Söhne in Christus Jesus!
Frauen sind grundsätzlich vom zentralen Amt des Priesters und in weiterer Folge auch vom Amt des Bischofs, Kardinals oder Papstes ausgeschlossen.
„Die heilige Weihe empfängt gültig nur ein getaufter Mann“, heißt es im Kirchenrecht. Für die Festlegung, Frauen nicht zum Priesteramt zuzulassen, gibt es laut Dr. Gerhard Marschütz, Professor i. R. für Theologische Ethik an der Universität Wien, mehrere Argumente. Drei zentrale Argumente nennt das Dokument „Inter insigniores“ der Glaubenskongregation von 1976: Das biblisch bezeugte Vorbild Jesu, der nur Männer zu Apostel berufen und keine Frauen in seinen engeren 12er-Kreis aufgenommen hat; die konstante Praxis der Kirche, wonach ausschließlich Männer zu Priestern geweiht worden sind; und schließlich die durchgängige Lehrmeinung der Kirche, die stets am Ausschluss der Frauenordination festgehalten hat.
„In der theologisch-wissenschaftlichen Debatte gelten diese Argumente als schwach“, wendet Marschütz ein. „Der 12er-Kreis will ja im Blick auf die zwölf männlich benannten Stämme Israels in erster Linie ein symbolischer Hinweis auf das neue Israel sein.
Auch der Verweis auf die kirchliche Tradition erweist sich als vage, da sich die Ämterstruktur erst in den frühen christlichen Jahrhunderten entwickelt hat. Zudem hat es in der frühesten Kirche ganz offensichtlich auch Diakoninnen gegeben. Und das Zölibatsgesetz gibt es auch erst seit dem Zweiten Laterankonzil von 1139.“
Ähnlichkeit mit Jesus
Ein weiteres, zentrales Argument verweist darauf, dass der Priester „in persona Christi“ handelt. Das Priesteramt hat einen sakramentalen Charakter, wobei der Priester selbst das Zeichen ist. Erkennbar wird dieses Zeichen in der natürlichen Ähnlichkeit mit Jesus Christus. Und da Jesus nun einmal ein Mann war, ist diese natürliche Ähnlichkeit bei Frauen schlicht und einfach nicht gegeben. Auch dieses Argument wird kontrovers diskutiert. Zum einen halte man laut Marschütz an der alten Vorstellung der untergeordneten Stellung von Frauen fest, wie sie bis in die 1970er Jahre in vielen Lebensbereichen gegeben und bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil auch Bestandteil der katholischen Ehelehre war. Bei so einem Verständnis sei es undenkbar, dass Frauen Jesus Christus repräsentieren können. Zum anderen werde kritisiert, dass nur die biologische Komponente als Maß der Ähnlichkeit herangezogen wird. Würde man auch die ethnische Komponente berücksichtigen, müssten alle Priester auch jüdischer Abstammung sein.
Im Galaterbrief heißt es, dass alle, die auf Christus getauft sind, Christus als Gewand angelegt haben und ihn auf diese Weise repräsentieren. Da gibt es „nicht mehr Juden und Griechen, nicht Sklaven und Freie, nicht männlich und weiblich; denn ihr alle seid einer in Christus“ (Gal 3,28). „Im Blick auf die christliche Heils- und Erlösungsperspektive sind Geschlechterkategorien irrelevant“, meint dazu Professor Marschütz. „Wo es um diese Perspektive geht, da sind Männer und Frauen der Christus-Repräsentanz fähig – auch der amtlichen.“
Amt oder Funktion
Da es immer weniger Priester gibt, überlegt man in der katholischen Kirche mehr denn je, welche Aufgaben Laien, Männer und Frauen, maximal übernehmen könnten. So können Frauen zum Beispiel Wortgottesdienste leiten, sie können Kommunionspenderinnen sein, in der Krankenhaus-Seelsorge arbeiten oder auch in leitenden Funktionen, wie etwa als Pastoralamtsleiterinnen, tätig sein. Die Österreichische Bischofskonferenz hat im Herbst 2021 beschlossen, dass der Anteil von Frauen in Leitungspositionen im Zeitraum von sieben Jahren zumindest auf ein Drittel erhöht werden soll. Damit ist die Kirche als Unternehmen in keiner anderen Situation wie viele andere.
Das mischt sich jedoch mit einer Unternehmensstruktur, in der nur bestimmte Personen obere Leitungsfunktionen innehaben können, und das wiederum hängt mit der Weihe und der sakramentalen Struktur des Amtes zusammen. Sobald es um Sakramente geht, ist es in der Regel nicht möglich, dass diese von einer qualifizierten Frau oder allgemein von qualifizierten Laien gespendet werden. Das ist quasi die rote Linie zwischen Funktion und Amt. Die Thematik der Gleichberechtigung innerhalb der katholischen Kirche betrifft daher nicht nur die Frauen.
Was denkt das Volk Gottes?
Die Themen „Partizipation“ und „Frauen“ sind die Top-Themen im Rahmen des Synodalen Prozesses in Österreich. „Im Abschlussdokument wird die Rolle der Frauen in der Kirche auf mehreren Ebenen und in mehreren Themenbereichen behandelt“, berichtet Dr. Walter Krieger, Generalsekretär des Österreichischen Pastoralinstitutes. Er ist Mitglied des vierköpfigen Redaktionsteams des
Schlussdokumentes zum Synodalen Prozess. „Beim Thema Leitungsfunktionen
gibt es keine Differenzen, ich habe den Eindruck, dass die Diözesen dies wahrnehmen und anstreben. Beim Thema Weihe wird zwischen Diakonat und Priestertum unterschieden. Es ist der klare Wunsch von vielen Frauen und Männern, dass der Diakonat für Frauen geöffnet wird.“
Beim Thema Priesterweihe für Frauen, das im Synodalen Prozess auch angesprochen wird, sieht Krieger vier verschiedene Einstellungen. „Für viele ist das Thema sehr wichtig und sie engagieren sich auch dafür. Eine andere Gruppe meint: Es kommt, wie es kommt; ich mache in der Kirche das, was ich machen kann. Dann gibt es eine Gruppe, für die dies offensichtlich kein Thema ist, weil sie in der Kirche sind, um das Evangelium zu verkünden und mit Christus ihren Glauben leben wollen. Diese Haltung ist vor allem in jüngeren geistlichen Bewegungen vertreten. ‚Kein Thema‘ heißt vielleicht aber auch, dass diese Gruppe vermutlich damit einverstanden wäre, wenn Frauen zu Priesterinnen geweiht werden. Und dann gibt es bei einigen auch eine klare Ablehnung“, so Krieger.
Ein Ausblick
Das Schlussdokument des Synodalen Prozesses in Österreich wird im Februar 2023 bei einer Kontinentalsynode für Europa in Prag eingebracht. Generell lohnt es sich, einen Blick über die Grenzen Österreichs hinaus zu machen. In vielen Teilen der Welt ist das Thema der Mitwirkung von Frauen in zentralen Funktionen und Ämtern in der Kirche noch gar nicht angekommen bzw. wird dies abgelehnt. In Europa kommt Unverständnis vor allem aus dem Osten, wo man mancherorts meint, dass man den Wunsch für eine solche „Modeerscheinung“ bereits überwunden hätte. Krieger hält es dennoch für möglich, dass die synodalen Gespräche so verlaufen, dass die Teilnehmer von der Wichtigkeit des Themas „Frauen in der Kirche“ überzeugt werden können. „Das ist ja der Sinn einer Synode, dass Positionen nicht von vornherein feststehen. Es hängt von der Offenheit der Leute füreinander und von der Offenheit für den Heiligen Geist ab, auf den sich die Synode ja immer wieder beruft. In der Lehre der Kirche heißt es allgemein: Es gibt eine fortschreitende Offenbarung des Heiligen Geistes in der Geschichte der Kirche, sodass sich Dinge verändern.“
Gerhard Marschütz geht nicht davon aus, dass sich in dieser Frage großartig etwas ändern wird. „Die Katholische Kirche ist fest davon überzeugt, dass sie ihre sakramentale Grundstruktur nur über das priesterliche Amt, wie sie es eben vorfindet, in der Tradition verwirklichen kann. Das hat nichts mit einer Entscheidung zu tun, die in Gremien verändert werden könnte. Die Kirche sehe hier keine Vollmacht, in dieser Frage anders zu entscheiden. Solange so argumentiert wird, wird sich auch nichts verändern. Man wird zwar in vielen Bereichen auch Frauen in kirchlich verantwortlichen Funktionen einsetzen, aber wo es um die sakramentale Christus-Repräsentanz geht, werden Frauen nicht zu finden sein.“
Autor: Christian Brandstätter, Lebensart-Verlag