Kreuzweg

Die Stationen führten quer durch die Welser Innenstadt:
Als Ort für die erste Station wählten wir den Pollheimerplatz, in der Nähe der Justizanstalt Wels. Ein Blick in die Lebensgeschichten und auf den Alltag der Menschen hinter Gittern machte uns betroffen und still.
Sich respektvoll begegnen und jemanden zum Zuhören zu haben – das sind Kleinigkeiten, die aber das Leben in Haft etwas erträglicher machen.
Es ist ein kleines Licht, das wir damit entzünden.
Die zweite Station „Jesus fällt unter dem Kreuz“ fand auf dem Platz vor dem Arbeitsmarktservice statt. Dabei bauten wir eine Brücke zu jenen Menschen, die in der heutigen Zeit straucheln oder hinfallen. Was bedeutet es zum Beispiel arbeitsuchend zu sein?
Solidarität, Mitgefühl und Hilfsbereitschaft helfen dabei, Licht in das Leben zu bringen.
Bei der dritten Station, am Martin-Luther-Platz, wurden wir von einer Gruppe junger Menschen empfangen.
Bei einem Blick über den eigenen Tellerrand bekommen Themen wie Meinungsfreiheit, Bildung, gewaltfreies Leben, Gesundheitsversorgung oder Nahrung einen ganz neuen Stellenwert. Die Jugendlichen formulierten viele sogenannte Pflichten für alle hier in Wels lebenden Menschen.
Eine davon:
Jeder Mensch hat die Pflicht, anderen zuzuhören, damit Frieden für eine gemeinsame Zukunft möglich wird.
Jung und Alt machten sich anschließend auf den Weg zur vierten Station, den Kaiser Josef-Platz mit seiner Busdrehscheibe. Hier kommen täglich viele mit öffentlichen Verkehrsmitteln an oder steigen in einen weiteren Bus um. Für Menschen mit einer guten sozialen und kulturellen Verwurzelung kann dieser Ort ein Tor in die Welt sein. Was aber bedeutet er für jene, die ihr Zuhause verloren haben oder gezwungen wurden, einen geliebten Menschen zurückzulassen, um in einem bis dahin fremden Land nach einer neuen Heimat zu suchen?
Helfen wir mit unseren Handlungen mit, auch für Menschen mit gekappten Wurzeln ein Leben in einem neuen Zuhause in Sicherheit zu schaffen und unterstützen wir sie dabei, ihren Platz in der Gesellschaft zu finden.
Mit der Frage: „Was gibt mir Halt und Kraft?“ machten wir uns auf den Weg zur letzten Station vor der Stadtpfarrkirche. Dort entzündeten wir bei einsetzender Dämmerung Kerzen und spürten, welche Kraft von vielen kleinen Flammen ausgeht. Nach dem Segen für den gemeinsamen Weg waren wir noch zu einer kleinen Agape im Pfarrzentrum eingeladen.
Wir alle miteinander können Licht säen, um so Träger*innen von Hoffnung, Gerechtigkeit, Freiheit und Liebe zu werden. Für eine solidarische Gemeinschaft von morgen!