Liebe Schwestern u. Brüder im Herrn,
Geht es wiederum und zuerst ums Geld, auch im Glauben, auch in der Kirche?. So sieht es auf den ersten Blick aus, wenn wir uns die Worte von Jesus aus dem Evangelium - uns wohlbekannt - in Erinnerung rufen. Und es geht um die Angst. Um die Existenzangst im Grunde. Buchstäblich real geworden für sehr viele Menschen durch die Teuerung und Krieg. Es ist ein Bild, ein Vergleich aus dem realen Leben, mit dem Jesus mit den Talenten uns eine Geschichte erzählt. Wir müssen sie nur hineinübersetzen ins praktische Leben, was er damit meint. Und wir verstehen es sehr gut, denn das Wort Talente, ursprünglich ein antikes Maß für eine Geldeinheit – könnte heute etwa 140 000 Euro ausmachen – hat ja Eingang gefunden in unseren alltäglichen Sprachgebrauch als Wort für Begabung, Fähigkeit, geistige Anlage, aber es gilt auch für Besitz und Reichtum im materiellen Sinn.
Wie im geschäftlichen Bereich, wo Investitionen gewagt werden müssen oder wenn auf der Börse spekuliert wird, das ist immer ein Wagnis. Und ums Wagen geht es auch, damit aus dem Leben etwas wird, dass es gelingt. Sich einsetzen, die Fähigkeiten nicht brach liegen lassen, für sich horten und bewahren. Sich etwas trauen und zum Vorschein bringen, was in mir steckt, damit es nicht im stillen Kämmerlein oder in der Schublade verkümmert, sondern sichtbar, hörbar wird: die Begabung einer schönen Stimme z.B. zur Geltung kommen lassen, in dem ich eine Ausbildung mache, eine Chance wahrnehme, um in einem Beruf mich weiterzuentwickeln. Oft hat es mit Glück zu tun, den richtigen Chef zu finden, der mich fördert, die richtige Lehrerin, die mit Lob motivieren kann und zugleich Konsequenz einfordert. Ohne Fleiß kein Preis. Und Erfolge können dann stolz machen, oder eigentlich viel besser Dankbarkeit aufkommen lassen: Es als Geschenk annehmen, wozu ich fähig sein darf. Und aus dieser Erfahrung heraus nicht lockerlassen, sich hergeben und so für andere zu einem Glücksfall werden.
Heute am Caritassonntag steht uns die Hl. Elisabeth vor Augen, von der wir nicht nur immer wieder sprechen, uns dankbar an sie erinnern: an ihre Freigebigkeit und Hilfe, sondern uns anregen lassen wie die Organisation der Caritas, die die Armen, die geprüften, gescheiterten Existenzen im Blick behält und hilft, durch die verschiedensten Projekte, den Menschen am Rande einen kleinen Lichtblick zu geben. Hier nur einige Beispiele, wofür die Spendengelder verwendet werden.
Die Caritas Oberösterreich hilft:
Im Haus für Mutter und Kind und in Krisenwohnungen in Linz und Asten mit Unterkunft und Hoffnung für einen Neuanfang.
In den Tageszentren Wärmestube und FRIDA als Anlaufstelle für Wohnungslose oder davon Bedrohte,
15 Sozialberatungsstellen, die auch Überbrückungshilfe leistet.
In 7 Lerncafes wird Schülerinnen aus sozial benachteiligten Familien kostenlose Betreuung und Hilfe, um den Schulabschluss schaffen zu können.
Im Help-Mobil werden Obdachlose und Menschen ohne Krankenversicherung medizinisch betreut und mit warmer Kleidung, Schlafsäcken, Decken versorgt.
In Städten ist Armut mehr sichtbar als am Land, wo die Anonymität noch nicht so darüber hinwegschaut und die Solidarität noch kein Fremdwort geworden ist. Einrichtungen wie der Sozialmarkt, den das Rote Kreuz führt, macht aber auch bei uns die oft versteckte Armut sichtbar. Beim Einkauf gibt es die Möglichkeit in manchen Märkten, ein Produkt dafür zur Verfügung zu stellen. Caritas, gelebte Nächstenliebe, die spürbar deshalb den Einsatz wagt, weil wir noch dünnhäutig genug sind, um die Not anderer zu empfinden. Und empfindsam genug, um den Anruf im Herzen zu hören: Du bist beschenkt. Nütze deine Gaben, du hast sie nicht nur für dich. Lass sie ausstrahlen wie eine Lampe, die an der Straße steht, auch wenn sie nur ein Stück weit leuchtet, Das ist genug. Mehr ist von ihr, mehr ist auch von uns nicht erwartet. Aber darauf kommt es auch an. Weil wir selbst von der Caritas Gottes getragen sind, setzt das in uns Kräfte frei für andere. Und macht uns selbst glücklich. Wie ja auch sonst, wenn wir selbst die sind, die sich freuen, wenn ein anderer durch uns beschenkt ist. Das ist der Lohn, der nicht in Geld und Gold aufzuwiegen ist. Wir kennen es aus dem Sprichwort: Geben ist seliger als Nehmen. Amen.