Thursday 12. September 2024
Pfarre Aigen im Mühlkreis

Predigt für Ehejubilare - 8.9.2024

2024 Predigt für Ehejubilare

Liebe Ehejubilare, liebe mitfeiernden Familien, liebe Pfarrgemeinde!

„Ein Schirm für dich und du ein Schirm für mich. O, welcher Regen, der uns findet unter einem Dach!“ Ist das nicht ein zärtliches Bild, zwei Mäuse unter einem Schirm, um miteinander vor dem Regen geschützt zu sein. Von Leo Lionni stammt es und hat mich zu diesem Spruch animiert. Ich möchte es als Symbol nehmen heute zur gemeinsamen Feier der Ehejubiläen. Und es scheint mir gut dazu zu passen. In mehrfacher Hinsicht. Als ein Bild für die Liebe zuerst.

Im Japanischen gibt es ein schönes Bild für die Liebe zwischen zwei Menschen: Sich unter einem gemeinsamen Schirm finden. Ai-ai-gasa ist ein Begriff, der auf die Zeit zurückgeht, in der Mann und Frau einander in der Öffentlichkeit nicht nahe sein und nahekommen konnten; eine seltene Gelegenheit, ein wenig Körperkontakt zu haben. Da war das Zusammenrücken unter einem Schirm an einem Regentag so etwas wie ein Glücksfall. Das war ja in früheren Zeiten auch bei uns so, die Älteren erinnern sich sicher noch. Da war es nicht üblich in der Öffentlichkeit Zärtlichkeiten auszutauschen. Einen Schirm zu teilen wurde dann zum Symbol für die Liebe. Einen Menschen lieben heißt, ihm Schutz unter einem Schirm anzubieten, mit ihm einen Schirm zu teilen, ihn nicht allein und draußen, sprichwörtlich im Regen, stehen zu lassen. Ein aufgespannter Schirm gibt ein Dach über dem Kopf, schützt vor einer gewissen Form der „Obdach-Losigkeit, der Schutzlosigkeit.

Wie sieht das nun aus, dass sich die Liebe im Alltag bewährt? Denn mit dem hat unsere Liebe vor allem zu tun.  Nicht nur mit ein paar festlichen Stunden, einer gemeinsamen Zeit des Urlaubs, den man sich früher ohnehin gar nicht leisten konnte. Da war der gemeinsame Sonntagsspaziergang oder der Abend auf der Ofenbank schon Seligkeit genug. Der Alltag der Liebe hat oft mit aufregenden Dingen zu tun, mit kaputten Kaffeemaschinen, verstopften Toiletten, mit Autoreparaturen und Wäschewaschen, Schulden bezahlen und die Kinder ins Bett bringen, mit gemeinsam darüber reden, was man sich leisten kann. Alles ist auf seine Weise Ausdruck der Liebe, von Bindung, einem gemeinsam geteilten leben, „Wir machts möglich!“ ist genauso in Wirtschaft, Gesellschaft und Politik immer neu zu entdecken. Alles Gewöhnliche, aber nicht auf gewöhnliche Weise so steht es im Tagebuch von Pp Johannes 23. Als er in Bulgarien als Vertreter des Vatikans in seine ganz gewöhnlichen Tätigkeiten seine Liebe hineinlegte. Darauf kommt es an. Das Gewöhnliche mit Herz tun.  Und so einander Obdach geben, spüren lassen, du kannst mit mir rechnen, ich halte dich, ich halte zu dir. Auch ohne viele Worte. Und so einander nahe sein, immer den gemeinsamen Rhythmus und Takt suchen. Das bringt uns automatisch in Kon-takt: Wir gehören zusammen. Bei allem, was passiert. Der Schirm – ein Bild für die Treue zueinander.

Keine Angst haben. Weil der Schirm noch eine andere Bedeutung hat: Etwas über uns, das ausgespannt ist, wie ein Schutzschild. Ein Bild für die Treue Gottes, dessen Name ja schon sagt: Ich bin da!

So auch im heutigen Evangelium ( Mt 14,27 ff)., das eine Situation schildert, die von Gefahr spricht und von Schutz. Fürchte dich nicht, ich bin‘s. ruft Jesus den verängstigten Jüngern zu. Das Vertrauen in Gottes Nähe, der uns die Nöte und Gefahren, ob von außen oder von innen, bestehen und aushalten lässt. Und dann auch zusammenrücken hilft. Regen kann auch zum Segen werden. Gemeinsam durchgestandene Schwierigkeiten binden enger zusammen, oft mehr als glückliche Stunden.

Davon könntet ihr sicher genügend erzählen, auch den Kindern und Enkeln. Was euch zusammengehalten hat und noch weiter verbindet. Auch dass es die Kraft von oben ist, die uns im Rückblick erst sehen lässt: Fürchte dich nicht, ich bin ja da! Und es auch immer wieder im Alltag zueinander sagen und spüren lassen: ich bin ja da. Für dich. Und auf der anderen Seite: immer wieder: Danke! Das hast du gut gemacht! Was wär ich ohne dich!

So möchte ich schließen mit den Ratschlägen von Margit Wachter, einer Vitalcoachin, wie man eine Beziehung lebendig erhält. Die heutigen Arbeitsbedingungen und Lebensumstände erfordern auch entsprechende neu Umgangsweisen, um unter dem gemeinsamen Schirm bleiben zu können.

Jeden Tag sechs Sekunden umarmen, jeder sollte rund 60 Sekunden über sich und seine Wünsche sprechen, einmal am Tag kurz anrufen, immer fragen, wie der Tag des anderen war und ... eine Minute küssen.


 

Predigt 21.7.2024 - 16. Sonntag B

Liebe Schwestern und Brüder!
„Der Herr ist mein Hirte, nichts wird mir fehlen. Er lässt mich lagern auf grünen Auen, er führt mich zum Ruheplatz am Wasser“ (Ps. 23). Eines der schönsten Worte aus der Bibel, die in mehrfacher Weise ansprechend vertont wurden. Von Gott sich führen lassen und bei ihm ausruhen können. Diese Worte stammen aus einer Zeit, als die Menschen noch herumzogen, von einem Weideplatz zum nächsten. „Ein unsteter Aramäer war mein Vater“ - heißt es von Abraham. In den Weiten der Wüsten und Steppen Asiens ist diese Lebensweise noch heute zu finden, wenn auch längst mit TV und Telefon ausgestattet. Vor ca. 10.000 Jahren sind die Menschen sesshaft geworden, aber noch immer hat der Mensch das Wandern im Sinn. Wir sind heute so mobil wie noch nie. Es hat seinen besonderen Reiz. Aber auf der anderen Seite, in der Arbeitswelt bringt es uns auch aus der Ruhe, führt zu Hast und Hetze, von einem Ort zum andern und dann wieder zurück. Das geforderte Multitasking hat Einfluss auf unser Lebensgefühl, auf unsere Konzentration. Wir spüren Ermüdung, wir brauchen eine Auszeit, das Tempo halten wir nicht auf Dauer durch und auch die Arbeit leidet darunter wie auch die Menschen, mit denen wir auszukommen haben. Wir haben den Sonntag. Er ist der Hintergrund von Wochenende, dem freien Tag. Wir haben den garantierten Urlaub, Gott sei Dank. Aber nicht selten setzt sich die Unruhe auch dort noch fort. Es scheint wie eine Flucht zu sein vor der Stille, eine Angst, die Betriebsamkeit aufzugeben. Die moderne Freizeitindustrie lebt davon: Animateure, professionelle Unterhalter. Und für viele, nicht nur die Jungen ist online zu sein schon zur Sucht geworden. 
Auch Jesus kennt dieses eingespannt sein aus eigener Erfahrung. Im Evangelium ladet er deshalb die Apostel und mit ihnen auch uns heute zur Muße ein: abschalten, zur Ruhe kommen, das Erlebte und Geschaffte überdenken, auch genießen können und im Miteinander wieder die Beziehung zu den engsten Freunden spüren und erleben lassen. Das Lärmende draußen lassen, sich davon abschirmen und inne werden, dass vieles geschieht ganz ohne mein Zutun, dass es auch einmal ohne mich geht. Diese Weisheit steckt auch in dem Psalmvers: „Es ist umsonst, dass ihr früh aufsteht und euch spät erst niedersetzt, um das Brot der Mühsal zu essen; denn der Herr gibt es den Seinen im Schlaf“ (Ps. 127,2). Ein beruhigendes Wort, das uns vom Druck, alles hinge nur von uns ab, befreit. Kein Perfektionismus, es geht auch einmal ohne uns weiter. 
Die vielen Menschen, die damals Jesus gefolgt sind, sogar in die Ruhe- und Rückzugsorte hinein, wohin er die Apostel gelotst hatte, spürten die belebenden Worte, der er für sie hatte; und er hatte Mitleid mit ihnen und brachte ihnen so seinen Gott nahe, einen liebenden, sorgenden Vater. Seine Worte waren heilsam und richteten sie auf. Er lehrte sie lange heißt es ausdrücklich. Und die Menschen hielten bei ihm aus. Und dann bekamen sie aber auch Hunger nach Brot. Aber das ist eine andere Geschichte, die wir nächsten Sonntag hören.
Heute steht das Anliegen der MIVA, die Christophorus-Aktion im Mittelpunkt. mit ganz konkreten Mitteln Christus zu den Menschen bringen.
Das katholische Hilfswerk MIVA finanziert durch Spenden, was buchstäblich in Mission und Entwicklung mobil macht: Geländewagen, Motorräder, Fahrräder, Traktoren, sogar Rollstühle, Reit-und Lasttiere. 
Nur ein Beispiel: Mobilität für die Umwelt. In einer tansanischen Diözese treibt ein kath. Pfarrer die Plastikwiederverwertung voran. Aus den Abfällen der Märkte werden neue Produkte wie Schüsseln, Fliesen hergestellt. Das steigert nicht nur das Umweltbewusstsein, sondern bringt auch Arbeitsplätze, bes. auch für Frauen. Bei der Sammlung leisten MIVA-Lastenfahrräder bereits große Dienste. Nun soll dort ein robuster Geländewagen der MIVA diese Recycling-Initiative des Pfarrers unterstützen und weiter vorantreiben.
Ein Zehntel pro unfallfreien Kilometer erbittet die MIVA als Spende. Dank und Vergelt‘s Gott sage ich im Namen jener, die sich unter schwierigen Umständen für Gerechtigkeit und Frieden und die Gesundung der Umwelt einsetzen. Amen.
 


 

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