Fang bescheiden an
Mit Gott in Dialog treten
Der Theologe Fulbert Steffensky hat Regeln aufgestellt, wie man trotz vieler Schwierigkeiten zu einem regelmässigen Gebet finden kann. Diese Regeln könnten eine Anregung für eine Runde oder Gruppe sein, diese Regeln gemeinsam zu besprechen und die eigene Gebetspraxis zu überdenken.
- Entschliesse dich zu einem einem bescheidenen Vorhaben auf dem Weg zu religiöser Aufmerksamkeit, zum Gebet oder zur Meditation. Der bescheidene Anfang schützt vor der Selbstentmutigung durch zu grosse Vorhaben. Ein solcher Schritt könnte sein, am Morgen oder am Abend ein Gebt in Ruhe zu beten; sich einige Minuten für eine Lesung freizuhalten, Wenn dies nicht möglich ist, liegt es nicht an der Hektik und der Überlast unseres Berufes, sondern daran, dass wir falsch leben.
- Gib deinem Vorhaben eine feste Zeit! Bete nicht nur, wenn es dir danach zumute ist, sondern wenn es Zeit dazu ist. Regelmässig beachtete Zeiten sind Rhythmen, Rhythmen sind gegliederte Zeiten. Erst gegliederte Zeiten sind erträgliche Zeiten.
- Gib deinem Vorhaben einen festen Ort. Orte sprechen und bauen an unserer Innnerlichkeit.
- Sei im bescheidenen Vorhaben streng mit dir selber! Mach deine Gestimmtheit und deine augenblicklichen Bedürfnisse nicht zum Massstab deines Handelns. Stimmungen und Augenblicksbedürfnisse sind zwielichtig. Die Beachtung von Zeiten, Orten und Methoden reinigt das Herz.
- Rechne nicht damit, dass dein Vorhaben ein Seelenbad ist! Es ist Arbeit - labor!, manchmal schön und erfüllend, oft langweilig und trocken. Meditieren, Beten, Lesen sind Bildungsvorgänge. Bildung ist ein langfristiges Unternehmen.
- Sei nicht auf Erfüllung aus, sei vielmehr dankbar für geglückte Halbheit. Es gibt Ganzheitszwänge, die unsere Handlungen lähmen und uns entmutigen.
- Beten und Meditieren sind kein Nachdenken. Es sind Stellen hoher Passivität. Man sieht die Bilder eines Psalmes oder Bibelverses und lässt sie behutsam bei sich verweilen.
- Lerne Formeln und kurze Sätze aus dem Gebetsschatz der Tradition auswendig. Sie sind die Notsprache, wenn einem das Leben die Sprache verschlägt. Sie sind wie ein Balken, an dem man sich nach einem Schiffbruch klammert. Wir verantworten ihren Inhalt nicht, denn wir sprechen sie mit der Zunge der toten und lebenden Geschwister.
- Wenn du zu Zeiten nicht beten kannst, lass es! Aber halte den Platz frei für das Gebet, das heisst, tue nicht irgend etwas anderes, sondern verhalte dich auf andere Weise still! Setze dich ruhig hin und lies! (Aus: "Imprimatur" 5/6, 2000)
von P. Markus Bucher, geistl. Assistent der kath. Männerbewegung