X an Y - Glauben Männer anders?
Ich bin in einer sehr religiösen, traditionellen Großfamilie auf einem Bauernhof aufgewachsen und von klein auf habe ich erfahren, dass Männer Kirche sind und leben und dass Frauen in der Kirche höchstens als Heilige vorkommen. Daheim ist mir mein vorbetender Opa in Erinnerung: wie streng, schnell und pflichtbewusst er diese Aufgabe erledigte. Von meiner Mutter habe ich ganz anders beten gelernt. Dieses Beten war liebevoll, langsam, klar, hoffend, klagend, bittend, suchend und berührend.
Später waren es meine Erfahrungen mit Ordensfrauen als Lehrerinnen und mein sehr frühes Engagement in der Katholischen Frauenbewegung (kfb), durch die ich eine ganz bewusste und ganz weiblich geprägte Spiritualität kennenlernen durfte. Ich erinnere mich noch gut an die Zeit, als man in der Kirche offiziell das Wort „Frauenliturgie“ am besten gar nicht aussprechen durfte. Mittlerweile ist es beinahe selbstverständlich
geworden und das ist gut so. „Frauen schaffen Atmosphäre, sie glauben emotionaler und bringen ihr Leben zur Sprache und den Glauben damit in Verbindung“ – so eine Predigtaussage eines Priesters, die ich voll und ganz bestätigen kann. Schon in Genesis 1 heißt es: „Gott erschuf den Menschen als sein Abbild, als Mann und Frau erschuf er sie …“ In dieser von Gott geschaffenen Unterschiedlichkeit sollten wir unseren Glauben auf Augenhöhe in allen Bereichen des Glaubens leben können. Ich bin dankbar, dass ich seit vielen Jahren diese bewusste weibliche Spiritualität leben, erfahren und in zahlreichen Liturgien, Betstunden, Festen und Feiern auch vermitteln darf.
Anna Rosenberger, Diözesanvorsitzende der kfb und Vizepräsidentin der Kath. Aktion
St. Pölten, Dipl. Trainerin in der
Erwachsenenbildung und Gruppenprozessbegleitung