Die drei Goldenen Samstag-Nächte
Schon im 13. Jahrhundert ist in Hildesheim eine Messe in der sog. "Meinwoche", der Woche nach Michaeli bezeugt. Die Feier der Goldenen Samstag-Nächte ist mit dieser Bezeichnung schon 1387 in Pischelsdorf bei Mattighofen belegt.
Das Fest des hl. Erzengels Michael (29. September), der vor allem bei der Christianisierung Deutschlands eine große Rolle spielte und verbreitete Verehrung genoss, ist wie das Fest des hl. Georg ein wichtiger Termin im bäuerlichen Jahresablauf. Es markiert das Ende der Feldarbeit und den Beginn der herbstlich-winterlichen Arbeiten im Hause.
Die "Gemein-" oder "Meinwoche" war auch mit dem Erntedank verbunden. Andererseits war diese Woche auch dem Totengedenken gewidmet, denn Michael sollte die Seelen im letzten Kampfe schützen und in den Himmel geleiten. Der Samstag war außerdem seit dem Mittelalter der Tag Mariens.
Schon im Anfang des 14. Jahrhunderts wurde die Meinwoche in Hildesheim mit einer "Goldenen Messe" beschlossen. Dort soll sie so festlich gefeiert worden sein, dass sie bis zu vier Stunden gedauert hat. Als "Goldene Messe" oder "gulden ambt" ist die Feier für den 15. Januar 1583 in Freistadt bezeugt, freilich als "Rorate"-Messe. Das Messformular der "Goldenen Messe" war der Roratemesse ähnlich und hatte sieben Orationen mit jeweils der Antiphon: "Heute ist Gott Mensch geworden" und vor dem Evangelium eine sehr lange Sequenz: "Sei gegrüßt, erlauchter Meeresstern". Das Messbuch des Klosters Oberaltaich wies den Messeleser an, sieben lange Kerzen bei der Messe brennen zu lassen und sieben Almosen zu Ehren des hl. Geistes zu spenden. Die lange Dauer soll dazu geführt haben, dass man sie schon in der Nacht auf Samstag begonnen hat, weswegen diese die "Goldene Samstagnacht" heißt. Ähnlich sei es auch mit der Ausdehnung auf drei Samstage gewesen. Die "Nacht" rührt eher von den in der Kirche üblichen Vigilfeiern vor großen Festen her (wie beispielsweise der hl. Abend vor Weihnachten).
Über die tatsächliche Entstehung ist wenig Zuverlässiges bekannt. Erntedank, Totengedenken, Schluss des Arbeitsjahres, letzte Wallfahrtsgelegenheit: Alles dies kann sich hier zusammenfügen, und es wird sich auch da, wie fast immer bei echtem Brauchtum, keine geradlinige, nachvollziehbare Entwicklung ableiten lassen.
Ein Ablassbrief des Papstes Klemens XIV. von 1769 für die Wallfahrtskirche "Maria vom guten Rat" in Dörnbach bei Linz gibt ein zweifaches Ziel der Frömmigkeit an: die Erlangung eines glücklichen Todes und den Beistand Mariens in allen Lebensnöten.
Das Römische Messbuch von 1570 kennt keine Feier der Goldenen Samstage, auch nicht als marianische Votivmessen, ebenso nicht das Römische Messbuch von 1970. Auch das Marienmessbuch des deutschen Sprachgebietes kennt trotz der 46 Formulare für Marienmessen kein einziges für die Feier der Goldenen Samstag-Nächte.
Ein Andachtsbüchlein des fürstbischöflichen Ordinariates Brixen vom Jahre 1909 für die drei Goldenen Samstag-Nächte umschreibt die Verehrung wie folgt:
In der ersten Nacht verehren wir Maria in Vereinigung mit dem heiligen Erzengel Michael als die Tochter des himmlischen Vaters und bitten sie als solche um die Erwirkung des Goldstücks der heiligen Liebe Gottes, in welcher wir zu leben und zu sterben verlangen und verlangen sollen. In der zweiten Nacht verehren wir sie als die jungfräuliche Mutter Jesu ... und bitten sie als solche um die Erwirkung des Goldstückes der Liebe des Nächsten, gleich wie Jesus Christus ... uns alle bis zum Tode am Kreuze geliebt hat. In der dritten Nacht verehren wir Maria als die Braut des heiligen Geistes und bitten sie als solche um die Erwirkung des Goldstücks der christlichen Liebe zu uns selbst, gleich wie sie selbst vom heiligen Geist erfüllet, stets ein unbefleckter und reiner Tempel Gottes war.
Das Bild der Goldstücke stammt aus der Legende, dass ein Bauernknecht zu Dank dafür, dass er nach dem Samstag-Aveläuten nicht mehr weitergemäht, sondern erst nach dem Englischen Gruß am Montag früh wieder weitergearbeitet hat, von Maria mit einem Goldstück belohnt worden ist, das er dann auf der Wiese gefunden hat. Diese Legende wiederum soll die Bezeichnung "goldene" erklären.
Die Feier in Pfarrkirchen
In Pfarrkirchen sind die Samstag-Nächte schon in den ältesten Kirchenrechnungen ab 1600 als eigene Festtage bezeugt. Sie galten bei uns hauptsächlich als Votivmessen zum Erntedank, wie eine Messliste vom Anfang des 19. Jahrhunderts ausweist. Die Samstagnächte wurden ganz besonders festlich gefeiert. Waren schon an den höheren Feiertagen bis zu sieben Priester in der Pfarre, um Beichte zu hören und Messe zu lesen, so waren es an diesen Samstagen, zehn, zwölf und noch mehr Priester, wie Pfarrer Schätzl in einem Brief im Jahre 1744 feststellen konnte. Der Andrang der Leute war sehr groß.
Die Ideologie des Josephinismus machte auch vor diesem Brauchtum nicht Halt. So verbot der Dechant von Sarleinsbach anlässlich einer Visitation im Jahre 1791 ausdrücklich die Abhaltung der Samstag-Feiern sowie das Feiern einer Messe in der Loretokapelle. Das Volk aber bewahrte diesen Brauch in der Form, dass die ersten drei Samstage nach dem Fest des hl. Michael gefeiert werden.
Heute ist die Feier der ersten Samstagnacht praktisch erloschen. Die Katholische Frauenbewegung hält am folgenden Sonntagnachmittag ihre Dekanatswallfahrt in Form einer Sonntagsmesse. Der früher übliche Vortrag zu einem Thema und das gesellige Treffen im Gasthaus werden schon seit längerer Zeit nicht mehr gemacht.
Am zweiten Samstag gibt es eine Senioren-Messe mit anschließender Bewirtung der Senior(inn)en "80+" durch die Gemeinde.
Der dritte Samstag wird mit Beichtkonkurs, Festgottesdienst und Kirtag noch besonders gefeiert.