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130 TeilnehmerInnen trafen sich von 1. bis 2. September 2017 zum Buch Ijob und zum Thema Umgang mit dem Leid im Bildungshaus Schloss Puchberg.
Mit jugendlichem Elan
Weihbischof Anton Leichtfried eröffnete die Tagung mit der Aussage: „Sich zwei Tage mit dem Leid zu beschäftigen, ist gewagt“ – gerade, weil es nicht gesellschaftlicher Mainstream sei. Es sei eher die Norm, jung, schön, reich, gesund zu sein. „Und jeder Zentimeter Abweichung wird bestraft.“ In seiner Begrüßungsrede wies er auch darauf hin: „Auch wenn man sich mit diesen Fragen beschäftigt, bleiben dennoch viele Fragen offen.“
Den jugendlichen Elan der beiden ReferentInnen sprach Franz Kogler, der Leiter des Bibelwerks Linz, an; mit einem solchen kann man sich auch über ein so ernstes Thema trauen.
Warum Leid?
Einen ersten Einstieg ins Buch Ijob bot die Hauptreferentin der Tagung, Dr.in Elisabeth Birnbaum, neue Direktorin des Österreichischen Katholischen Bibelwerks (ÖKB) – an ihrem ersten Arbeitstag. „Wichtiger als die Frage nach dem Warum ist der Umgang mit dem Leid“. Während Ijobs Freunde am sog. Tun-Ergehen-Zusammenhang festhalten und das Leid Ijobs zu erklären versuchen, verteidigt Ijob selbst seine Unschuld: sein Leid sei unerklärlich. Erst das radikale Hinterfragen aller (gutgemeinten) Erklärungsversuche eröffnet Wege durch das Leid.
Kein Weg am Leid vorbei
Einen prägnanten Einblick, wie Leid christlich verstanden wird, brachte Dr. Andreas Telser von der KU Linz. Er zeigte auf, dass sowohl die Versuche, das Übel zu „entübeln“, es als weniger schlimm oder als Strafe, Läuterung oder Reifung des Menschen zu erachten, als auch die Versuche, Gott für das Leid nicht/weniger verantwortlich zu machen, in Sackgassen führen. Letztlich machte Telser klar, dass es keinen redlichen Weg am Leid vorbei gibt. Wie wir mit Leid umgehen und wie wir in diesem Kontext mit Gott umgehen, ist eine ständige praktische Herausforderung – die Antwort auf die Theodizee ist ein Ringen, dessen Ausgang offen bleiben muss, gerade auch im Angesicht des Leidens der anderen.
Workshops mit seelsorglichem Schwerpunkt
Eine Besonderheit der Tagung war die Ausrichtung speziell für Personen, die in der praktischen Seelsorge (Telefonseelsorge, Notfallseelsorge, …) arbeiten. Angeboten wurden Workshops zur Schwierigkeit der Kommunikation mit Menschen in Leidsituationen, zum Umgang mit Leid, wenn Schuld im Spiel ist, bis hin zum Feld der boomenden Lebenshilfe samt möglichen „Risiken und Nebenwirkungen“. Texte aus der Umwelt des Alten Testaments, Ijob-Rezeption in der Literatur des 20. Jahrhunderts, ein Bibliodrama zu Ijob sowie ein Töpferworkshop boten weitere interessante Aspekte.
Das Lied (!) des Gerechten
Elisabeth Birnbaum zeigte am Freitagabend eindrucksvoll eine weitere Begabung: In einem Musik-Kabarett mit dem klingenden Titel „Das Lied [sic!] des Gerechten – Ijob re-Load-ed“ sang sie zur Begleitung von Thomas Vogler (Akkordeon, Gitarre) Lieder von Gershwin, Kreisler und Strauss. Fazit des Abends: Ijob muss ein Wiener gewesen sein …
Veranstaltet wurde die Tagung vom Bibelwerk Linz, der Fachstelle Bibelpastoral der Diözese St. Pölten, der Krankenseelsorge der Diözese St. Pölten, der TelefonSeelsorge Niederösterreich sowie dem Bildungshaus Schloss Puchberg und in Kooperation mit dem Österreichischen Kath. Bibelwerk.