem Ende zu. Die Niederlagen Deutschlands trat handgreiflich in Erscheinung. Am 2. Mai hieß es, der Amerikaner steht in Frauenstein. Am Abend desselben Tages wehten in Mühlheim von allen Häusern, auch vom Kirchturme, die weißen Fahnen. Donnerstag, den 3. Mai, nach der heiligen Messe, ½ 8 h a. Z. (=alte Zeit?) entstand beim letzten Evangelium in der Kirche eine kleine Panik. Die Amerikaner waren da. Bei Rinners Gasthaus war eine amerikanische Vorhut angelangt. Ich ließ die Kirche schließen und begab mich ruhig nach Hause. Ein Trupp Amerikaner durchzog langsam den Ort. Bei Mair's Gasthaus war Halt gemacht. Es ging alles ganz ruhig vor sich. Keinen Menschen wurde ein Haar gekrümmt. An diesem und den folgenden Tagen kam eine ungeheure Anzahl amerikanischer Last- und Personenautos mit Soldaten und Kriegsmitteln durch, die von Frauenstein, wo der Innübergang erfolgt war, nach Obernberg – Ried fuhren. Durch das Volk geht jetzt ein Gefühl der Erleichterung: der Krieg ist zu Ende.
(andere Tinte) Mühlheim ist zu einem Orte großer Passage geworden. Viele deutsche Soldaten, die abgerüstet haben, streben dem Inn zu, um nach Bayern hinüberzufahren und in die Heimat sich zu begeben. Es ist ein Zustand der Auflösung.
(andere Tinte)Am 5 Juni gingen die ehemals Kriegsgefangenen Russen in ihre Heimat ab. Am 14. 7. folgten die Polen, Männer und Frauen. Die Polen waren willige Arbeiter. Die hatten auch religiöses Verlangen. Aber dasselbe konnte infolge der Instransigenz des Nationalsozialismus nicht befriedigt werden.
(andere Tinte) Am 27. August gingen 32 Deutsche-Slowaken in ihre Heimat ab. Dieselben waren gute Katholiken.
(andere Tinte) Sie kamen aber wieder zurück, weil ihnen als Deutsche die Aufnahme in die Tschecho-Slowakei verweigert wurde.
(andere Tinte) Sonntag d. 2. Septembers fand auch in unserer Pfarrkirche eine Caritas-Kollekte für vielen Notleidende im Lande statt. Dieselben lieferten das schöne Ergebnis von 477 RM.
(andere Tinte) Ende September Anfangs Oktober gingen die Flüchtlinge aus dem Rheinlande weg. Die Religiosität derselben war keine so besondere. In der ersten Oktoberwoche fand über Anordnung des Caritasdiakonates eine Lebensmittelsammlung statt. Es wurden aufgebracht: 350 kg Kartoffel, 50 kg Mehl, 8 kg Erbsen, 19 Laib Brot, 2 ½ kg. Butter ½ kg. Speck, 30 kg Äpfel u. 24 St. Eier, Die Sammlung gehörte für Soldaten in den Lagern.
(andere Tinte) Ende Oktober wurde die Orgel durch Karl Steininger, Orgelbauer aus Obertrattnach, einer gründlichen Reparatur unterzogen. Gebläse, Windladen, Mechanik und Pfeifen wruden ausgebessert Die ganze Orgel wurde gereinigt. Die Kosten dieser Generalreparatur betrugen 260 Rm.
(andere Tinte) Ende Oktober verließen uns auch die Schlesier. Es waren etwa 100. Dieselben waren meist Katholiken und viele von ihnen sehr gute. Die Schlesier veränderten bis zu einem gewissen Grade das Bild des kirchlichen Lebens in Mühlheim. Sie füllten die Kirche, gingen gerne zur Hl. Kommunion, ließen hl. Messen halten und gaben Spenden für die Kirche.
Auch im Pfarrhause war eine brave schlesische Familie Apeld aus Bischofstal O./S, durch 6 Monate einquartiert. Ich sah die guten schlesischen Katholiken, die der Krieg so unglücklich gemacht hat, wehmütig scheiden. Möge der hl. Erzengel Raphael, an dessen Feste die letzten Schlesier Mühlheim verließen, dieselben glücklich in ihre Heimat zurückgeleiten.
(andere Tinte) Um den drängenden Aufgaben der sozialen Situation unserer Zeit zu genügen, habe ich am 11. November eine Caritas-Subdiakonat, bestehend aus den Frauen Aloisia Fischer, Franziska Schmied und Aloisia Schmid, ins Leben gerufen. Möge dieses Komitee viel Gutes zur Linderung der Not wirken. Caritas Christi urget nos!
(andere Tinte) Sonntag d. 25. November fanden die die Wahlen zum Nationalrat und Landtag statt. (…) Vom kirchlichen Standpunkt gesehen, war es nun, dass diesmal Klerus und Kirche gar nicht sich am Wahlkampf beteiligten. Es ist diese der neuen Haltung der Bischöfe, Kirche und Klerus aus der Politik herauszuhalten zu zuschreiben. Für den Klerus ist das natürlich sehr angenehm. Es war überraschend, dass die Volkspartei, die uns am nächsten steht, in Österreich die stärkste Partei wurde. Möge die Entpolitisierung des Klerus für die künftige Lage der Kirche sich günstig auswirken!
Am 1. Dezember wurde die autonome Gemeinde Mühlheim wieder restituiert. Das Bürgermeister-Amt übernahm Josef Stranzinger, Schirk in Mühlheim. Es ist auch für das Pfarramt besser, dass Mühlheim eine eigene Gemeinschaft ist. Die Bedeutung der Pfarre kommt dadurch mehr zum Ausdruck. Die Leute klagten während dieser 7 Jahre, da die Gemeinde Mühlheim nicht bestand, gar oft über das viele Wandern nach Geinberg.
(andere Tinte) Das Jahr neigt sich zu Ende. Als Opfer des 2.Weltkrieges wurden gemeldet die Soldaten Josef Pichler (+ 20. 12. 1944 Italien) Gottfried Hatheier 11. 3. 1945 Ungarn, Alois Duringer gef. 17. 2. 1945 Ungarn u. Franz Hatheier, (gef. 31. 3. 1945 N. Oest.) Für Alois Duringer wurde am 14. Oktb. ein Trauergottesdienst gehalten. (Auf dem Kriegerdenkmal scheinen 40 Gefallene und Vermisste auf; 1. Weltkrieg 28 Gefallene und Vermisste)
Die Zeit nach dem Falle des Nationalsozialismus brachte in Mühlheim eine kleine religiöse Steigerung. Das Volk wendet sich nach dem Zusammenbruch der Nazi-Irrlehre wider mehr den religiösen Idealen zu. Wir hatten in diesen Jahren 5000 hl Kommunionen, eine Zahl, die wir früher nie erreichten; allerdings gebührt dabei auch den braven Schlesiern ein Anteil.
Rückblickend auf die Periode des Nationalsozialismusses möchte ich folgendes nachtragen. Derselbe brachte in Mühlheim natürlich dieselben religiösen Einschränkungen und Hemmnisse wie anderwärts. Ein Religionsunterricht in der Schule fand jedoch immer statt. Die örtlichen Parteiführer verhielten sich im allgemeinen lojal. Bemerkenswert ist jedoch, dass der Pfarrer im Februar 1943 mit einem Haar der Verhaftung durch die geheime Staatspolizei entging. Ich war verleumderischer Weise angezeigt wegen Abhören von Feindsendern. Darob Hausdurchsuchung und hochnotpeinliches Verhör auf dem Gendarmerieposten in Altheim. Da man mir aber nichts nachweisen konnte, mein Radio-Gerät auch gar nicht geeignet gewesen wäre, fremde Sender zu hören, so wurde ich wieder entlassen. Vom volkspsychologischen Standpunkte aus ist interessant, bemerkt zu haben, dass in den ersten Jahren des Nationalsozialismus die Mühlheimer eine so geschlossenen Gesinnungsgemeinschaft im Nazismus bildeten wie es früher weder im landbündlerischen noch christlichem Sinne jemals vorgekommen war. In den letzten Jahren sank dann dieser Gemeinschaftsgeist. Das Volk musste eben den Nationalsozialismus aus seinen Früchten erkennen. Jetzt ist, Gott sei dank jene volksverführende Ideologie zu Ende.
Ipsi peribunt, tu autem permanent (Ps 101, 27) Dr. F. Neuner, par. S 152