Vergänglichkeit
Schriftstellen:
Lesung aus dem Ersten Johannesbrief 2,18-21.
Aus dem Heiligen Evangelium nach Johannes- Joh 1,1-18.
Liebe Brüder und Schwestern im gemeinsamen Glauben!
Ein Jahr geht zu Ende. Es war wahrlich kein leichtes Jahr. Und doch möchte ich auch unser Augenmerk auf einen gewissen Trost der Vergänglichkeit lenken. Nichts dauert ewig, wie wichtig es sich auch aufspielt. Das darf uns doch Trost sein in dieser Zeit. Und dennoch, denke ich, haben viele Menschen auch Schönes erlebt, das man freilich leicht vergisst. Ich denke an die Romwallfahrt von Oberkappel und Neustift, die uns noch kurz vor Ausbruch der Coronakrise geschenkt war. Wir müssen schon immer wieder mit dem Psalmisten beten: „Lobe den Herrn meine Seele und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat.“ Und dann stehen wir vor dem neuen Jahr, wohl auch mit gewissen Zwiespalt. Da ist uns einerseits das Hoffnungsvolle vor Augen gestellt, das uns jeder Neuanfang schenkt. Zugleich ist auch das Unheimliche und Ungewisse einer Zukunft, die wir nicht kennen. Da tut es uns gut uns die alten Worte des Jesaja in Erinnerung zu rufen, die uns Gott beschreiben: „Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken und meine Wege sind nicht eure Wege.“ Was soll man nun als Christ zu dieser Stunde des Überganges sagen?
- Erstens: Wir sollten etwas ganz Menschliches tun, NACHDENKEN!
Das Nachdenken hilft uns zu uns selber zu kommen. Wir gewinnen Abstand und einen neuen Überblick. Es kann in uns die innere Freiheit wachsen und die geduldige Bereitschaft zum Weitergehen. Ein Philosoph hat einmal gesagt, der Mensch unterscheide sich vom Tier dadurch, dass er gleichsam mit seinem Kopf aus dem Wasser der Zeit herausragt. Die Tiere seien wie schwimmende Fische darin, die nur von der Zeit dahingetragen werden; der Mensch alleine könne und so die Zeit beherrschen. Tun wir das? Sind wir nicht auch Fische im Meerwasser der Zeit, die sich vom Strom treiben lassen, ohne auf unser woher und wohin zu blicken. Gehen wir nicht völlig auf in der Schnelllebigkeit und Gleichgültigkeit dieser Zeit. Rührt es uns an, dass viele Menschen vollkommen gottlos leben. Müssen wir nicht auch in dieser Pandemie, wenn sie schon nicht gottgewollt ist, doch eine Botschaft Gottes erkennen, die uns zum Umdenken, Umkehren und Umherzen einlädt. Wir sind eingeladen zum Nachdenken, was Christus entspricht und was dem Antichrist. Der Johannesbrief spricht davon, dass viele Antichriste unterwegs sind. Das gilt bis heute. Wir müssen auf der Suche nach der Wahrheit Gottes bleiben. Es ist Auftrag der Kirche diese zu allen Zeiten zu bewahren. Werden wir ein bisschen nachdenklich.
- Zweitens: Dann sollte jetzt für uns eine Stunde des AUFTAUCHENS sein!
Wir sollen auftauchen um über dem Meer und Dahintreiben in dieser Welt den Himmel und die Sterne zu sehen. Wir sollen hineinschauen in den Bereich Gottes und dann begreifen wir uns selber. Der Mensch kann nur von Gott her verstanden werden. Wir sollten auftauchen und versuchen den Weg zu überlegen, den wir gegangen sind. Wir sollten versuchen zu erkennen, was verfehlt war, was uns den weg verbaut hat zu uns selber, zu den Menschen und zu Gott. Wir sollen ernsthaft versuchen davon wegzugehen, damit das neue Jahr wirklich ein Fortschritt wird ein Vorwärtsgehen für uns. Der große heilige Augustinus hat einmal zu seinen Zeitgenossen gesagt, die über die schlechten Zeiten klagten: „Die Zeiten, das sind wir doch selber.“ Das stimmt. Wenn wir von einer geschichtlichen Epoche sprechen, dann sprechen wir ja davon, wie Menschen hier gelebt und gehandelt haben. Wir Menschen sind die Zeit. Mit dieser Feststellung hat Augustinus nicht nur den Nörglern etwas sagen wollen, sondern vor allem hat er einer heidnischen Überlieferung widersprechen wollen. Bei den Griechen ist der Gott Cronos die Zeit, die grausam die Kinder auffrisst. Die Zeit ist identisch mit dem Tod. Sie verschlingt alles. Der Mensch kann sich da gar nicht helfen. Wir Christen glauben etwas anders. Gott ist selber Kind dieser Zeit geworden, „das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt.“ Er ist unser Zeitgenosse geworden. Durch das, was er uns gelehrt und vorgelebt hat, hat er unsere Zeit gesegnet. Wir müssen unsere Lebenszeit mit ihm anfüllen. Wir müssen wieder mehr versuchen das Gute in Gott zu sehen. In ihm das Gute sehen und von ihm her denken und leben. Darum geht es. Es gibt philosophische Strömungen die das Gute im Zeitgemäßen sehen. Das, was Zeitgemäß ist, ist gut. Wir brauche nur in den Geschichtsbüchern nachblättern, wieviel Grausamkeit durch ein solches Denken angerichtet wurde und noch immer wird. Wir Christen dürfen uns nicht dem Zeitgemäßen unterwerfen. Wir dürfen hier nachdenklich werden und auftauchen.
- Drittens: Schließlich sollen wir in dieser Stunde HINÜBERSCHAUEN AUF DAS EWIGE!
Irgendwann geht unser irdisches Leben zu ende. Keiner von uns weiß wann. „Ihr kennt weder de Tag noch die Stunde.“ Aber irgendwann sind wir mit der Ewigkeit konfrontiert. Es gibt hier nur zwei Möglichkeiten. Entweder für ewig bei Gott zu sein, oder für ewig von ihm getrennt zu sein. Wir nennen diese Zustände Himmel und Hölle. Den Kindern in Fatima wurde die Hölle gezeigt. Das hat sie so erschreckt, dass sie nur mehr beten und opfern konnten. Papst Franziskus hat dies in einer Predigt eindringlich beschreiben. Und das, was die Kirche Fegefeuer nennt, ist ja nur ein Zwischenzustand, eine Zeit der Reinigung und des vollkommen Reifwerdens für Gott, das wohl jeder Mensch braucht, außer er stirbt schon im Zustand der Heiligkeit. Berufung des Christen ist es für immer bei Gott zu sein. Es gilt alles zu tun dieser Berufung zu entsprechen. Dafür ist eines wichtig. Wir müssen mit der Gnade Gottes zusammenarbeiten. „Aus seiner Fülle haben wir alle empfangen Gnade über Gnade,“ haben wir im Evangelium gehört. Wir haben die Gnade empfangen in unserer Taufe. Wir sind Kinder Gottes, wir haben teil am göttlichen, am übernatürlichen Leben. Dieses Leben braucht Pflege durch die Sakramente, einen ehrlich gelebten Glauben, das Bemühen um eine überzeugende Nächstenliebe und das Versuchen den Willen Gottes bedingungslos zu erfüllen. Es ist wichtig schon in diesem Leben immer wieder auf das Ewige zu schauen und auf das Ewige hin zu Leben. Christsein ist in erster Linie suchen, was droben ist, dort, wo der Herr uns alle einmal haben will.
NACHDENKEN, AUFTAUCHEN, HINÜBERSCHAUEN AUF DAS EWIGE. Genau das, soll uns Christen zu Eigen sein. Es tut uns gut, uns dies immer wieder in Erinnerung zu rufen. Maria, die Gottesmutter, möge uns hier immer wieder helfen. So schließe ich mit einem Wort des hl. Padre Pio: „Oh Herr, ich biete meiner Vergangenheit Deiner Barmherzigkeit an, meine Gegenwart Deiner Liebe, meine Zukunft deiner Vorsehung.“ Amen.
Pfarrer Maximilian Pühringer, O.Praem.