Samstag 14. Dezember 2024
Pfarre Aigen im Mühlkreis

Predigt 2. Adventsonntag, Fest Maria Empfängnis 8.12.2024

Liebe Schwestern und Brüder im Herrn,
Den aufmerksamen Zuhörern unter euch ist es sicher aufgefallen, dass wir mit dem heutigen Evangelium in die Irre geführt werden in Bezug zu dem, was wir heute feiern. Nämlich nicht das Empfangen werden, das an Maria geschieht, nachdem sie ihr JA, ihre Bereitschaft gesagt hat, das auch zu wollen und mitzuarbeiten an dem, was Gott mit ihr vorhat, sondern wir feiern ihre eigene Empfängnis eine Generation vorher in ihrer Mutter Anna. Ihre Bedeutung findet man an manchen Marienaltären, wo ihr ihre Eltern bildhaft als Statuen zur Seite stehen. Es geht aber in beiden Fällen um dasselbe Geschehen, das wir mit dem Wort empfangen verbinden, noch intimer mit dem Wort Empfängnis, dem Beginn neuen Lebens. Wie viele Kinder auf der Welt werden wohl in Liebe empfangen? Wenn wir in den Generationen zurückgehen bis zum Anfang, waren es wahrscheinlich eher weniger. Die Zahl der Frauen, die ungewollt schwanger werden, ist heute sogar noch größer als jene, die sich bewusst für ein Kind entscheiden können. Da die Ressourcen, die buchstäblichen Lebensmittel nicht für alle reichen, wie früher in Europa wie heute in Afrika und anderen armen Ländern, folgt damit eine höhere Kindersterblichkeit. Kinder aus sozial schwächeren Gesellschaftsschichten haben dort und auch bei uns noch immer weniger Möglichkeiten zu Bildung. Dagegen steht aber das Leid jener Eltern, deren Kind vor, bei oder nach der Geburt gestorben ist, Sternenkinder nennen wir sie. Erst kürzlich war der Gedenktag für sie.
Empfangen werden also, wenn man dann auf die Welt kommt, das heißt auch, von einer ganzen Fülle von unterschiedlichen Umständen und Gegebenheiten, die wir uns nicht selber ausgesucht haben. Hier sehen wir, wieviel davon abhängt, in welche Atmosphäre wir hineingeboren oder auch hineingeworfen werden. Wie sehr es darauf ankommt, willkommen zu sein. Freilich tragen wir die Gene unserer Eltern und Großeltern in uns, erben sie gleichsam, wie Anlagen zu einer Krankheit oder auch zu einem positiven Lebensgefühl. Wir nehmen die Verwundungen, die sie erlitten haben, mit in unser Leben hinein, aber auch ihre Stärken. Wir können lange an manchem davon leiden und es braucht viel innere Arbeit, um daraus einen eigenen Weg zu finden. Nicht alles ist Schicksal, an dem wir nichts verändern könnten. Aber wir können auch nicht alles machen. Wie man auch ein Kind nicht macht. Wie sehr leiden Eltern daran, die sich ein Kind so sehr und von Herzen wünschen und es gelingt nicht.
Empfangen, offene Hände, ist eine innere Haltung, die uns sagt, wie sehr wir Beschenkte sind, grundsätzlich und alltäglich. Und wie sehr wir willkommen sind. Und das einander zu zeigen, du bist willkommen, es ist gut, dass du da bist. Darin können wir nur wachsen, wie wir miteinander umgehen, gerade mit jenen, mit denen wir uns schwertun. Da machen uns oft gerade jene Eltern staunen, die ein Kind mit einem Handicap so liebevoll begleiten, dass es uns nur staunen macht. 
Empfangen werden, das ist wohl das schönste Geschenk, das ein Mensch erfahren darf und die größte Gabe, die wir geben können. Da werden wir Gott ähnlich. Und dabei hilft uns nichts anderes, wenn wir täglich uns in einen Moment der Stille aufgehen lassen, wie sehr wir selbst Beschenkte sind. Gerade dann, wenn uns Ärger oder Leid quälen. Amen.
 


 

Predigt zum 1. Adventsonntag - 1.12.2024

Liebe Schwestern und Brüder,
in einem Wohnhaus habe ich heute schon einen voll aufgeputzten Christbaum gesehen, noch ehe der Advent begonnen hat.  So hat man es jetzt vielerorts schon ganz allgemein. Vorwegnahme, nicht erwarten können. Ich möchte es nicht schlechtreden, sondern sehen als die Sehnsucht nach Erfüllung dessen, was wir erhoffen: Erlösung von dem, was uns auf die Seele drückt, in vielfacher Form, Ängste, die uns über Nacht einholen können, nicht nur beim Zusehen müssen, wie ein geliebter Mensch dahinsiecht, auch vor dem Verraten werden in einer Beziehung, verlassen werden, da bricht die Welt zusammen, auch gegenwärtig durch die globale Unsicherheit. All das kann uns die Sicht vom Leben und einer guten Zukunft verdunkeln und das möchten wir gerne ein wenig verdrängen, uns in eine heile Welt flüchten, wenn schon jetzt die Weihnachtslichter brennen oder wenn wir uns dem Advent gemäß um den grünen Kranz versammeln und im Schein einer Kerze uns verlieren möchten.
Heute am 1. Advent werden wir aber mit der Nase drauf gestoßen mit dem Katastrophenszenario im Evangelium, das uns vor Augen hält, dass wir in einer zerbrechlichen Welt leben. Es gibt keine eindeutigen Sicherheiten im Diesseits. Alles, was wir vorfinden, zerfällt früher oder später. Das ist der Lauf der Dinge, dem wir nicht entkommen können. Wie können wir damit leben lernen, trotzdem. Da ist uns gerade als Glaubende Menschen ein Kontrapunkt vorgesetzt, wenn wir einen Satz weiterhören: Wenn all das geschieht, also wenn ihr davon getroffen seid, was euch die Luft zum Atmen nimmt, dann richtet euch auf, denn eure Erlösung ist nahe. Das ist viel mehr als billiger Optimismus, der sagt: Kopf hoch, es wird schon wieder. Sondern: es ist Advent, d.h. es ist eine Erwartung da, die uns aufschauen lässt und uns an unseren Glauben erinnert. Den Glauben an einen guten Gott, der die Schöpfung nicht im Stich lässt. Und auch dich nicht, wenn du dich als kleiner machtloser Wurm fühlst, ausgeliefert. Der da auf den Wolken des Himmels daherkommt, er ist der Retter, er steht über allem drüber. Und an ihm halte dich an. Er lässt dich nicht fallen. Aber ein solches Vertrauen in Gott braucht tägliche Einübung. Es bleibt ein Wagnis, eine Zumutung. Es mutet uns etwas zu: ein aktives Wachsam sein, sich nicht dahintreiben lassen, bis halt das Schicksal zuschlägt, sondern bewusster leben, die Dinge genießen, auch einen Punsch, und die Menschen wertschätzen, unseren Begegnungen genug Zeit schenken. Und auch nicht zuletzt uns selber mehr Aufmerksamkeit widmen durch Stille, damit wir uns selbst begegnen, bei uns selber ankommen können. So kann uns der Advent verwandeln, damit er nicht beim äußeren Brauchtum steckenbleibt. Amen.
 


 

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