Saturday 2. December 2023
Pfarre Aigen im Mühlkreis

Predigt zum 1. Adventsonntag

Liebe Schwestern u. Brüder!

Gebt Acht und bleibt wach! Bin ich froh, dass ich gut genug geschlafen habe und den Einbruch nicht bemerkt habe vor ein paar Jahren am Allerheiligentag in der Nacht. Aber achtsamer bin ich schon geworden seitdem. Gute Ratschläge gibt auch die Polizei in dieser Hinsicht. Zeitweise ein Licht brennen lassen, Fenster und Türen sichern, gar eine Alarmanlage einbauen lassen oder aufmerksam sein und gegenseitig einen Blick auf das Nachbarhaus werfen. Oder sich gar einen Hund anschaffen, der gewiss anschlägt, wenn ein Unberufener sich dem Haus nähert. Ja, Hunde haben ein sehr feines Gespür, sie kennen genau den Schritt, wenn das Herrl nach Hause kommt, ob zu Fuß oder mit dem Auto. Wachsam sein, sich einstellen. Wie jetzt bei den neuen und noch ungewohnten Straßenverhältnissen. So sollen wir sein, wie am Beginn des Advents uns angeraten wird als ein Programm sozusagen, damit wir den Herrn nicht verpassen, ihn mit allen Sinnen spüren zu Zeiten und Orten, wo es sonst niemand erwartet.

Was kann das für uns heißen, wenn wir dem Advent seine ursprüngliche Gestalt, auch seinen Zauber geben, wieder geben wollen. Da ist das erste, dass wir in uns überhaupt die Sehnsucht wachhalten, dass der Herr kommt, dass er uns etwas bringt, was all der adventliche Betrieb nicht geben kann oder es verdeckt vor lauter Geschäftigkeit. Wenn in der Werbung Weihnachten zum Geschäft gemacht wird, wenn Weihnachten nicht mehr erwartet wird, sondern mit den Lichterketten und Christbäumen jetzt schon stattfindet, wenn es nicht dunkel werden kann vor lauter Licht. Nächtliche Bilder aus dem Weltraum auf die Erde zeigen die Lichtverschmutzung, dass es kaum noch dunkle Flecken gibt, das ganze Jahr über. Dagegen hilft es für uns als einzelne nicht, das zu beklagen, sondern mir klarmache: Ich bin nicht verpflichtet, mich all dem auszusetzen oder mitzutun. Ich kann mich bewusst herausnehmen und mir Zeit zu reservieren für mich selbst. Sich in die erwartende Stimmung lenken zu lassen mit dem Licht des Adventkranzes, oder das Bild dieses Kranzes sprechen lassen als Anregung, zusammenzurücken und mehr aneinander Anteil zu nehmen und zu geben. Die vielen Weihnachtsfeiern von Vereinen und Gruppen drücken ja diese Ursehnsucht des Menschen aus nicht allein zu sein mit all seinen Fragen und Leiden.

Und das zweite, dass der Advent in seinem Wesen uns näher kommt ist die Achtsamkeit der Erwartung, dass wir uns einstellen, dass Gott kommt, aber dass er sich dabei oft versteckt. Er will entdeckt werden. In den Begegnungen fragt er uns in einem Menschen, der uns lästig ist, einem Kind, das meine Zeit erfordert mit seinen dauernden Fragen, in einer Krankheit, die mich zum Nachdenken zwingt über das, was wirklich wichtig ist im Leben; und nicht zuletzt begegnet er uns in den Worten, in einem Text, den wir lesen, auch in der hl. Schrift. Manchmal springt uns so ein Wort an und bewegt uns im Innern, macht uns nachdenklich. Gerade auch im Umgang miteinander, im Betrieb, in der Nachbarschaft. Erwartungsvoll uns einstellen, dass da Gott zu mir spricht. Ein guter und hilfreicher Brauch ist der abendliche Zu-Bett- geh-Ritus: Den Tag nochmals durchdenken und erspüren: Wo war da Gott dahinter oder dazwischen?

Advent - Gott kommt gewiss, will mir etwas sagen oder zeigen. Vielleicht müssen wir gar nicht daran denken, dass es Gott ist, nur wachsam sein, was will diese Situation von mir? Wie kann oder soll ich reagieren, dass es gut ist für mich und für den, der mir begegnet.  Die Adventzeit will uns dafür wieder neu sensibel machen. Amen. 


 

Predigt zum 33. So. A, Elisabethsonntag

Liebe Schwestern u. Brüder im Herrn,

Geht es wiederum und zuerst ums Geld, auch im Glauben, auch in der Kirche?. So sieht es auf den ersten Blick aus, wenn wir uns die Worte von Jesus aus dem Evangelium - uns wohlbekannt - in Erinnerung rufen. Und es geht um die Angst. Um die Existenzangst im Grunde. Buchstäblich real geworden für sehr viele Menschen durch die Teuerung und Krieg. Es ist ein Bild, ein Vergleich aus dem realen Leben, mit dem Jesus mit den Talenten uns eine Geschichte erzählt. Wir müssen sie nur hineinübersetzen ins praktische Leben, was er damit meint. Und wir verstehen es sehr gut, denn das Wort Talente, ursprünglich ein antikes Maß für eine Geldeinheit – könnte heute etwa 140 000 Euro ausmachen – hat ja Eingang gefunden in unseren alltäglichen Sprachgebrauch als Wort für Begabung, Fähigkeit, geistige Anlage, aber es gilt auch für Besitz und Reichtum im materiellen Sinn.

Wie im geschäftlichen Bereich, wo Investitionen gewagt werden müssen oder wenn auf der Börse spekuliert wird, das ist immer ein Wagnis. Und ums Wagen geht es auch, damit aus dem Leben etwas wird, dass es gelingt. Sich einsetzen, die Fähigkeiten nicht brach liegen lassen, für sich horten und bewahren. Sich etwas trauen und zum Vorschein bringen, was in mir steckt, damit es nicht im stillen Kämmerlein oder in der Schublade verkümmert, sondern sichtbar, hörbar wird: die Begabung einer schönen Stimme z.B. zur Geltung kommen lassen, in dem ich eine Ausbildung mache, eine Chance wahrnehme, um in einem Beruf mich weiterzuentwickeln. Oft hat es mit Glück zu tun, den richtigen Chef zu finden, der mich fördert, die richtige Lehrerin, die mit Lob motivieren kann und zugleich Konsequenz einfordert. Ohne Fleiß kein Preis. Und Erfolge können dann stolz machen, oder eigentlich viel besser Dankbarkeit aufkommen lassen: Es als Geschenk annehmen, wozu ich fähig sein darf. Und aus dieser Erfahrung heraus nicht lockerlassen, sich hergeben und so für andere zu einem Glücksfall werden.

Heute am Caritassonntag steht uns die Hl. Elisabeth vor Augen, von der wir nicht nur immer wieder sprechen, uns dankbar an sie erinnern: an ihre Freigebigkeit und Hilfe, sondern uns anregen lassen wie die Organisation der Caritas, die die Armen, die geprüften, gescheiterten Existenzen im Blick behält und hilft, durch die verschiedensten Projekte, den Menschen am Rande einen kleinen Lichtblick zu geben. Hier nur einige Beispiele, wofür die Spendengelder verwendet werden.

Die Caritas Oberösterreich hilft:

Im Haus für Mutter und Kind und in Krisenwohnungen in Linz und Asten mit Unterkunft und Hoffnung für einen Neuanfang.

In den Tageszentren Wärmestube und FRIDA als Anlaufstelle für Wohnungslose oder davon Bedrohte,

15 Sozialberatungsstellen, die auch Überbrückungshilfe leistet.

In 7 Lerncafes wird Schülerinnen aus sozial benachteiligten Familien kostenlose Betreuung und Hilfe, um den Schulabschluss schaffen zu können.

Im Help-Mobil werden Obdachlose und Menschen ohne Krankenversicherung medizinisch betreut und mit warmer Kleidung, Schlafsäcken, Decken versorgt.

In Städten ist Armut mehr sichtbar als am Land, wo die Anonymität noch nicht so darüber hinwegschaut und die Solidarität noch kein Fremdwort geworden ist. Einrichtungen wie der Sozialmarkt, den das Rote Kreuz führt, macht aber auch bei uns die oft versteckte Armut sichtbar. Beim Einkauf gibt es die Möglichkeit in manchen Märkten, ein Produkt dafür zur Verfügung zu stellen. Caritas, gelebte Nächstenliebe, die spürbar deshalb den Einsatz wagt, weil wir noch dünnhäutig genug sind, um die Not anderer zu empfinden. Und empfindsam genug, um den Anruf im Herzen zu hören: Du bist beschenkt. Nütze deine Gaben, du hast sie nicht nur für dich. Lass sie ausstrahlen wie eine Lampe, die an der Straße steht, auch wenn sie nur ein Stück weit leuchtet, Das ist genug. Mehr ist von ihr, mehr ist auch von uns nicht erwartet. Aber darauf kommt es auch an. Weil wir selbst von der Caritas Gottes getragen sind, setzt das in uns Kräfte frei für andere. Und macht uns selbst glücklich. Wie ja auch sonst, wenn wir selbst die sind, die sich freuen, wenn ein anderer durch uns beschenkt ist. Das ist der Lohn, der nicht in Geld und Gold aufzuwiegen ist. Wir kennen es aus dem Sprichwort: Geben ist seliger als Nehmen. Amen.


 

Predigt zum 32. Sonntag A

Liebe Schwestern und Brüder,

Das Black out kommt – bist du bereit? Hast du vorgesorgt? Wenigstens für eine kurze Zeit das Nötigste zum Leben dabei zu haben. Ein Schlaganfall – und du bist entscheidungsunfähig, die Angehörigen mehr als überrascht. Von heut auf morgen kann es anders sein. Immer wieder passiert das, obwohl wir wissen, der Tag ist, ob fern oder nah, sicher, dass er kommt. Die Unsicherheit kann uns Angst machen und lähmen oder auch lässig werden und zur Tagesordnung übergehen. Es wird schon mich nicht treffen, irgendwie wird’s schon gehen. Ob es die Klimaveränderung ist oder die immer mächtiger werdende Gier nach mehr, Genuss, Einfluss, und Erwartung, es soll immer so weitergehen wie jetzt. Die mehr als je zuvor ansteigende Anzahl der Kondensstreifen am Himmel geben Zeugnis dafür. Ja keine Änderung meiner Verhältnisse. In der Politik: Ja kein Mut, Verzichte als erwartbar und notwendig zu verlangen. Eine grundsätzliche Umkehr einzufordern. Keine Schwarzmalerei! Kriege hat es immer gegeben, Reiche und Arme daneben auch.

Am Ende wirst du nur gefragt: Bist du bereit zur Hochzeit, bist du eingestimmt, hast du dein Feuer am Brennen gehalten. Es geht um das Gelingen deines Lebens, letztlich geht es um die Liebe zum Leben. Hab‘ ich alles erledigt, was ich als richtig du notwendig erkannt habe? Es ist wie beim Einschlafen am Abend: Hab‘ ich alles vorbereitet für morgen, für die Schularbeit, für das Konzert, für die Predigt, damit ich beruhigt sein kann, weil ich heute vorgesorgt habe, genug Öl habe, damit es geschmiert läuft und ich nicht ins Holpern/Stolpern komme? Oder ganz pointiert gefragt: Hab‘ ich mein Testament gemacht, (meines liegt schon seit Jahrzehnten in der Lade), habe ich ein notwendiges Gespräch, eine Versöhnung noch ausstehen, damit ich ruhig sterben kann? Hab‘ ich mir das Gespür, das Feingefühl dafür bewahrt, was dem anderen weh tut oder freut?

Wir spüren vielleicht hier ganz genau, dass es in der Geschichte der klugen und dummen Jungfrauen nicht um die Verweigerung des Teilens geht, sondern dass es Dinge gibt, wo mich keiner vertreten kann, wo ich gefragt und gefordert bin, wo meine Talente, meine Begabungen zum Blühen kommen sollen. Wo ich unverzichtbar bin oder was ich versäumt habe, wie in der Liebe, auf welche Weise immer ich ihre Form ausfüllen soll. Da kann mich keiner ersetzen.

Sich ein Leben lang mühen dabei, das mag manchmal ermüdend sein, und da darf man auch einmal einschlafen, sich eine Pause gönnen, die Klugen wie die Dummen tun es. Aber bereit zur Hochzeit, bereit zum Fest, um im Licht der Freude zu tanzen – ein Bild für den Himmel, den Gott für uns bereithält – das können wir nur, wenn wir eingestimmt sind dafür, wenn das Licht des Glaubens uns ein Anliegen war im täglichen Auf und Ab, in der Übung des Zutrauens zu Gott, der uns stark macht, unseren Teil zu geben, damit es dort, wo ich bin, ein bisschen heller wird. Ja, Gott traut uns etwas zu, damit wir uns am Ende – bei der Hochzeit - es gibt kein schöneres Bild für den Himmel, die Vollendung - freuen können und Gott sich mit uns. Das ist sein Ziel, sein Wunsch für uns. Heute Sonntag ist wieder so ein Tag, wo wir uns daran erinnern und deshalb beim Ihm auftanken und etwas mitnehmen von seinem Geist an guten Gedanken für unser Leben. Amen.


 

Predigt zum 31. Sonntag A

Liebe Schwestern und Brüder,

Etwas leisten, vorzeigen können, sich bestätigen mit dem, was in uns steckt. Das ist ein natürliches Streben von uns Menschen. Als Lohn dafür gibt es dafür nicht nur ein hoffentlich entsprechendes Gehalt, sondern man darf auch einen Titel führen: Meister in einem Handwerk, Magister oder Doktor, Ingenieur, Dienstbezeichnungen wie Lehrer, Direktor. Offiziell beglaubigt mit einem Dokument. Es sind Mittel und Zeichen, um in einer arbeitsteiligen Gesellschaft jedem seinen Wert für die Allgemeinheit zu geben und zu bestätigen, eine Anerkennung der speziellen Qualitäten. Da steckt noch lange keine Überheblichkeit dahinter. Auch im Sport kann man Meister werden, Ortsmeister oder Weltmeister. Dafür gibt es dann Pokale, Medaillen, die wir mit berechtigtem Stolz sammeln und herzeigen. Und dann gibt es noch für besondere Verdienste, Titel und Ehrennamen, Orden: öffentliche Zeichen für Beachtung und Wertschätzung für das, was so viele ehrenamtlich leisten im Dienste der Allgemeinheit. Ist das etwa schlecht oder verstehen wir da Jesus falsch, wenn wir ihn im heutigen Evangelium sagen hören: Ihr sollt euch nicht Lehrer, Vater, Meister nennen lassen. Er ist nicht dagegen, dass wir etwas leisten und will das nicht abwerten. Sonst hätte er nicht andere Geschichten erzählt vom anvertrauten Geld, von den Talenten, mit denen einer arbeiten soll und nicht seine Begabungen vergraben. Jesus will auf etwas anderes hinaus, und das ist vielmehr als auf die Eitelkeiten hinzuweisen, die sichtbar werden, wenn mancher sich auf gewisse Titel und Anreden und äußere Zeichen steht. Andere wieder nehmen solches selbstironisch wie unser verehrter verstorbener Abt Florian. Er hat die traditionelle Mitra manchmal als verlängerten Hohlraum bezeichnet.

Aus der Erfahrung wissen wir genau, dass Menschen ganz verschieden umgehen mit ihrer Stellung. Dass sich manche etwas einbilden auf ihre Bildung und es andere spüren lassen. Und das gibt es nicht nur im Berufsleben, wo gleiche Arbeit nicht mit gleichem Lohn einhergeht oder wenn durch Mobbing Dienstnehmer hinausgeekelt werden. Auch auf der Ebene des Glaubens gibt das Bestreben, sich über andere zu erheben und in exklusiven Zirkeln sich abzuschließen, weil man den besseren, den rechten Glauben, die höhere Qualität vorweisen kann und näher an der 100% Marke sich weiß.

Worauf es ankommt, und darauf möchte Jesus hinaus, dass wir erkennen, dass wir bei aller Unterschiedlichkeit des Könnens auf derselben Stufe stehen und den gemeinsamen Ursprung erkennen: Gott, von dem alles herkommt, alle unsere verschiedenen Fähigkeiten. Das meint Jesus wenn er sagt: Nur einer ist euer Lehrer, euer Meister, euer Vater: Gott. Es ist die Einsicht, die uns alle verbindet, dass alles Gute und Schöne, was ich vermag, alle Güte und Großherzigkeit und Geduld, zu der ich fähig bin, alle Weisheit und Geisteskraft, die aus mir sprüht, letztlich Gottes Gabe ist. Wir sind mit einem anderen Wort Werkzeuge Gottes oder in einem Bild gesagt: Wir sind das Gefäß, das seines Inhaltes sich bewusst wird und diesen weitergibt.

Das bedeutet keine Abwertung unserer Leistungen und Anstrengungen, ganz im Gegenteil, wir dürfen uns darüber freuen und bei einer gewissen Demut dankbar sein: Wie froh bin ich, dass ich das kann, dass du Gott mich brauchen kannst, dass ich etwas bewegen kann in dieser meinen kleinen Welt oder auch im Herzen eines Menschen.

Ich glaube, wenn mir das aufgeht, wenn ich mir das vor Augen halte, dass ich mein Können von Gott für jemand anderen habe, und das heißt eben dienen, kann ich das auch vom anderen denken und habe es nicht mehr nötig, mich für besser zu halten und keinen mehr kleiner zu machen, damit ich groß heraus komme. Ich kann mich ohne Neid freuen am Erfolg des anderen. Auf einem T-Shirt (gewiss für Männer gedacht) las ich einmal die Aufschrift: Ich bin ein Geschenk für die Frauen dieser Welt. Unter dieser Rücksicht klingt das nicht mehr überheblich. Sondern zeigt die Einsicht und zugleich die Freude, wenn wir für etwas, für jemand gut sind. Ein Geschenk Gottes für diese Welt zu sein. Das macht uns groß. Und das macht uns auch gleich vor allen und mit allen anderen. Amen.


 

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