Es ist mittlerweile eine lanjährige Tradition, dass die KMB-Gruppen der am Gründonnerstag eine Anbetungsstunde vorbereiten. Das Diözesanbüro bietet als Unterstützung zur Vorbereitung auf die Anbetung einen Behelf an. Der Behelf stellt jährlich einen anderen Aspekt der Leidensgeschichte in das Zentrum der Andacht.
Wer von uns kennt nicht die Erfahrung, wie wertvoll und unterstützend es ist, wenn wir uns in schwierigen Lebenssituationen nicht allein gelassen fühlen? Oft reicht schon allein das bloße Dasein anderer, sich nicht ganz verlassen und verloren zu fühlen. Nicht zuletzt darin spiegelt sich auch das Menschsein Jesu wider.
Alle Männer stehen um ein Feuer, das an der Stelle, an der gewöhnlich in der Osternacht das Osterfeuer brennt, entzündet wurde. Eine Gründonnerstagsunterlage für Männergruppen outdoor.
Niemand kann immer ein Held sein, aber er kann immer ein Mensch sein.
Wie menschlich nahe kommt uns Jesus doch am Abend und in der Nacht des Gründonnerstags. Zuerst einmal im Ausdruck innigster Verbundenheit mit seinen Jüngern und Jüngerinnen im Abendmahl. Doch auch schon in dieser Feier stehen alle Zeichen auf Abschied. Jesus verdichtet sein Leben und Wirken im Ritual der Fußwaschung und des Abendmahls. „Tut dies zu meinem Gedächtnis!“ Die wirkliche Bedeutung des Ganzen erschließt sich den Jüngern aber wohl erst nach seinem Tod und seiner Auferstehung.
Judas und Petrus – die Begegnung mit dem Schatten.
In der Betrachtung des leidvollen Weges Jesu in dieser Ölbergnacht begegnen wir auch unserem eigenen Dunkel, unseren „schwierigen“ menschlichen Erfahrungen, die wir selber in unserem Leben machen. Wir können und sollen diese Erfahrungen nicht verdrängen und verleugnen. Vielmehr sind wir eingeladen, mit offenen Augen und wachen Herzen in dieses Dunkel zu schauen. Schließlich gilt es, diese Erfahrungen in unser Leben zu integrieren.
Das Brot ist gegessen. Der Wein ist getrunken. Das Mahl ist vorüber. Einer hat den Festsaal vorzeitig verlassen. Haben wir richtig gehört, wovon hier die Rede war? Einer – einer von uns! – soll Jesus ausliefern, verraten? Bestürzt folgen wir Jesus hinaus vor die Stadt. Ich möchte Euch einladen, in dieser Stunde dem Gefühl der Ohnmacht, das Jesus und seine Jünger befiel, nachzuspüren.
Der Schriftsteller Hermann Hesse schrieb einmal: „Einsamkeit ist der Weg, auf dem das Schicksal den Menschen zu sich selber führen will.“ In dieser Nacht, am Ölberg war Jesus wohl radikal einsam. In dieser Einsamkeit ist er zu sich selber geführt worden – in seinem Menschsein mit all den schmerzlichen menschlichen Gefühlen und den bitteren inneren Regungen. Er ist allein gelassen im größten Kampf und in der schwersten Krise seines Lebens. Und er begehrt innerlich auf, gegen Gott und sein unvermeidliches Schicksal.
Und erst am Ende - nach dem Durchleiden seiner menschlichen Not - hat er einwilligen können in das, was seine Bestimmung ist: „Nicht mein Wille, sondern dein Wille geschehe.“