
Besser als gedacht – das Gehirn im Alter
Man muss es sagen, wie es ist: Das menschliche Gehirn ist faul. Von sich aus macht es bestimmt keine Überstunden. Wird unser Oberstübchen nicht gefordert, verabschiedet es sich in den Schlummermodus und arbeitet nur mehr auf Abruf. Und selbst da hapert es manchmal: Verflixt, wie war nochmals Ihr Name? Was war es, dass neben Butter und Brot in den Einkaufswagen mit rein sollte? Ach herrje! Damit dem Gehirn nicht langweilig wird, „darf man es regelmäßig mit Neuem konfrontieren“, rät Beatrix Auer, Leiterin der Seniorenpastoral in der Erzdiözese Wien und LIMA-Trainerin, geistig aktiv zu bleiben. Was bedarf es dazu?
Informationstransfer: Autobahnen im Gehirn
Ohne sie geht rein gar nichts im Gehirn – die Rede ist von Synapsen. Durch sie formieren sich Zellen in den verschiedensten Hirnregionen zu Netzwerken. Es entstehen neuronale Autobahnen. Diese sorgen dafür, dass der Verkehr nicht ins Stocken gerät – dass Informationen von einer Zelle auf die andere übertragen werden. Das Beste daran ist: Neue Erfahrungen und Eindrücke bauen die Wege zwischen den Nervenzellen aus und lassen neue entstehen – in jungen wie in reifen Jahren. „Diese Anpassungsfähigkeit des Gehirns nennt man neuronale Plastizität“, erklärt Auer. „Das Gehirn ist allerdings nur dann wandelbar, wenn es arbeitet, wenn man es täglich beansprucht.“ Was rastet, das rostet – so einfach ist das.
Routine? Wie öde!
Das Gehirn ist wie ein Muskel – es wächst mit seinen Aufgaben. Ein Bizeps wird durch Hantelübungen stärker, so viel ist klar. Aber welche Form von Krafttraining braucht das Gehirn? Sind vermeintliche Gedächtnisklassiker wie Kreuzworträtsel oder Sudoku hilfreich? Menschen, die leere Kästchen in atemberaubender Geschwindigkeit mit passenden Buchstaben und Zahlen befüllen, tun das aus dem Effeff heraus. „Das ist ein guter Anfang“, sagt die Demenzexpertin. Jedoch gibt es einen Haken an der Sache: „Wer immer gleiche Anforderungen an den Geist Denksport ist Arbeit für die grauen Zellen: Bauarbeit, um genau zu sein. Denn die Architektur unseres Denkapparats kann verändert werden – lebenslang Besser als gedacht – das Gehirn im Alter stellt, kann seine Leistung nicht verbessern.“ Alltagstrott lässt das Gehirn gähnend auf Stand-by schalten. Routine ist wenig förderlich. Vielmehr geht es darum, das Gehirn mit kniffligen Herausforderungen zu konfrontieren. Damit es nicht schrumpft, müssen verschiedene Areale angesprochen werden. Das geht am besten durch neue Impulse – sie stimulieren genau jene Hirnregionen, die im Alter am stärksten vom Abbau bedroht sind.
Schritt für Schritt ein bisschen schlauer
Es gilt also, den „Denkerzellen“ ein wenig auf die Sprünge zu helfen. Ganz im wörtlichen Sinne: „Besonders gut lässt sich das Gehirn in Verbindung mit Bewegung trainieren“, ermutigt Auer die Senioren, quicklebendig zu bleiben. Keine Sorge: Man muss dazu nicht zwingend den Himalaya besteigen. Bereits „homöopathische“ Bewegungsdosen wie Gartenarbeit fördern die Durchblutung des Körpers. Gut zirkulierendes Blut kommt auch der Denkfabrik im Kopf zugute, sie wird besser mit Nährstoffen und Sauerstoff versorgt.
Davon besonders angetan ist der „Oberbefehlshaber“ in der Gedächtniszentrale – der Hippocampus. Aktivität regt das Wachstum und die Verknüpfung neuer Nervenzellen vor allem in seinem Herrschaftsgebiet an. „Bewegung hat auch eine Entlastungfunktion für das Gehirn“, nennt Auer einen weiteren Vorteil. „Der Kopf wird wieder frei, wenn wir uns die Füße vertreten.“ Vergleichbar ist das mit einem Reset eines Computers, dessen Arbeitsspeicher überlastet ist. Durch den Neustart nach dem Sport steht uns wieder die volle Denkkapazität zur Verfügung.
Na dann: Legt euch ins Zeug, ihr Gehirnzellen!
Ein guter Anfang ist es, die Stammtischrunde vom Gasthaus auf die Walkingstrecke zu verlegen. Spazierengehen und sich dabei unterhalten, ist ein erster Schritt in Richtung „Superhirn“. Daneben gibt es aber auch noch andere Möglichkeiten, um die grauen Zellen bei Laune zu halten.
Auf Bilder setzen: Bilder sind gute Gehilfen, um sich Dinge einzuprägen – etwa den Einkaufszettel. „Man kann alle benötigten Lebensmittel und Waren geistig mit einem Körperteil verbinden“, nennt Auer eine bewährte Technik – die Loci-Methode. „Das schwere Brot liegt auf dem Kopf. Das Mehl kitzelt in der Nase. Das WC-Papier wird auf die Schultern gepackt. Und die Füße spielen mit den Äpfeln Fußball“, gibt die Expertin Anregungen, wie aus der imaginären Einkaufsliste Kopfkino entsteht. Im Supermarkt ruft man diese Orte nacheinander wieder ab und weiß so, was ins Wagerl muss.
Mit Buchstaben jonglieren: Wer häufig mit dem Lift fährt, kann ein Stockwerk früher aussteigen und den restlichen Weg zum Brainwalk machen. „Während des Treppensteigens kann man aus den einzelnen Buchstaben des Vornamens einen Satz bilden“, nennt die LIMA-Trainerin eine weitere Gedächtnisübung. Oder man sucht sich ein Wort aus und buchstabiert es rückwärts. Aus Karlsplatz wird dann z-t-a-l-p-s-l-r-a-k. Gar nicht so einfach, oder?
Tanzen: Der Rhythmus der Musik aktiviert dieselben Hirnregionen, die auch für das Verarbeiten von Sprache zuständig sind. Wiegeschritt und Co erfordern nicht nur ein Höchstmaß an Konzentration, sondern sie sorgen auch für gute Laune. Auch davon profitiert das Gedächtnis. Fühlt sich jemand wohl, setzt sein Gehirn Neurotransmitter wie Dopamin frei – Lernen funktioniert dann besonders gut.
Dem Training einen Sinn geben: Gedichte, Vokabellisten oder Zahlenreihen auswendig lernen – das alles mag zwar effektiv sein, dem Gehirn wird monotones Büffeln allerdings nur ein müdes Lächeln kosten. Was macht es nun bloß mit den herumschwirrenden Hieroglyphen zwischen den Synapsen? Der Gewinn ist größer, wenn man etwas lernt, das einen wirklichen Nutzen im Leben hat. Wer gerne Zeit in Griechenland verbringt, kann sich beispielsweise die griechische Sprache aneignen.
Bei allem Knobelenthusiasmus – eines darf beim Gehirntraining nicht fehlen: Die Freude am Tun. Spaß ist die beste Motivation, um Wissen in den Gehirnwindungen zu verankern. Und vielleicht sogar als Sieger beim Memory-Spiel mit dem Enkerl hervorzugehen.
Was unser Gehirn alles kann
Ein erster Versuch…
Ehct ksras! Gmäeß eneir Sutide eneir Uvinisterät, ist es nchit witihcg, in wlecehr Rneflogheie die Bstachuebn in eneim Wort snid, das ezniige was wcthiig ist, dsas der estre und der leztte Bstabchue an der ritihcegn Pstoiin snid. Der Rset knan ein ttoaelr Bsinöldn sein, tedztorm knan man ihn onhe Pemoblre lseen. Das ist so, weil wir nicht jeedn Bstachuebn enzelin leesn, snderon das Wort als gzeans enkreenn.
. …und die absolute Steigerung
D1353 M1TT31LUNG Z31GT D1R, ZU W3LCH3N GRO554RT1G3N L315TUNG3N UN53R G3H1RN F43H1G 15T! 4M 4NF4NG W4R 35 51CH3R NOCH 5CHW3R, D45 ZU L353N, 483R M1TTL3W31L3 K4NN5T DU D45 W4HR5CH31NL1ICH 5CHON G4NZ GUT L353N, OHN3 D455 35 D1CH W1RKL1CH 4N5TR3NGT. D45 L315T3T D31N G3H1RN M1T 531N3R 3NORM3N L3RNF43HIGKEIT. 8331NDRUCK3ND, OD3R
Lima- was ist das?
LIMA – was ist das?
LIMA steht für „Lebensqualität im Alter“.
Das Bildungs- und Trainingsprogramm richtet sich an Seniorinnen und Senioren und verbindet Gedächtnistraining mit körperlicher Bewegung. Ziel ist, durch gemeinsame Aktivitäten in der Gruppe die psychische und physische Gesundheit zu erhalten und den Alterungsprozess zu verlangsamen.
Die vier Bereiche von LIMA
- Gedächtnistraining: für eine bessere Konzentration und Merkfähigkeit
- Kompetenztraining: zur guten Bewältigung des Alltags im Alter
- Psychomotorisches Training: zur Erhaltung bzw. Förderung der Beweglichkeit
- Sinn- und Lebensfragen: für inneren Halt und zur Seelenstärkung Kontakt und
Informationen: lima@bildungswerk.at
Autorin: Sylvia Neubauer