Adventliche ZuMUTung
Der Imperativ „GAUDETE!“ steht als Motto über dem dritten Adventsonntag. „Freut euch!“ Da ist schon der erste Vers aus dem Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Thessalonich hörbar. Paulus ermuntert und erMUTigt die Menschen in Thessalonich zur Grundhaltung der Freude, des Gebets und der Dankbarkeit. Zudem geht es Paulus um den kritisch prüfenden Geist, der lebendig bleiben soll und der die junge Christengemeinde anleitet, das Böse zu meiden und ohne Tadel zu leben.
Angesichts der gegenwärtigen Lebensumstände, die geprägt sind von Verunsicherung, Zukunftsängsten, wachsender existentieller Not aufgrund wirtschaftlicher Krisen, vom Verlust des Arbeitsplatzes oder der schmerzlichen Erfahrung von Einsamkeit klingt die Aufforderung zur Freude wie eine provokative adventliche ZuMUTung im negativen Sinn. Weder Freude noch Dankbarkeit lassen sich von Außen verordnen, könnte man Paulus entgegenhalten, schon gar nicht in Zeiten wie diesen.
Aber eigentlich ist es umgekehrt: Wir brauchen das Motto des dritten Adventsonntags ganz dringend, damit uns der Blick für den Geschenkcharakter des Lebens trotz aller anstehenden Herausforderungen nicht verloren geht.
Die Aufforderung zur Freude mitten im Advent bringt mich auf eine interessante Gedankenspur. Ich deute den Sonntag GAUDETE als ermutigenden Impuls, mich auf die Suche nach den Freudenquellen meines Lebens zu machen. Dazu brauche ich MUT, weil es sein kann, dass die Suche vorerst ergebnislos verläuft. Vielleicht wird mir im Verlauf dieser adventlichen ZuMUTung aber bewusst, dass gerade die unscheinbar kleinen, im Alltag kaum mehr wahrgenommenen Anlässe und Erfahrungen meiner Freude neu zum Durchbruch verhelfen.