Sonnenanbeter
Jährlich erkranken mehr als 2.000 Menschen in Österreich an Schwarzem Hautkrebs. Auch der Weiße Hautkrebs kann Schäden anrichten. Für beide gilt: Je früher die Diagnose, desto höher die Heilungschance.
Der Winter war kalt und grau, der Frühling ziemlich verregnet. Jetzt kommt endlich die Zeit, in der die Tage länger und die Nächte wärmer werden. Wir sind wieder viel draußen unterwegs und brauchen dafür gar nicht viel anziehen. Wandern, baden, Rad fahren, der Urlaub steht bevor und der Nachbar, den wir die letzten Monate kaum gesehen haben, grüßt auch wieder freundlich über den Gartenzaun. Und über allem lacht die Sonne.
Der Sommer hat aber auch seine Schattenseiten. Darauf macht uns sogar der griechische Sonnengott Helios höchstpersönlich aufmerksam, wenn er sich als bewaffneter Krieger präsentiert – die Sonne ist gesundheitlicher Helfer und Feind zugleich. Sie hebt den Energielevel, stärkt die Psyche und hilft dem Körper, das lebensnotwendige Vitamin D zu bilden. Gleichzeitig tut die UV-Strahlung der Sonne unserer Haut gar nicht gut. Ist sie zu stark, verbrennt die Haut – und der Sonnenbrand stellt das höchste Risiko für Hautkrebs dar.
Die Haut vergisst nichts
Die Schädigung der Haut zieht erst Jahre oder gar Jahrzehnte später ernsthafte Folgen nach sich. „Der Körper vergisst keinen einzigen Sonnenbrand, ganz besonders nicht jene aus der Kindheit und dem Jugendalter!“, betont Dr. Martin Petrucha, Dermatologe aus Wiener Neustadt, und ergänzt mit Nachdruck: „Die Anzahl der Sonnenbrände in der Kindheit korreliert deutlich mit dem Risiko einer Hautkrebsentwicklung im Laufe des Lebens. Anders ausgedrückt: Jeder Sonnenbrand erhöht das Risiko für die Entstehung von Hautkrebs.“ Übrigens: Sowohl UVA- als auch UVB-Strahlen können Sonnenbrände verursachen. „UVA-Strahlen sind längerwellig und werden deshalb auch nicht von Fensterglas, beispielsweise beim Autofahren, gefiltert“, gibt der Facharzt zu bedenken.
Wie viel Sonne verträgt die Haut?
Ein wesentlicher Faktor ist die Intensität der Sonneneinstrahlung. Das hängt vor allem von der Tages- und Jahreszeit ab, aber auch von der geografischen Lage und der Höhe, in der ich mich aufhalte. Die Haut hat natürliche Schutzmechanismen, etwa das Pigment Melanin, das der Haut nicht nur seine Farbe verleiht, sondern auch dabei hilft, die UV-Strahlung zu absorbieren und zu streuen. Generell gilt jedoch, dass die Haut nur begrenzt UVStrahlung verträgt, bevor sie Schäden erleidet.
Die Menge an Sonne, die die Haut vertragen kann, variiert zudem von Person zu Person. Hellhäutige Menschen (aufgrund des nur spärlich vorhandenen Melanins), Solarium-Liebhaber (auch hier setzt man sich UV-Strahlung aus) sowie Menschen mit sehr vielen Muttermalen sind für die Entstehung von Hautkrebs besonders gefährdet. „Bei vielen Muttermalen ist das Risiko für ein Melanom circa dreimal so hoch“, so Petrucha. „Zudem fällt einem ein Melanom erst sehr viel später auf, wenn der Körper ohnehin mit Muttermalen und Leberflecken übersät ist.“
Es gibt aber auch noch andere Risikofaktoren für Hautkrebs, allen voran erblich bedingte Erkrankungen sowie die Genetik: Ist ein erstgradig Verwandter an Hautkrebs erkrankt, ist das Risiko, Hautkrebs zu entwickeln, erheblich höher. „Was viele nicht wissen: Bei der Entstehung von Weißem Hautkrebs spielen auch Humane Papillomaviren [kurz HPV, das sind jene Viren, die auch bei der Entstehung von Gebärmutterhalskrebs relevant sind, Anm. d. Red.] eine Rolle – bei Frauen wie auch bei Männern! Daher kann Weißer Hautkrebs auch an Stellen entstehen, die nicht oder nur sehr wenig der Sonne ausgesetzt sind, wie zum Beispiel in den Zehenzwischenräumen oder im Genitalbereich.“
Weißer Hautkrebs
Aber Moment: Weißer Hautkrebs? Spielt Hautkrebs etwa verschiedenste Farbstückerl? So ungefähr. „Hautkrebs ist ein Überbegriff für unterschiedliche Krebserkrankungen der Haut“, erklärt Petrucha. „Der häufigste ist der Weiße Hautkrebs, gefolgt vom Schwarzen Hautkrebs, auch Melanom genannt.“ Jede dieser Hautkrebsarten teilt sich erneut in mehrere Subtypen, viele davon kommen allerdings sehr selten vor.
Die häufigste Art des Weißen Haukrebses ist das Basaliom (Basalzellkarzinom), das sich aus der Basalzellschicht der Haut bildet. Es wächst sehr langsam, erläutert Petrucha, und kommt besonders bei hellhäutigen Menschen vor. „Es zeigt sich als hautfarbenes bis rötlich-bräunliches Knötchen, das an der Oberfläche glänzt und zu bluten beginnen kann.“ Die meisten Basaliome treten im Bereich des Kopfes und Halses auf. Da sie in der Regel nicht metastasieren, sind Basaliome „nicht so gefährlich wie Melanome, aber trotzdem nicht auf die leichte Schulter zu nehmen“, warnt der Facharzt. Denn unbehandelt besteht die Gefahr, dass angrenzendes Gewebe sowie darunterliegende Strukturen wie beispielsweise Knochen zerstört werden.
Ebenfalls ein häufiger Vertreter des Weißen Hautkrebses ist das Plattenephitelkarzinom, auch Spinaliom genannt. Das typische Aussehen, so der Dermatologe, ist ein warzenähnlicher Knoten, der ebenfalls aufbrechen und bluten kann. Auch schuppige, flache rote Herde sind möglich. „Spinaliome entstehen meist aus Vorstufen des Weißen Hautkrebses, sogenannte Präkanzerosen. Diese kommen bei rund 50 Prozent der Menschen ab 70 Jahren vor.“ Bei Spinalomen besteht die Möglichkeit einer Metastasenbildung.
Schwarzer Hautkrebs
Der Schwarze Hautkrebs ist der gefährlichste Hautkrebs: „Er wächst zwar zu Beginn meist sehr langsam, aber das Risiko ist hoch, dass er im Körper streut und sich in den Organen Metastasen bilden.“ Meist sind Lunge, Leber, Knochen und Gehirn betroffen. Sein Name bezieht sich auf die Pigmentzellen, aus denen er entsteht und die den braunen Farbstoff Melanin produzieren.
Schwarzer Hautkrebs kann überall am Körper auftreten, auch auf Schleimhäuten. Besonders prädestiniert sind aber jene Stellen mit besonders hoher Sonnenexposition. „Verdächtig sind Muttermale, wenn sie mehrfarbig und erhaben anstatt flach sind. Auch auf Muttermale mit einer unregelmäßigen, verschwimmenden Form und einem Durchmesser mit mehr als fünf Millimeter sollte man ein besonderes Augenmerk haben. Manchmal sind auch Juckreiz und Blutungen möglich.“ All dies bedeutet aber nicht, dass diese Veränderungen immer bösartig sind, will Petrucha betont wissen. „Es bedeutet jedoch, dass man sie so schnell wie möglich dermatologisch abklären lassen sollte.“ Auch neu auftretende Muttermale sind nicht automatisch ein Grund zur Sorge, so der Dermatologe: „Bis zum circa fünfzigsten Lebensjahr ist es ganz normal, dass sich neue Muttermale bilden!“
Je früher, desto besser!
Der Vorteil bei Hautkrebs ist: Man erkennt ihn früh“, macht Petrucha Mut. „Je früher die Diagnose, desto höher sind die Heilungschancen.“ Mit einem Auflichtmikroskop untersuchen Dermatologen gründlich jedes einzelne Muttermal am gesamten Körper. Besteht der Verdacht auf Hautkrebs, wird das Muttermal unter lokaler Betäubung entfernt und zur histologischen Untersuchung geschickt. Ist es Hautkrebs, „hängen die weiteren Behandlungsmöglichkeiten davon ab, um welche Art des Hautkrebses es sich handelt und in welchem Stadium sich der Tumor befindet“, klärt der Facharzt auf. Handelt es sich um Weißen Hautkrebs, sind nach der Entfernung meist nur regelmäßige Kontrollen notwendig. „Prinzipiell gilt: Hatte man einmal Hautkrebs, ist das Risiko erhöht, erneut daran zu erkranken.“
Bei einem Melanom ist die Dicke des Tumors ausschlaggebend: Wie weit ist er bereits in die Haut eingedrungen? Dazu Petrucha: „Die meisten Melanome sind unter einem Millimeter dünn. Auch in diesen Fällen reicht eine regelmäßige dermatologische Kontrolle aus.“ Ab einem Millimeter Dicke jedoch ist eine erneute Operation notwendig, um den Tumor vollständig zu entfernen. Haben sich bereits Metastasen gebildet, kann unter Umständen eine Chemo-, Strahlen- oder Immuntherapie notwendig sein. „Stark fortgeschrittener Schwarzer Hautkrebs ist zwar nach wie vor nicht heilbar, aber die Therapie hat sich in den letzten Jahrzehnten stark verbessert“, macht Petrucha Mut. „Dank verbesserter Therapien konnte die Lebensspanne erheblich verlängert werden.“
Autor: Manuel Simbürger