„Liebe im Topf“ bei Advent am Dom
Seit 24. November ist es wieder so weit: Bis 23. Dezember erfreuen uns nicht nur tolle Ausstellerinnen und Aussteller mit ihren sorgsam gefertigten Produkten, sondern auch köstliche Schmankerl im charmanten Ambiente des Domplatzes. Mit dabei ist auch dieses Jahr wieder der beliebte SPEISEWAGEN-Foodtruck. Dieses Street-Food-Projekt der Caritas schafft Begegnung und Integration. Neben einem Chefkoch schwingen dabei Jugendliche mit Beeinträchtigungen den Kochlöffel.
Beim Essen keman d’Leut zaum
Das Projekt SPEISEWAGEN, der Foodtruck für den Linzer Zentralraum der Caritas Oberösterreich, wurde aus dem Wunsch heraus gegründet, einen Raum für Genuss, Begegnung und Integration zu schaffen: „Ein Schwerpunkt der Caritas Oberösterreich als Projektträgerin ist die Ausbildung von Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit Beeinträchtigungen. Mit unseren Ausbildungs- und Qualifizierungsprojekten bemühen wir uns, unseren Jugendlichen einen Einstieg in die Arbeitswelt zu ermöglichen“, erzählt Mag.a Astrid Wurm, Teamleiterin der Beruflichen Qualifizierung der Caritas OÖ. In der kreativen Ausbildung im Foodtruck haben die betreuten Jugendlichen die Möglichkeit, hautnah an der Arbeitswelt teilnehmen zu dürfen und ihr selbstgekochtes Essen „unter die Leute zu bringen“. Fachlich ausgebildet und unterstützt werden sie dabei stets von professionellen Köchinnen und Köchen sowie Fachbetreuerinnen und Fachbetreuern. So lernen die Jugendlichen in ihrem eigenen Tempo und gemäß ihren individuellen Bedürfnissen quasi nebenbei auch wichtige soziale Fertigkeiten für den späteren Berufseinstieg.
SPEISEWAGEN bei Advent am Dom
Das Projekt SPEISEWAGEN hat sich seit 2018 gut entwickelt und es wurden zahlreiche Eventcaterings und Firmenfeiern betreut. Außerdem steht er mehrmals wöchentlich auf wechselnden Standorten mit frisch gekochten Mittagsmenüs in der Linzer Innenstadt. Seit dem Vorjahr ist der Foodtruck auch fixer Bestandteil des Adventmarktes Advent am Dom und erfreut sich regen Zulaufs. Er ist direkt vor dem Hauptportal des Linzer Doms zu finden und man darf sich auch heuer wieder über die köstlichen Pofesen und vieles mehr freuen: „Wir legen Wert darauf, neben dem traditionellen Fleischgericht auch eine vegane Alternative anbieten zu können. Erhältlich sind Gulasch mit Bio-Rindfleisch aus Österreich und veganes Kichererbsen Thai-Curry. Der süße Gaumen wird mit unseren beliebten Pofesen verwöhnt“, verrät Wurm, die sich über den großen Anklang des Projekts besonders freut: „Durch die zahlreichen Begegnungen mit der Linzer Bevölkerung haben wir die Rückmeldung bekommen, dass der Foodtruck aus dem Stadtgeschehen nicht mehr wegzudenken ist. Unsere Jugendlichen sind und waren dabei stets im Zentrum des Geschehens! ‚Hat es geschmeckt? Das habe ich gemacht!‘ sind wertvolle Rückmeldungen zu ihrem Arbeitseinsatz und erste Erfolge in der großen und bunten Welt des Kochens.“
Warum Kochen und Essen der Seele gut tun
Jeder, der den SPEISEWAGEN bereits besucht hat, spürt, dass hier mit Liebe und Begeisterung gekocht und verkauft wird. Was für die Besucherinnen und Besucher des Adventmarktes in erster Linie ein kulinarischer Genuss ist, ist für die Jugendlichen eine sinnstiftende Tätigkeit. Neben den fachlichen Inhalten in der Küche werden im Rahmen des Foodtrucks wichtige Kernkompetenzen für den Einstieg in die Arbeitswelt vermittelt wie beispielsweise Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit, Arbeitstempo, aber auch der richtige Umgang mit Arbeitsmitteln, Hygiene und Lebensmittellagerung. „Daneben ist es uns aber auch ein wichtiges Anliegen, unseren Jugendlichen einen kreativen Raum zurPersönlichkeitsentwicklungaufzumachen, in welchem sie sich gemäß den individuellen Bedürfnissen ausprobieren und selbst erleben dürfen. Kochen bietet dabei ein ideales Betätigungsfeld, da über das Kochen soziale und persönliche Identitäten geschaffen werden. Im Vordergrund stehen das selbstgekochte Produkt und die Begegnung mit dem Menschen, der es gerne essen möchte. Dafür notwendiges Fachwissen kann dabei im Hintergrund schrittweise und mit der benötigten Unterstützung erworben werden. Im Rahmen des Foodtrucks können darüber hinaus jedoch auch wichtige gesellschaftliche Themen vermittelt werden. Wir achten auf unsere Umwelt und verwenden hauptsächlich saisonale Produkte aus der Region und biologisch abbaubares Verpackungsmaterial. Zudem legen wir Wert darauf, regelmäßig vegetarische oder vegane Speisen anzubieten und unseren Jugendlichen einen nachhaltigen Konsum näher zu bringen“, so Wurm über die Kompetenzen, die im SPEISEWAGEN erlernt werden.
Gute Planung, die man schmeckt
Projekte wie diese erfordern gute Planung und viele helfende Hände im Hintergrund, damit auch wirklich alles wie am Schnürchen läuft. Die Menüs werden etwa vier Wochen vorher grob und etwa eine Woche vorab feingeplant. Dabei wird darauf geachtet, die Jugendlichen an der Gesamtplanung zu beteiligen, ihre Ideen zu berücksichtigen und auf Wünsche einzugehen. „Herausforderung für die Jugendlichen mit Beeinträchtigung sind hierbei vor allem die richtige Berechnung der benötigten Mengen, die Bestellung der Lebensmittel und die Aufgliederung der benötigten Arbeitsschritte. Diese Themen werden daher gemeinsam bearbeitet und immer wieder wiederholt. Eine Herausforderung in der fachlichen Begleitung ist dabei vor allem, die Jugendlichen – die unterschiedliche Vorkenntnisse und Voraussetzungen mitbringen – alle gemeinsam an diesem Prozess zu beteiligen“, erzählt die sympathische Projektleiterin.
Wie können wir als Gesellschaft junge Menschen unterstützen?
„Für Jugendliche ist es meist schwer, sich für eine Berufsausbildung zu entscheiden. Noch schwerer ist diese Entscheidung für Jugendliche mit Teilleistungsschwächen, Lernschwierigkeiten und/oder Behinderung: Welche Berufswege sind realistisch? Was sind meine Stärken? Welche Möglichkeiten habe ich? Wo bekomme ich Unterstützung? Wichtig für uns als Gesellschaft ist, jungen Menschen – und nicht nur den Jugendlichen mit Lernschwierigkeiten und/oder Beeinträchtigungen, diesen aber ganz besonders – eine Chance zu geben und ihnen Mut zu machen. Zumeist sind die Jugendlichen mit Beeinträchtigungen fachlich sehr geschickt und verfügen über eine höhere Motivation als Jugendliche, denen alles leicht fällt. Sie haben gelernt, sich einzubringen, sich etwas zu erarbeiten und konsequent einen Weg zu verfolgen. Betriebe machen die Erfahrung, dass die Jugendlichen, denen sie eine Chance geben, nach der Ausbildung viel seltener das Unternehmen wechseln als sogenannte reguläre Lehrlinge. Aber nicht nur Betriebe können ihren Beitrag leisten, das kann jede/r von uns tun. Einfach mal zuhören, etwas langsamer machen, Dinge vielleicht ein weiteres Mal in Ruhe erklären, all das sind einfache Dinge und können junge Menschen mit Beeinträchtigungen unterstützen, ihren Weg im Leben zu machen. Rücksicht, Toleranz, Offenheit und Augenhöhe – Werte die selbstverständlich in der Gesellschaft sein sollten und doch täglich immer wieder gelebt werden müssen. Nebenbei bemerkt hilft diese Haltung allen Menschen wie z. B. auch Älteren oder Menschen mit Migrationshintergrund,“ gibt uns die Expertin einen besinnlichen Denkanstoß mit in den Advent.
Wir freuen uns über viele Besucherinnen und Besucher bei Advent am Dom und empfehlen neben den tollen anderen Möglichkeiten unbedingt einen Besuch beim SPEISEWAGEN!
Erstellt von Claudia Rathmoser | 04.12.2023 | Geschichten & Personen