Fairytale of New York
Alle Jahre wieder kommt das Christuskind. Stille Nacht, heilige Nacht!
Bekanntlich ist die stillste Zeit des Jahrs aber nicht still. Sie ist geprägt von Trubel, Hektik, Jahresabschlüssen, vollen Terminkalendern, Geschenk- statt Herbergsuche. Im Hitradio rotiert „Last Christmas“ in der Dauerschleife.
Wenn es eng wird, wenn es wirklich zu viel des Guten wird, dann wird es Zeit für schafwollgedämmte Winterstiefel, Daunenjacke, wattierte Hose, Baumwollmütze und drunter – dezent versteckt – kleine Kopfhörer, die meinen Sound of Christmas direkt über die Hörgänge ins malträtierte Hirn transportieren.
Mein musikalisches Weihnachtsmärchen ist unbestritten und lebensabschnittsübergreifend der Song „Fairytale of New York“, ein rauer Folkrockwalzer im 6/8-Takt der anglo-irischen Folkpunk-Band „The Pogues“. Der Songtitel stammt aus einem Buch über irische Immigranten in New York. Ein schonungsloses, sprachlich deftiges, sentimentales, herzzerreißendes Duett von Pogues-Frontmann Shane MacGowan mit Kirsty MacColl. Die Liebesgeschichte eines irischen Immigranten, der in einer New Yorker Gefängniszelle seinen Rausch ausschlafen muss und dabei seiner großen Liebe gedenkt, deren große Hoffnungen sich nicht erfüllten, sondern im Alkohol- und Drogenrausch ertränkt wurden.
Der Song gedenkt aber auch jenen Menschen, die die Wahl hatten, entweder in Irland zu verhungern oder in Amerika ein neues Leben zu beginnen. Ihre Träume und Hoffnungen wiederholen sich auch heute in vielen Biografien von Menschen, die aufbrechen, um ein Leben in Würde und Sicherheit verbringen zu können. Leider enden auch hier viele in Dramen.
„Fairytale of New York“ ist bis heute für viele Iren und irisch-stämmige Menschen ein Song über ihre eigene Geschichte geblieben. Da passt es auch gut dazu, dass Sänger Shane MacGowan selbst am Weihnachtstag geboren wurde.
Aber hören und sehen Sie selbst: