Gesellschaftlicher Wandel
Die Gesellschaft der vergange-nen Jahrzehnte ist durch in der Geschichte noch nie da gewesene Veränderungen gekenn- zeichnet. Einige Stichworte, die für diesen gravierenden Wandel stehen: Globalisierung – die Welt wächst zusammen zu einem Dorf; wir befinden uns in einer Medienwelt; die zunehmende Überalterung; noch nie hat es so viele Single-Haushalte gegeben; weniger Kinder – Schulen werden geschlossen; die Vereinsamung ist ein Problem unserer Zeit; Gesundheit wird zu einer neuen Religion; die Zuwande- rung steigt; Sinnsuche wird zu- nehmend wichtig.
Veränderungen in der Kirche
Auch dafür gibt es Indizien, die den Wandel anzeigen, der in den letzten Jahren immer deutlicher zu Tage tritt: der zunehmend stärker spürbar werdende Pries- termangel bzw. die Überalterung des Klerus; die auf hohem Niveau bleibende Zahl an Kirchenaustritten; damit einhergehend werden die finanziellen Ressourcen weniger werden; weiters ist die Zahl der Kirchenbesucher rückläufig.
Was tun? Jammern und in Resignation verfallen? Das Evangelium lehrt und ermutigt zu ande
ren Schritten. Jesu Auftrag lautet:
„Ihr seid das Licht der Welt. Ihr seid das Salz der Erde“ (vgl. Mt 5,13-16). Als Christen sind wir berufen, im Geist des Evangeli- ums zu handeln und unsere Welt mitzugestalten. Dieser Auftrag Jesu gilt ungeachtet dessen, wie viele oder wie wenige Christen es gibt. Das entlastet. Und es gilt auch: Wir müssen nicht die ganze Welt retten, sondern es genügt, dass überall dort, wo ein Christ lebt und handelt, die Welt ein wenig menschlicher wird.
Aufgrund der oben kurz be- schriebenen Veränderungspro- zesse hat die Diözese Pastorale Leitlinien erarbeitet, die für den zukünftigen Weg der Diözese Linz wesentlich sind. Ein Grund- satz dieser Leitlinien ist, dass jede Pfarrgemeinde Subjekt der Seelsorge und Ort seelsorglichen Handelns ist. Das heißt: keine Pfarre soll aufgelöst werden. Damit wird die Wichtigkeit und Bedeutung kleiner Seelsorgeeinheiten betont (im Gegensatz zu Diözesen etwa in Deutschland, wo kleine Seelsorgeeinheiten zu neuen Großpfarren zusammengelegt werden).
In den letzten Jahrzehnten kommt es zur Bildung neuer Ämter: PastoralassistenInnen, PfarrassistentInnen, verheiratete Diakone. Seit etwa zehn Jahren gibt es ehrenamtliche Seelsor- geteams in der Diözese. Derzeit besteht in knapp 50 Pfarren ein solches. In unserem Dekanat befindet sich zur Zeit in Traunkirchen und Roitham ein ehrenamtliches Seelsorgeteam. Sie gewährleisten eine lebendige Seelsorge vor Ort. Dies ist für den bereits für zwei oder drei weitere Pfarrgemeinden zuständigen Priester im gewünschten Ausmaß nicht möglich.
Verstärkte Kooperationen
Für die Zukunft wird es wichtig sein, in verschiedenen Bereichen verstärkt zu kooperieren. Nicht jede Pfarre wird in Zukunft alles leisten können und auch nicht müssen. Nicht für jedes Bedürfnis wird es in jeder Pfarre ein Angebot geben. Schon bisher gab es in manchen Pfarren besondere Schwerpunktsetzungen.
Zum Beispiel hat die Pfarre Pinsdorf besondere Angebote gesetzt oder die Pfarre Steyrermühl mit dem „Gottesdienst mit Gebet um Heilung und Stärkung“. Darüber hinaus hat die kategorielle Seelsorge (z.B. Dekanatsjugend, Krankenhausseelsorge, Regionalcaritas) schon bisher zu spe- ziellen Angeboten pfarrübergreifend eingeladen.
Eine immer wichtiger werdende Bedeutung nehmen die vor etwa 19 Jahren geschaffenen Seelsor- geräume ein, eine Zwischenebene von Dekanat und Pfarre. Mehrmals jährlich treffen sich Haupt- und Ehrenamtliche zum Erfahrungsaustausch und zum Erörtern wichtiger Themen im Seelsorgeraum.
Durch den Dekanatsprozess kamen diese neuen bewährten Angebote für alle Beteiligten in den Blick. Vorrangiges Ziel des Dekanatsprozesses waren aber neue Ziel- und Schwerpunktsetzungen.
Ausgangslage des Dekanatsprozesses war, auf die nächsten fünf bis sieben Jahre zu schauen. In sechs Arbeitsgruppen wurden dazu herzeigbare Ergebnisse erarbeitet. Ein siebtes Projekt entstand während des Prozessverlaufes, nämlich die Einrichtung einer Betriebsseelsorgestelle für das Dekanat mit Standort Steyrermühl.
Das Herausragendste am ganzen Dekanatsprozess ist für mich, dass alle dreizehn Pfarren einschließlich sämtlicher Einrichtungen der kategoriellen Seelsorge sich am Prozess beteiligt haben. Dadurch fand ein sich gegenseitig näher Kennenlernen statt.
Trotz manchmal harter Auseinandersetzung und Diskussion wurde deutlich, dass es um eine gemeinsame Sache geht: Die Verheutigung des Evangeliums.
Ein mühsames Ringen, ein herausfordernder Prozess, der formal mit der Schlussklausur einen Abschluss fand, dessen Sache aber nie abgeschlossen ist und uns ständig weiter beschäftigen muss.
Ein herzliches Danke an Maria Dürnberger und Christoph Burgstaller für die professionelle Begleitung des Dekanatsprozesses sowie ein ebenso herzliches Danke den Mitgliedern der Steuerungsgruppe und an alle, die bereit waren, am Dekanatsprozess teilzunehmen und ihre Ideen dafür einzubringen.
Franz Starlinger Dechant