Weil es gut tut und Spaß macht
Rund acht Männer treffen einander jeden ersten Dienstag im Monat. Der Termin ist im Kalender grün markiert, gleich ob es sich um einen elektronischen oder traditionellen handelt. Diese Zeit ist absolut geschützt. „Hier kann ich so sein wie ich bin, muss nicht funktionieren wie im Beruf. Hier habe ich eine Auszeit vom Stress und von meinen Verpflichtungen“, sagt ein Teilnehmer. Die Männerrunde trifft sich seit Jahren. Es haben sich Freundschaften entwickelt, die von besonderer Qualität sind.
Der KMB-Klassiker
Einer klassische KMB-Männergruppe hat folgende Elemente: Regelmäßige Treffen bilden Gemeinschaft. Sechsmal im Jahr ist dabei die untere Grenze. Bewährt haben sich jedoch monatliche Zusammenkünfte, damit sich Prozesse sinnvoll entwickeln können. Persönlicher Austausch ist ein wesentlicher Teil der Runde. Die Männer lassen einander teilhaben, was sie in ihrem Leben gerade bewegt. Dieser Gedankeaustausch kann zu einem Gespräch über den Glauben führen, bei dem zum Beispiel die Bibel miteinander geteilt wird. Wesentliches Merkmal einer KMB-Männerrunde ist jedoch auch die Bewegung nach außen: das Engagement für andere in der Gestaltung von Liturgie oder dem weltweiten Einsatz im Rahmen der entwicklungspolitischen Aktion SEI SO FREI. Miteinander feiern gehört grundlegend dazu: Freude kann am besten gemeinsam erlebt werden.
KMB-Männerrunden und Aktivistenrunden sind keine lästige Pflicht, sondern eine echte Kraftquelle. Die KMB-Runde Hausmannstätten bei Graz trifft sich immer am ersten Montag jedes geraden Monats in der Meditationskapelle der Pfarrkirche zu einer Andacht. Rund 15 Männer kommen zusammen, um ein Thema zu bedenken und zu diskutieren. Bei Bedarf werden Gäste eingeladen. Gerhard Schloffer erzählt: „Wir beschäftigen uns mit der Bibel, mit Gesellschaftspolitik, etwa die Frage des Bundesheeres mit Militärdekan Christian Rachle, mit den Jahresthemen der KMB und mit Weltreligionen. Eigentlich ist von allem etwas dabei.“ Der Abend klingt mit einer Jause aus, bei der auch Geburtstage gefeiert werden.
Die offene Männergruppe
Eine offene Männergruppe ist offen für neue Interessenten, andererseits sind die Ergebnisse der Runde auch offen. Mann trifft einander in regelmäßigen Abständen, bereitet ein Thema vor oder lädt einen Referenten ein.
In einer intensiven Form der offenen Männergruppe besteht die Möglichkeit zur inneren Veränderung. Die Männergruppe unterstützt dabei den Weg zu sich selbst, inne zu halten und sich im Austausch gegenseitig zu bestärken. Klaus Salzmann, Leiter von zwei Männergruppen in Saalfelden, drückt es folgendermaßen aus: „Um in der Sprache der Mystiker zu sprechen, ist der Weg zu sich selbst auch der Weg zu Gott. Letztlich sind wir göttliches Geschöpf, Söhne Gottes. Wir haben eine göttliche DNA. Wir versuchen in unseren Gruppen, dem innersten Personkern nahe zu kommen.“
In einer offenen Männergruppe gibt es keine Konkurrenz. Niemand muss dem Anderen etwas beweisen. Es werden keine Trophäen gesammelt. Weder das Cabrio, die schönere Frau, das Haus, der Laubsauger oder das neue I Phone können den Anderen beeindrucken.
In der Männerrunde muss man zu zwei Dingen bereit sein: „Einerseits, ein offenes Ohr zu haben und aufmerksam zuzuhören, den Anderen als den erkennen zu wollen, der er wirklich ist. Andererseits braucht es den Mut, sich selbst zu erkennen zu geben, dazu zu stehen, ein Mensch mit Narben, Schrammen und Schattenseiten zu sein.“ Wesentlich dabei sind Ich-Aussagen, die von Herzen kommen. Deshalb ist es besonders zentral, dass das Gesagte in der Runde bleibt und nicht nach außen getragen wird. Das Gesagte wird nicht bewertet; hier gibt es kein gut oder schlecht. Zeitlich bekommt jeder so viel Raum wie er braucht. Eine Begrenzung von zehn bis maximal zwanzig Minuten ist je nach Gruppengröße dennoch sinnvoll.
Viele Themen kommen hier aufs Tapet. Wie ist die Beziehung zur Partnerin, den Kindern, Freunden oder Arbeitskollegen? Das Thema Beziehung betrifft aber auch das Verhältnis zur Natur bzw. zur Schöpfung. Besonders herausfordernd scheint die Beziehung zu Gott zu sein. Denn hier kommen Worte an ihre Grenzen. Weiters kommt man am Thema Vater nicht vorbei. „Die Mehrheit der Männer hat eine mehr oder weniger große Vaterwunde. Diese kann das ganze Leben prägen“, weiß Klaus Salzmann in seiner langjährigen Erfahrung. Männliche Rollenmuster kommen regelmäßig zur Sprache. Wie definiert man sich als Mann im beruflichen Leben oder in der Gesellschaft? Hier hat auch die Gleichberechtigung der Geschlechter ihren Raum. Schließlich spielt das Thema Gesundheit eine zentrale Rolle: Manche Männer kämpfen mit Symptomen beruflicher Überlastung und sind nahe am Burn-Out. Nicht zuletzt hat hier das Reden über Sexualität seinen Ort.
In weiterer Folge kann die offene Männerrunde zu einer geschlossenen werden. Die Themen sind dabei dieselben, jedoch gibt es einen qualitativen Unterschied. Der Grad der Verbindlichkeit wächst. Außerdem können bestimmte Themen noch mehr vertieft werden.
Therapeutische Männergruppe
Im Männerbüro Salzburg und bei anderen Männerberatungsstellen gibt es die Möglichkeit einer therapeutisch begleiteten Männergruppe. In der Regel handelt es sich dabei um Halbjahres- oder Jahresgruppen. Geleitet werden sie im Normalfall von zwei Therapeutinnen und Therapeuten oder ausgebildeten Beraterinnen und Beratern. „Vorrangige Themen sind die Herkunftsfamilie, Beziehungen, Gewalterlebnisse und traumatische Erfahrungen“, erklärt Margarethe Strasser, Mitglied im Leitungsteam des Männerbüros. Persönliche Themen, die auch bei offenen Männerrunden auftauchen, können auf diese Weise im professionell begleiteten Rahmen aufgefangen werden. Bevor man in die Gruppe einsteigt, wird ein Erstgespräch geführt, um die Interessen abzuklären. Wichtig ist, dass der Teilnehmer sich verbindlich bereit erklärt, an allen Terminen teilzunehmen.
Abschließend frage ich mich selbst, warum ich gerne in einer Männergruppe bin: Erstens wurde ich gefragt. Zweitens tut mir der wahrhaftige Austausch unter Männern gut. Drittens macht es Spaß.
Peter Ebner. Der Autor ist Diözesanreferent der KMB Salzburg