„Wenn du nicht fastest, siehst du das Geheimnis nicht.“ (afrikanisches Sprichwort)
Es geht beim Fasten um einen klaren und nüchternen Blick auf sich selber. Das kann uns auch einiges abverlangen kann, weil es auch beinhaltet, sich mit den dunklen Seiten und Schattenseiten seines Lebens auseinander zu setzen.
Fasten als innere Klärung
Fasten ist also ein Prozess, wo eine innere Klärung passiert. Und letztlich ist auch eine Entscheidung und Entschiedenheit von mir verlangt, wo es im Leben hingehen soll. Der Prozess des Fastens kann also mit besonderen inneren Erfahrungen und Wandlungen verbunden sein: nach der Auseinandersetzung mit dem Dunklen kommt es zu Erfahrungen des Hellen und Lichten, wie das so anschaulich im Evangelium vom zweiten Fastensonntag, von der Verklärung Jesu, dargestellt wird.
Von der Benutzeroberfläche in die Tiefe
Es gibt so etwas wie die Versuchung, seinen Lebenshunger oder Lebensdurst mit etwas Vordergründigem oder Oberflächlichem zuzudecken oder abzudecken, was mir aber dann den Zugang zu einem vollen und erfüllten Leben versperren kann. Melanie Wolfers schreibt auf ihrer Homepage: „Der Glaube lenkt den Blick von der Benutzeroberfläche unserer Welt in die Tiefe. Er lässt uns Verbundenheit spüren und für Gerechtigkeit eintreten.“ Insofern hat das Fasten auch eine gemeinschaftliche und politische Dimension.
Fasten als ein Zurückführen
Fasten bedeutet immer auch „reduzieren“. Im Wort „reduzieren“ steckt das lateinische Wort „re-ducere“ drinnen, was wörtlich übersetzt heißt: „zurückführen“. Fasten heißt also sich selber zurückführen bzw. sich zurückführen lassen zu den Lebensquellen. Das aufspüren, wo meine Lebendigkeit, meine Lebensenergie, meine Ziele und Sehnsüchte sind, wo meine Hoffnung, meine Heimat und meine Geborgenheit sind. Das aufspüren, was mich (und uns) im Leben trägt und hält.
Wolfgang Bögl, Theologischer Assistent der KMB Linz