Essen und gesund bleiben!
Der Forscher beweist damit, wie wichtig Essenspausen für die Gesundheit sind. Fastende berichten immer schon von einem Prozess der Reinigung und Erneuerung in Zeiten, in denen nichts Festes zu sich genommen wird. Die gute Nachricht ist, dass das schon bei Fastenphasen von etwa vierzehn bis sechzehn Stunden ausgelöst wird.
Zellenmüll loswerden
In unseren Zellen sammelt sich im Laufe der Zeit Abfall an, der uns zunehmend zu schaffen macht. Je älter der Organismus, desto größer die „Müllberge“ in den Zellen, desto mehr Erkrankungen. Demenz etwa wird mit solchen Eiweißablagerungen in Zellen in Verbindung gebracht. Zusammenhänge gibt es auch mit Infektionen, Diabetes, Alzheimer, der Entstehung von Tumoren und dem Alterungsprozess grundsätzlich.
Der Selbstverdauung in den Zellen kommt eine Schlüsselfunktion zu. Dieser Verdauungsprozess wird als Autophagie bezeichnet, was so viel bedeutet wie „sich selbst essen“. Vorzustellen ist das wie eine Art Müllabfuhr, allerdings mit einer Recyclinganlage. Immer wenn wir essen, wird von der Bauchspeicheldrüse Insulin ausgesandt, damit Nahrung in die Zellen gebracht werden kann. Insulin kann man sich vorstellen wie kleine Schlüssel, welche die Zellen öffnen, wodurch Nahrung hineingelangen kann. Wird dieser Vorgang für eine bestimmte Zeit unterbrochen und es kommt keine Nahrung von außen in die Zelle, ist sie gezwungen ihr Notprogramm zu aktivieren. Sie nimmt sich nun das, was ohnehin in der Zelle herumliegt, sozusagen den Abfall. Um diesen herum bildet sich eine Membran, vorzustellen wie ein Müllsack, der sich anschließend mit dem „Magen“ der Zelle verbindet. Darin sind Verdauungsenzyme und Säuren enthalten. Mit deren Hilfe werden diese belastenden Stoffe anschließend wie in einer Häckselmaschine zerstückelt und können als Bau- oder Brennstoff verwendet werden. Das braucht Zeit und nüchternen Magen, weil konstant erhöhter Insulinspiegel hier ein Hindernis zu sein scheint. Wird durch ständiges Essen immer neue Energie zur Zelle gebracht, greift diese nicht auf die vorhandenen Energiereserven zurück.
Richtiger Essrhythmus …
Der Mensch als Jäger und Sammler hatte immer wieder Phasen des Nichtessens, bis er wieder auf Nahrung gestoßen ist. Man braucht nicht einmal so weit zurückgehen, noch bei unserer Eltern- und Großelterngeneration war Nahrung nicht ständig im Überfluss vorhanden. Unser Stoffwechsel und Verdauungsapparat ist auf Bewegung und immer wiederkehrende Phasen des Nichtessens ausgerichtet. Unter diesen Umständen kann die Selbstreinigung vollzogen werden, „Verschlackung“ und Übergewicht haben keine Chance.
Wie lässt sich diese Selbstverdauung in den Zellen im ganz normalen Alltag ermöglichen? Der Biochemiker Prof. Madeo in Graz forscht auf diesem Gebiet und hat sich weltweit einen Namen gemacht. Madeo empfiehlt das Kurzzeitfasten. Es ist leichter, hie und da gar nichts zu essen, als sich ständig zu zügeln. Nach seinen Forschungen mit Fruchtfliegen und Mäusen geht er davon aus, dass der Prozess der Selbstverdauung ab einem Zeitraum von 14-16 Stunden des Kalorienverzichtes beginnt. Praktisch bedeutet das, dass man fallweise entweder das Frühstück oder das Abendessen weglassen könnte.
Das reduziert dann natürlich die Anzahl der Mahlzeiten, bei diesen kann jedoch ordentlich gegessen werden. Wird ständig zu wenig gegessen, ist man immer in Versuchung, dort und da ein paar Bissen zu essen. Gelegenheiten gibt es viele, weil immer etwas herumsteht, man für heimkommende Kinder aufwärmt, kostet, Reste aufisst usw. Besser ist es, gezielt entweder zu Mittag und am Abend zu essen oder eben zu frühstücken und das Mittagessen auf den Nachmittag zu verlegen, um ab und zu längere Essenspausen in den Alltag einzubauen.
… oder gleich fasten
Eine andere Variante ist, einen oder zwei Tage pro Woche zu fasten. Für den Prozess förderlich ist jede Art von Bewegung. Die Experimente mit Mäusen beeindrucken. Eine Gruppe wurde rund um die Uhr mit fett- und zuckerreicher Nahrung gefüttert. Die Tiere wurden wie erwartet dick, erkrankten an Diabetes und wiesen Entzündungen auf. Die zweite Gruppe der Nager bekam genau die gleiche Nahrungsmenge, aber nur innerhalb von acht Stunden am Tag. Überraschenderweise blieben diese Tiere schlank und viel länger gesund. Nicht die Kalorien, sondern die Stunden ohne Nahrung zählen! Der Ratschlag mancher Ernährungsexperten, fünf- oder sechsmal pro Tag zu essen, ist nicht mehr zu halten.
Es gibt bestimmte Nahrungsmittel, die den Prozess der Selbstverdauung in den Zellen ankurbeln: Spermidin, eine Substanz, die in allen Körperzellen vorkommt. Durch die lebensverlängernde Auswirkung bei Tierversuchen ist Spermitin ein großes Thema in der Altersforschung und bei der Entwicklung von Medikamenten gegen Krankheiten. Die Substanz kommt besonders in Weizenkeimen, Käse, frischem grünen Pfeffer, Pilzen, Sojabohnen, Zitrusfrüchten und Kaffee (ohne Milch) vor.
Prof. Madeo: „Die Autophagie löst eine elementare Funktion im Körper aus. Sie hält die Zellen länger jung, aber nur, wenn wir uns mit maximal zwei Mahlzeiten täglich begnügen. Wer das nicht schafft, sollte zu seinen Mahlzeiten wenigstens ordentlich Weizenkeime essen.“ Und: „Einmal am Tag sollte man den Hunger richtig spüren“, meint Madeo. Er hat dazu einen hilfreichen Spruch: „Begrüßen Sie den Hunger wie einen Freund, dann wird Ihr Körper aufgeräumt.“
Autorin: Dipl.-Päd. Marianne Schindlecker, MSc; Supervisorin, Fastenbegleiterin und Ernährungsberaterin und lebt in St. Pölten.